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Festung Wilhelmstein
von User:AxelHH (User:AxelHH) [Public domain], via Wikimedia Commons
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Der Wilhelmstein ist eine 1,25 ha große, künstliche Insel im Steinhuder Meer in der Region Hannover, die im 18. Jahrhundert aus militärischen Gründen erschaffen wurde. Auf ihr befindet sich seither die Festung Wilhelmstein. Heute ist die Insel nahe Hagenburg ein beliebtes Ausflugsziel, das mit Auswanderer-Booten von Steinhude sowie Mardorf aus zu erreichen ist.

Die im Steinhuder Meer liegende Insel Wilhelmstein ist im Besitz der Adelsfamilie Schaumburg-Lippe. Sie wird heute von einem Inselvogt von der fürstlichen Hofkammer in Bückeburg verwaltet. Damit verbunden ist das Zufahrtsrecht mit einem Motorboot zur Insel auf dem ansonsten motorbootfreien See. Ursprünglich gehörte auch das Steinhuder Meer zum Fürstentum Schaumburg-Lippe. Der Fürst trat es jedoch nach der Novemberrevolution von 1918/19 zur Hälfte an den Staat ab, um einer Enteignung vorzubeugen. Mit der Gebietsreform von 1974 wurde die restliche Hälfte des Steinhuder Meeres vom Fürsten zum Preis von 5 Millionen DM an den Landkreis Hannover verkauft.

 

Graf Wilhelm zu Schaumburg-Lippe ließ die Insel mit der Festung zwischen 1761 und 1767 errichten. Die Inselfestung, im typischen sternförmigen Bastionärsystem der damaligen Zeit errichtet, galt trotz ihrer geringen Ausdehnung als Mittelpunkt des Kleinstaates Schaumburg-Lippe und diente seiner Verteidigung. Graf Wilhelm wollte die kleine Grafschaft mit zu dieser Zeit nur 17.000 Untertanen gegen mögliche Annexionsbestrebungen anderer Mächte schützen. Bei den Planungen kamen ihm militärische Erfahrungen als Artillerist im Siebenjährigen Krieg und als Heerführer in Portugal zugute.

Die Festung im Steinhuder Meer sollte zum uneinnehmbaren Fluchtpunkt werden und verhindern, dass ein Angreifer sich der Grafschaft bemächtigen kann. Der Verteidigungsfall trat 20 Jahre nach Fertigstellung der Festung tatsächlich ein (siehe unten Belagerung 1787). Die Grundsteinlegung erfolgte 1761 im Südwestbereich des Sees, 1,4 km vom Ufer entfernt. Das Bauprojekt trug die Bezeichnung Wilhelms Insuln, da es sich anfangs um den Wilhelmstein als Festungsinsel mit 16 Nebeninseln (Wilhelmsinseln) handelte.

Zwischen 1761 und 1765 wurde die Insel aufgeschüttet, auf der der Festungsbau entstehen sollte. Dazu schaffte die Bevölkerung fünf Jahre lang jeden Werktag rund 30 m3 Schüttmaterial aus Sand, Kies sowie Steinen heran. Im Sommer transportierten Fischer das Material in ihren Booten, und im Winter fuhren Bauern das Schüttmaterial auf Schlitten heran. Eigens für die Anlieferung wurde der 1,2 km lange Hagenburger Kanal als Stichkanal von Hagenburg zum Steinhuder Meer ausgehoben. Trotz des Anspruchs des Grafen Wilhelm auf Frondienst ließ er die Arbeitskräfte entlohnen.

 

Auf der damals wesentlich kleineren Insel als heute entstand zwischen 1765 und 1767 zunächst eine sternförmige Schanze mit vier Bastionen und einer Zitadelle sowie zangenförmigen Tenaillen. Während die Außenmauern aus Steinblöcken bestanden, wurde im Inneren Backstein verbaut. In den Kasematten im Festungsinneren waren die Soldaten untergebracht. Die beschusssicheren Gewölbe dienten auch der Lagerung von Munition und Verpflegung. Über den Kasematten wurde ein Schlösschen als Wohnraum für den Festungskommandanten und die Offiziere errichtet. Es besaß einen Turm, auf dem sich ab 1774 eine Sternwarte befand. Für die Patrouillengänge der Wachen gab es in Wasserhöhe rund um die Festung eine schmale Berme und oberhalb auf der Festung einen Weg rund um das Schlösschen.

