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Schloss Mannheim
von Stefanie Eichler (Eigenes Werk) [GFDL oder CC-BY-SA-3.0-2.5-2.0-1.0], via Wikimedia Commons
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Schloss Mannheim wurde unter der Regentschaft der Kurfürsten Karl Philipp und Karl Theodor in drei Bauperioden zwischen 1720 und 1760 in Mannheim erbaut und war Residenz der Kurfürsten von der Pfalz von 1720 bis 1777.

Das im Barock-Stil errichtete Mannheimer Schloss besteht aus mehreren Flügeln: dem Ostflügel, dem Ehrenhof-Ost, dem Mittelbau, dem Ehrenhof-West, dem Süd- und dem Westflügel. Außerdem ist eine Schlosskirche und die Schlossbibliothek in das Gebäude integriert. Die langgestreckten Fassaden haben zumeist drei Stockwerke, die in den Bau eingefügten vierstöckigen Pavillons lockern die Strenge der rechtwinkligen Architektur auf. Der Hauptbau und der Mittelpavillon sind jeweils einen Stock höher. Die historische Innenausstattung, besonders des Hauptgeschosses, war ein Gesamtkunstwerk von europäischem Rang.

Die weitläufige Anlage gehört mit ihrer Länge von fast 450 Metern und einer umbauten Fläche von sechs Hektar zu den größten Schlössern Europas. Das Mannheimer Schloss ist der zweitgrößte Barockschlosskomplex Europas, nach Schloss Versailles. Beim Bau wurde darauf geachtet, dass es exakt ein Fenster mehr besitzt als Versailles. Dies sollte u.a. die bedeutende Stellung der Kurfürsten bei Rhein repräsentieren, die sie im Heiligen Römischen Reich einnahmen.

Vom Schloss ausgehend und auf dieses hin ausgerichtet sind die so genannten Mannheimer Quadrate, die Einteilung der Innenstadt nach Häuserblöcken statt nach Straßenzügen. Am gesamten Schloss ist das rechtwinklige, gleichmäßige Bauprinzip der Quadratestadt architektonisch aufgegriffen. Dem mittleren Baukomplex sind zu beiden Seiten im rechten Winkel langgestreckte Flügel angefügt, deren Hauptfront parallel zu den gegenüberliegenden Stadtquadraten verläuft.

Der Wiederaufbau Mannheims wurde auf dem Grundriss einer von starken Mauern umgebenen Festung nach der starken Zerstörung der Stadt Mannheim 1689 während des Pfälzischen Erbfolgekriegs bereits 1698, ein Jahr nach dem Frieden von Rijswijk, begonnen. Der Wiederaufbau erhielt neuen Auftrieb, als Kurfürst Karl Philipp Mannheim zur Residenz erhob. Vorausgegangen war ein Streit des katholischen Kurfürsten mit den Reformierten wegen der Benutzung der Heiliggeistkirche in Heidelberg. Im April 1720 siedelte Karl Philipp mit dem Hofstaat nach Mannheim über und begann an der höchsten Stelle des Stadtgebietes, wo zuvor das Schloss des Kurfürsten Karl Ludwig gestanden hatte, mit der Errichtung eines neuen Schlosses. Man vermutet, dass der erste Plan vom Hofarchitekten des Landgrafen von Hessen-Darmstadt Louis Remy de la Fosse stammte. An einen vorhandenen Plan war jedenfalls der Mainzer Baumeister Johann Kaspar Herwarthel gebunden, der mit Grundsteinlegung im Juli 1720 die Bauleitung übernahm.

Nach dem frühen Tod Herwarthels am 5. November 1720 wurde Johann Clemens Froimon als Schlossbaumeister angestellt, der bis dahin im Dienste des Bischofs von Speyer gestanden hatte. Froimon musste hartnäckige Auseinandersetzungen mit dem Kurfürsten führen, die 1726 zu seiner Entlassung in Ungnade führten. Auf Froimon gehen dennoch im Wesentlichen die Fassadengestaltung des Hauptbaus, die Ausführung der Dächer sowie die Gestaltung der Schlosskirche als eines eigenständigen Baugliedes zurück. Froimon soll auch bewirkt haben, dass die ursprünglich nur zweigeschossig geplanten Seitenflügel entgegen den ursprünglichen Planungen dreigeschossig ausgeführt wurden, wodurch sie sich von den gegenüberliegenden Bürgerhäusern besser abhoben. Auch fügte sich der Hauptbau nun harmonischer in die gesamte Anlage ein.

Von der Grundsteinlegung bis zur Fertigstellung der ersten Teilgebäude vergingen etliche Jahre. So verlegte Kurfürst Carl Philipp seine Winterresidenz ins Oppenheimerschen Haus im Quadrat R 1, 1. Den Sommer verbrachte er ohnehin auf seinem Landsitz, dem Schwetzinger Schloss. Mehrmals drohte der Neubau eingestellt zu werden, weil die Pläne die finanziellen Mittel weit überstiegen. 1721 wurde zwar die Schlossbausteuer auf jährlich 75.000 Gulden festgesetzt und der Kurfürst ließ sie unnachsichtig eintreiben, doch auch dadurch konnten die hohen Ausgaben niemals gedeckt werden.

1725 wurde die erste Gesamtansicht des Schlosses durch Froimon veröffentlicht. Der auf dieser Zeichnung zu sehende reiche Figurenschmuck wurde aus finanziellen und architektonischen Gründen nicht verwirklicht. Ebenso verzichtete man auf die Balusterbekrönung für das ganze Gebäude und beschränkte diese auf die Pavillons und den Mittelbau.

