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Schloss Tüßling
von Konrad Lackerbeck (Eigenes Werk) [CC-BY-3.0], via Wikimedia Commons
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Schloss Tüßling befindet sich im 90 Kilometer östlich von München gelegenen Markt Tüßling im oberbayerischen Landkreis Altötting. Schloss Tüßling ist am Rande des Ortskernes gelegen. Das Objekt wurde in die Denkmalliste des Landkreises Altötting aufgenommen.

Schloss Tüßling, das mit seinem regelmäßigen Vierflügelgrundriss, seinen vier oktogonalen Ecktürmen mit abschließenden Zwiebelhauben alle bezeichnenden Eigenschaften des entwickelten Renaissance-Schlosses aufweist, kann mit seinem prächtigen, von Laubengängen in drei Geschossen umgebenen Hof als Musterbeispiel eines alpenländischen Typs der Gattung „Vierflügelanlage mit Arkadenhof“ gelten. Tüßling war einst ein Wasserschloss und ist noch heute von einem Graben umrandet.

Um den einheitlichen Charakter beizubehalten, wurden Vertiefungen in die Fassaden zur Gliederung, Belebung und zur Zierde des Schlosses Blendfenster eingelassen.

Das Schloss wurde 1581 bis 1583 im Auftrag von Johann Veith Graf von Toerring erbaut, trotz Brandschäden 1712 und barocker Einbauten hat es im Äußeren seinen Charakter unverändert bewahrt.

Den reizvollsten Teil des Schlosses bildet der gotische Innenhof, der sechs Arkaden an jeder Seite zeigt. Während das Erdgeschoss raue Steinsäulen aus Granit aufweist, wurden in den Obergeschossen schlanke toskanische Säulen auf Balusterpfeilern verwendet. In den beiden oberen Stockwerken der Nord- und Südseite wurden die Loggien später geschlossen.

Der Arkadengang als Verbindungsweg im Hofraum war in einfacher Weise als offene Galerie auf Konsolen oder über Arkaden ein bereits an frühen Renaissancebauten beliebtes Bauglied. Die Notwendigkeit, bei Schlössern mit mehreren Wohngeschossen auch in den oberen Stockwerken durchgehende Gänge zu haben, führte bei den Mehrflügelanlagen zur Erweiterung und Ausbreitung dieses Prinzips über alle Geschosse und an allen Fronten, sodass endlich Höfe entstanden, die ringsum von mehrgeschossigen Laubengängen umgeben waren. Diese Bauform wurde vor allem in den Alpenländern gepflegt.

Die Fassaden von Schloss Tüßling waren stark verwittert und sind nach der Modernisierungsphase vollständig im Sgraffitostil verputzt und in ihrer überlieferten Gestaltung nach vorhandenen Resten und nach Fotos rekonstruiert. Sgraffito ist eine Technik der Wandmalerei, bei der Linien und Flächen in verschiedenfarbige, übereinander gelegte Putzschichten eingeschnitten oder geritzt werden. Die Farbfassung ist nach Ansichten des späten 18. Jahrhunderts und nach Befunden am Bau wiederhergestellt, ist in strahlendem Weiß gehalten und bildet zum korallenroten Dach, den umgebenden in Gelb gehaltenen Wirtschaftsgebäuden, Kavaliershäusern und Stallungen sowie zur grünen Parkanlage einen Kontrast.

Das große rotweiße Hauptportal nimmt der Ostflügel auf: Über den inzwischen ausgetrockneten Graben führt immer noch die alte geschwungene Steinbrücke.

In den letzten Jahren hat sich an der Optik der Räumlichkeiten von Schloss Tüßling viel verändert. Es existieren noch immer sogenannte Salonräume, die in gelb, blau, rot oder grün gehalten sind. Der Tradition zufolge wurden Schlösser samt Inventar und Einrichtung veräußert und erworben; so auch Tüßling. Aus diesem Grund beherbergt das Schloss noch heute kulturhistorische Schätze.

Nach dem Brand von 1712 ließ Ferdinand Marquard Joseph Graf von Wartenberg 1725 den Nordflügel zu einem 340 Quadratmeter großen Festsaal mit acht Fensterachsen umgestalten. Die ungegliederten Fensterpfeiler sind mit Régence-Stuckaturen überzogen. Über den Fenstern sind Ideal-Landschaftsbildnisse. Das Spiegelgewölbe ruht auf einem Konsolenkranzgesims. An seinen Schmalseiten befinden sich die Wappen des Erbauers und seiner Gemahlin Maria Johanna Baptista de Melun.

Die Schlosskapelle Sankt Vitus im Ostflügel des Tüßlinger Schlosses geht auf das 17. Jahrhundert zurück. Ihre Innenausstattung wurde 1712 nach einem Brand völlig erneuert. In den 1960er Jahren ist hier unter dem barocken Altar ein romanischer Steinaltar gefunden worden. Zwei kostbare Reliquiarkästchen gehörten ursprünglich zum Inventar dieser Kapelle, sie befinden sich heute im Bayerischen Nationalmuseum in München. Beide sind in Grubenschmelztechnik in Limoges gearbeitet und wahrscheinlich im 12./13. Jahrhundert entstanden.

