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Leineschloss
von Tim Schredder (Eigenes Werk) [GFDL, CC-BY-SA-3.0 oder CC-BY-SA-2.0-de], via Wikimedia Commons
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Das Leineschloss in Hannover ist eine klassizistische Schlossanlage in der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover, in der der Niedersächsische Landtag seit 1962 seinen Sitz hat. Das zunächst als Fachwerkbau 1637 erbaute Schloss an der Leine hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich und wurde mehrfach erweitert, umgebaut, zerstört und nach dem Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut. 1837 bis 1866 war es die Residenz der Könige von Hannover.

 

Das heutige Schloss steht auf dem Gelände des um 1300 gegründeten Minoritenkloster namens Münchehof, das innerhalb der Stadtmauer direkt an der Leine lag. Das Kloster wurde während der Reformation 1533 säkularisiert.

Das Schloss entstand auf Betreiben von Herzog Georg von Braunschweig und Lüneburg-Calenberg auf dem Gelände des Klosters. Zugrunde lag die welfische Erbteilung von 1635, bei der er Hannover zur Residenz gewählt hatte.

Bei der Umgestaltung vom Kloster zum Schloss ab 1637 blieb nur die Kirche erhalten, die mit Abschluss der Arbeiten 1642 als Schlosskirche geweiht wurde. Das Schloss war ein Fachwerkbau, der wegen der wirtschaftlichen Not während des Dreißigjährigen Kriegs bescheiden ausfiel. Im benachbarten Linden wurde 1652 ein Küchengarten angelegt, der 1666 durch den Berggarten in Herrenhausen ergänzt wurde.

Herzog Johann Friedrich zu Braunschweig und Lüneburg ließ ab 1665 eine Fürstengruft und ein Kapuzinerkloster im Schloss einrichten. Auch wurden auf seine Veranlassung Innenräume prächtiger ausgestaltet. Sein Nachfolger, der spätere erste Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg Ernst August, löste 1680 das Kloster wieder auf.

Das Schloss stand in der engen Altstadt, anfangs wenig repräsentativ eingezwängt zwischen Bürgerhäusern. Ernst August ließ 1680 auch 42 Wohnhäuser auf der gegenüberliegenden Seite der Leine abreißen, um sich im Vorfeld seiner Residenz eine Schlossfreiheit zu schaffen.

1690 wurde auf seine Veranlassung ein hölzernes Opernhaus (an der Stelle des heutigen Plenarsaals des Landtages) errichtet. Mit 1.300 Plätzen und der prächtigen Ausstattung galt es als das beste in Europa.

1698 ließ Kurfürst Georg Ludwig, obwohl dieser als König Georg I. von Großbritannien seit 1714 überwiegend in London residierte, die Innenräume des Schlosses ausgestalten. Auch aufgrund seiner zahlreichen Aufenthalte in Hannover entwickelte die Hofhaltung eine große Prächtigkeit. Bekannte Persönlichkeiten besuchten das Schloss, wie Georg Friedrich Händel als Dirigent von Schloss-Konzerten, Zar Peter I., Prinz Eugen von Savoyen und John Churchill, 1. Duke of Marlborough.

Eine kleinere Baumaßnahme war der Wiederaufbau des nordwestlichen Kammerflügels 1742, der ein Jahr zuvor abgebrannt war.

Als vierter Bauabschnitt gilt die Neugestaltung der Westfassade 1797. Durch die Personalunion zwischen Großbritannien und dem Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg hielten sich Georg Ludwigs Nachfolger immer weniger im Schloss auf. Es blieb dadurch 123 Jahre Residenz meist ohne Regenten.

Weitere Umgestaltungen des Leineschlosses kamen wegen der französischen Besatzung zwischen 1803 und 1813 nicht mehr zur Umsetzung. Die Besatzungstruppen unter General Édouard Adolphe Mortier plünderten das Schloss, welches in der Folge verwahrloste. Jérôme Bonaparte schenkte den Bau der Stadt und ließ in ihm eine Kaserne für 3000 Mann einrichten. Nach der Besatzungszeit wurde das Schloss Sitz von Behörden, dann wieder Kaserne.

Das Leineschloss entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte zu einem großen, aber architektonisch uneinheitlichen Gebäudekomplex. Die Anlage hatte einst größere Ausmaße als heute. Es gab einen Kammer-, einen Leinestraßen-, einen Leineflügel, eine Schlosskirche, ein Regierungsgebäude und mehrere Querflügel.