Rund um die Festungsinsel wurden 16 weitere Inseln als Außenwerke errichtet, bei denen es sich zunächst um Plattformen auf Holzpfählen und Balken handelte. Es waren vier äußere Bastionen, vier mittlere Ravelins und acht kleinere Kurtinen. Die Außenwerke waren mit Zugbrücken untereinander und mit der Festungsinsel verbunden. Auf ihnen standen neben Kanonenstellungen feste Häuser mit Werkstätten, Magazinen, ein Lazarett und Studienräume sowie eine Windmühle. Im Südwesten wurde ein kleiner Hafen angelegt, der noch heute besteht. In ihm lagen damals fünf kleine Kanonenboote. Auf einem Außenwerk ließ der Graf einen Versuchsgarten anlegen.

Schon früh führten Wellen- und Eisgang zu Schäden an den Außenwerken. Auch verrotteten die Holzpfähle schnell im Wasser. Bereits 1772 bekamen die Außenwerke einen festen Untergrund durch Aufschütten von Sand und Steinen. Die Außenwerke bestehen heute in der ursprünglichen Form nicht mehr. Sie wurden in die Hauptinsel integriert, als um 1810 die Zwischenräume verfüllt wurden. Dadurch entstand aus der sternschanzenförmigen Anlage die Insel in ihrer heutigen, fast quadratischen Form mit etwa 100 m Seitenlänge. Von den ehemals 16 Häusern existieren heute noch 9 (für Matrosen, Sergeanten, Bedienstete, Kaserne, Schmiede, Krankenstation, Pulverhaus, Viehhaus). Es handelt sich meist nicht um hölzerne Originalbauten von 1767, sondern um steinerne Nachbauten aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.

Die Festung besaß die modernste Bewaffnung in damaliger Zeit. 1777 gab es auf der Insel 166 Kanonen. Darunter waren Drei-, Sechs- und Zwölfpfünderkanonen (nach Gewicht der Kanonenkugel) sowie Mörser. Um 1850 waren es nur noch etwa 100 Geschütze, da ein Teil verkauft wurde. In die Festungsmauern sind vier lange Schießscharten für Kanonen eingelassen.

Für den Kriegsfall war eine Besatzung von 800 Soldaten geplant, von denen die Hälfte für die Festung und der Rest für die Außenwerke vorgesehen waren. In den Anfangsjahren betrug die reguläre Stärke 250 Soldaten, später waren es rund 150 Mann. 1782 wurde die Besatzung aus Kostengründen auf 22 Mann reduziert.

Der Soldatendienst auf der Festung war gesundheitlich nicht unbedenklich. Die ständige Feuchtigkeit verursachte Erkältungskrankheiten und Rheuma. In Friedenszeiten versahen die Soldaten daher nur maximal zehn Tage Dienst auf der Insel, an Land waren sie in Hagenburg und Steinhude untergebracht. Auf der Insel lebten auch einzelne Ehefrauen von Soldaten, die für die Besatzung wuschen und andere Hausarbeiten übernahmen. Im Winter war das Eiland zeitweise vom Festland abgeschnitten, wenn das Eis noch nicht trug und Boote nicht fahren konnten. Deswegen wurden in der Festung größere Mengen an Lebensmitteln und Brennmaterial eingelagert. Im Winter musste die Besatzung die Inseln eisfrei halten, wobei das Eis mit langen Sägen gesägt wurde.

1772 entstand am Südwestufer des Steinhuder Meeres das Wilhelmsteiner Feld als Anlegeplatz für die Bootsflotte des Wilhelmsteins. Es handelte sich um ein ursprünglich versumpftes Gebiet, das entwässert wurde. Darin entstanden Schanzen und andere Befestigungs- sowie Übungsanlagen. Das Gebiet wurde auch landwirtschaftlich genutzt, denn mit den Erzeugnissen sollte die Inselfestung im Kriegsfall versorgt werden. Verdiente Soldaten bekamen im Wilhelmsteiner Feld Hofstellen. Nach dem Tod des Grafen 1777 wurden die militärischen und zivilen Anlagen verkauft und die Flächen wieder zu Moorflächen.


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