Allein mit privaten Mitteln hat die heutige Schlossbesitzerin von Tüßling eine Generalsanierung 1991 in Angriff genommen. Rund 400.000 Dachziegel sind erneuert, Gebälk und Außenputz saniert, feuchte Stellen im Mauerwerk des ehemaligen Wasserschlosses trockengelegt worden. Alte Friesen in freundlichen Pastelltönen sind freigelegt, die neuen Fassungen um die Fensteröffnungen sind in einem hellen Grau. Gegenüber dem Alt-Neuöttinger Anzeiger gesteht Stephanie Gräfin Bruges von Pfuel:
„Ich war […] neugierig, was wieder zum Vorschein kommen würde, wenn wir den Putz abschlagen. Denn das massive Ziegelmauerwerk zeigte vermauerte Fenster, Bögen oder weitere Umbauten in der Architektur, wo sie niemand vermutet hätte. Vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Amerikaner das Schloss requirierten, und in den Jahren danach, als ein Teil des Schlosses als Altersheim genutzt wurde, ist durch Einbauten mit viel Beton manche Bausünde begangen worden.“

Mit Mörtel und Zement zog der Betreiber Wände hoch, zerstörte Stuckreliefs an Decken, teilte Zimmer, baute Toiletten und Waschbecken ein. Die Auflagen des Denkmalschutzes waren hoch. Beim Bau 1581 bis 1583 dachte niemand an Bäder, Leitungen für Elektrizität oder Zentralheizung. Die Handwerker und Restaurateure mussten ideenreich sein, um Möglichkeiten für die nötigen Leitungen zu finden: Heizungsrohre verbergen sich heute hinter Teppichleisten und die Stromleitungen verlaufen in den Hohlräumen der dicken Stuckdecken. Für die Modernisierungsmaßnahmen und der Erhaltung des bayerischen Kulturgutes wurde 1997 die Besitzerin des Tüßlinger Schlosses mit dem „Kulturpreis des Landkreises Altötting“ ausgezeichnet.

Im Frühjahr 1997 wurde die Restaurierung des Gartensaals im Nordflügel unter dem barocken Festsaal mit der Rokoko-Holzvertäfelung in Angriff genommen. Dieser war in einem miserablen Zustand und vom Schwamm befallen. Eine polnische Kunstschule wurde mit der Restaurierung beauftragt. Für die Schüler galt das Projekt als notwendiges Praktikum. Eine vergleichbare Einrichtung gab und gibt es in Deutschland nicht. „Die Renovierung allein dieses Saales verschlang den Kaufpreis eines neuen Einfamilienhauses“, sagt die Besitzerin gegenüber dem Mitteldeutschen Rundfunk.

 

Seit der Erbauung war das Schloss Tüßling im Besitz der Grafen von Toerring. 1659 fiel das Schloss Tüßling den Grafen von Wartenberg zu. 1731 heirateten sich dann die von Haßlangs in Tüßling ein, eine Familie, die besonders die Kultur und Wissenschaft förderte (Ausbau des Nordflügels zum barocken Festsaal). Johann Anton Freiherr Mandl von Deutenhofen erwarb 1806 die Herrschaft Tüßling, die dann 1895 durch Erbschaft an den Freiherrn Adolph von Peckenzell überging. Schließlich kaufte Alfred Michel und seine Gemahlin Hertha, geborene Gräfin Wolffskeel von Reichenberg, 1905 das Anwesen. Ihr Sohn war der im Oktober 1991 verstorbene Karl Richard Freiherr Michel von Tüßling, im Volksmund kurz der „Baron“ genannt. Stephanie Gräfin Bruges von Pfuel ist die erste Tochter aus dessen zweiter Ehe mit Ulrike Barth und seit dem Tod ihres Vaters die alleinige Besitzerin von Schloss Tüßling und Gut.

Schloss Tüßling ist in privaten Besitz und nicht öffentlich zugänglich, Führungen und Besichtigungen sind nicht möglich. Die Familie von Michel musste nach dem Zweiten Weltkrieg das Gebäude auf Anweisung der amerikanischen Besatzungsregierung räumen. Bis 1958 diente das Anwesen als Altenheim der Caritas. Als dieses auszog, hat sich das Schloss in einem katastrophalen Zustand befunden.

Jährlich findet seit 2003 eine sogenannte Gartenmesse (etwa 30.000 Besucher) im Schlosspark statt. Open-Air-Konzerte (z.B. Joe Cocker, Elton John, Xavier Naidoo), Weihnachtsmärkte und Opernaufführungen finden ebenfalls großen Zuspruch. Die Räumlichkeiten und Säle können gemietet werden; so feierte beispielsweise Oliver Bierhoff seine Hochzeit mit Klara auf Tüßling. Auch als Kulisse für Film- (unter anderem die Fernsehserie „Schloss Hohenstein“ und die ARD-Produktion „Die Kristallprinzessin“) und Fotoshooting-Arbeiten wird das Schloss Tüßling genutzt.

 


Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Schloss Tüßling aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.

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