Bedeutende bauliche Veränderungen des fünften Bauabschnitts gehen auf den Einfluss des Hofarchitekten Georg Ludwig Friedrich Laves zurück. Die durch den Wiener Kongress gesteigerte Bedeutung des Königreichs Hannover machte einen repräsentativen Bau für das Königreich notwendig. Laves gab dem Schloss durch Umbauten zwischen 1816 und 1844 seinen klassizistische Stil. Die Leineseite des Schlosses entspricht mit ihren drei Ebenen und dem Mansarddach eher dem Barockstil. Klassizistisch ist auch der große Portikus (Säulenvorbau) an der Leinstraße mit sechs korinthischen Säulen und einem flachen Dreiecksgiebel. Dieser trägt das Wappen des damaligen hannoverschen Königshauses.

Als besonderes Bauelement, das durch Laves geschaffen wurde, ist der zur Leine vorspringende Wintergarten. Königin Friederike regte ihn 1839 für ihre Pflanzen an. Heute ist im ehemaligen Wintergarten das Arbeitszimmer des Niedersächsischen Landtagspräsidenten untergebracht.

Die Planungen, die Gesamtanlage durch einen südöstlichen Erweiterungsbau (anstelle des heutigen Landtages) im gleichen Stil zu vollenden, wodurch die Symmetrien sowohl der Leineseite mit dem Erker in der Mitte als auch der Stadtseite mit dem klassizistischen Portikus in der Mittelachse hergestellt worden wären, konnten jedoch nicht realisiert werden. Das Schloss blieb weiterhin unvollendetes Stückwerk. 1856 verzichtete König Georg V. auf den weiteren Ausbau und ließ stattdessen das Welfenschloss errichten, heute Sitz der Universität Hannover. Architektonisch unvollendet wurde das Leineschloss 1862 erneut zur Heimstatt parlamentarischer Gremien, die sich aus der Ständeversammlung des Königreichs Hannover entwickelt hatten.

Die Annexion Hannovers durch Preußen wurde 1866 feierlich im Leineschloss verkündet. Das Schloss wurde vereinnahmt, und sein bisheriger Herrscher König Georg V. ging ins Exil. Im Schloss erhielten preußische Einrichtungen ihren Sitz, darunter auch ein Wohnbereich für Übernachtungen von Kaiser Wilhelm II., der hier etwa 20 mal weilte.

Während der Luftangriffe auf Hannover im Zweiten Weltkriegs warfen am 26. Juli 1943 92 amerikanische B 17-Bomber etwa 25.000 Brandbomben auf die Innenstadt ab und trafen das Schloss an rund 100 Stellen. Dadurch brannte es bis auf die Außenmauern aus.

Der Brand zerstörte viele Kunstschätze in den prächtigen Repräsentationsräumen. Darunter war der 1688 fertiggestellte Rittersaal für große Festlichkeiten, dessen Wände und Decken mit Barockdekor geschmückt waren. Zerstört wurde auch das Wohnzimmer des Kaisers, der sich 1889 letztmalig im Leineschloss aufgehalten hatte. Weitere bedeutende Räume waren das Schreib- und Wohnzimmer der Kaiserin, der Thronsaal und der Tanzsaal. Bei einem weiteren Luftangriff am 8. Oktober 1943 richtete die Druckwelle einer Luftmine weitere Schäden an.

1948 schlug der hannoversche Stadtplaner Rudolf Hillebrecht vor, das Schloss als Landesparlament für das 1946 gegründeten Bundesland Niedersachsen zu nutzen. Seit 1947 tagte das Parlament in einem Seitenflügel der Stadthalle Hannover. Das Leineschloss eignete sich für die Parlamentspläne insbesondere, da das Regierungsviertel mit seinen Ministerien in dem weitläufigen Gelände rund um den Waterlooplatz entstehen sollte. Aus städtebaulicher Sicht bot sich dieses Gelände wegen der räumlichen Nähe zwischen Regierung und Parlament und der Lage im Zentrum der Stadt an.

1949 verzichtete die Stadt Hannover auf das Nutzungsrecht am Schloss zugunsten des Parlaments. 1956 beschloss der Landtag, das Leineschloss wiederaufzubauen. Der Wiederaufbau erfolgte 1957 bis 1962 nach Plänen von Dieter Oesterlen unter Verwendung der Außenmauern und moderner Gestaltung des Inneren, was auch durch den Verzicht auf die historische Sprossenteilung der Fenster zum Ausdruck kommt. An der Stelle des zerstörten Opernhauses wurde der Plenarsaal angebaut. Seit 1962 hat der niedersächsische Landtag seinen Sitz im Schloss.

 


Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Leineschloss aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.

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von AxelHH at de.wikipedia (Original text : de:Benutzer:AxelHH) [Public domain], vom Wikimedia Commons
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