Guillaume dHauberat, der Froimon als Hofbaumeister 1726 ablöste, kam aus der Pariser Schule von Robert de Cotte und hatte nach Plänen seines Meisters das Poppelsdorfer Schloss bei Bonn für den Kölner Erzbischof Joseph Clemens von Bayern erbaut. Auf ihn geht die Innengestaltung des Haupttreppenhauses, des Rittersaals und der Schlosskirche zurück. Die Deckengemälde dieser Räume schuf 1728 bis 1730 Cosmas Damian Asam. Das Frontispiz der Schlosskirche zeigt Motive des italienischen Barock, der Dreiecksgiebel über dem Portal enthält ein Figurenrelief des pfälzischen Hofbildhauers Paul Egell, der auch weiteren Reliefschmuck im Inneren des Schlosses schuf. Das Hochaltargemälde von 1729 mit dem Motiv der Heimsuchung Mariä wurde von Paul Goudreau gemalt. Unter der Schlosskirche wurde eine Gruft eingerichtet. Mit der Einweihung der Schlosskirche am 13. Mai 1731 endete die erste Bauperiode und im November des gleichen Jahres konnte der Kurfürst das Schloss beziehen. Danach ruhten die Bauarbeiten vorerst. Hauberat und Asam wurden 1732 zu Hofkammerräten ernannt. 1734 wurde Violanta Theresia, die dritte Gemahlin Karl Philipps, in der Gruft der Schlosskirche beigesetzt. 1736 erging ein Vertrag an den Maler Antonio Pellegrini zur Gestaltung der Deckengemälde in vier Sälen östlich des Rittersaals.

Im Jahr 1737 wurden das Opernhaus nach einem Plan von Alessandro Galli da Bibiena (1687–1748) begonnen. Bibiena entstammte einer Bologneser Architektenfamilie. Von ihm stammte der Entwurf der Mannheimer Jesuitenkirche. An das Opernhaus schloss sich außerdem der ab 1740 erbaute westliche Außenflügel als Verbindung zum Jesuitenkolleg an. Architekt Bibiena wurde 1740 geadelt und 1741 zum Oberbaudirektor ernannt. Mit der Einweihung des Opernhauses bei der Hochzeit Karl Theodors im Jahr 1742 endete die zweite Bauperiode. Am 31. Dezember 1742 starb Kurfürst Karl Philipp und wurde ebenfalls in der Gruft der Schlosskirche beigesetzt. Anschließend herrschte bis auf Ausbauten im Inneren Ruhe am Bau. Nach Bibienas Tod 1748 wurde Hauberat zum Oberbaudirektor ernannt.

Karl Theodor zögerte lange, bis er sich zum Ausbau des Ostflügels entschloss, der die Kunst- und wissenschaftlichen Sammlungen, die Schatzkammer, die Bibliothek und das Archiv aufnehmen sollte. 1751 begann unter Werkmeister Johann Jakob Rischer dieser letzte Bauabschnitt. 1752 wurde Nicolas de Pigage zum Oberbaudirektor ernannt. Pigage musste in der Ausgestaltung der durch ihn verantworteten Bauteile der Gestaltung der vorhandenen Bauten folgen und konnte daher eigene Entwürfe nur im Inneren einbringen. Auf ihn geht die Ausgestaltung des großen Bibliothekssaals und der anschließenden Galerien sowie des Bibliothekenkabinetts der Kurfürstin zurück. 1755 musste aus Kostengründen ein prunkvoller Anbau für die französische Komödie unterbleiben, 1756 ergehen weitere Sparverfügungen wegen der kostspieligen Bauten. Die wertvollen Parkettböden schuf Franz Zeller. Das Deckengemälde des großen Bibliothekssaals wurde 1758 durch Lambert Krahe vollendet, weitere Deckenmalereien von Philipp Hieronymus Brinckmann. Der gesamte Ostflügel war um 1760 fertiggestellt.

Auch nach der Fertigstellung der Bauten erfolgten weitere Um- und Ausbauten im Inneren. So wurde 1767 im Pavillonsaal ein großer klassizistischer Kaminumbau von Franz Pozzi aufgestellt.

1778 siedelte Karl Theodor infolge der Erbschaft von Kurbayern nach München über und der Unterhaltungsbeitrag für die Schlösser Mannheim und Schwetzingen wurde bis 1784 von 75.000 auf 48.000 Gulden abgesenkt. Bei der Beschießung der von den Franzosen 1795 besetzten Festung Mannheim durch die Österreicher brannte das Opernhaus des Schlosses ab. Später wurde an dieser Stelle das Amtsgefängnis errichtet.

Nach dem Tod von Oberbaumeister Pigage 1796 wurde dessen Stelle nicht mehr besetzt. 1799 verstarb auch Karl Theodor und 1802 ging das Schloss in badischen Besitz über, worauf die Reste des Kupferstich- und Zeichnungskabinett aus dem Schloss in die Staatliche Graphische Sammlung München überführt wurden.

Von 1819 bis 1860 diente das Schloss als Witwensitz von Stephanie von Baden, die mehrere größere Umbauten im damaligen Empirestil veranlasste und auch Wände und Zwischendecken einziehen ließ.

Das Schloss wurde im Zweiten Weltkrieg nahezu völlig zerstört. Der Wiederaufbau schien in den ersten Nachkriegsjahren ein utopischer Plan, und der Gedanke, die Ruinen abzubrechen, wurde lebhaft erörtert.

Im Jahr 1945 veröffentlichte der Schriftsteller Ernst Glaeser den Plan eines Mannheimer Architekten, das Schloss als „großes Volkskollektiv für 1200 Menschen“, als „Gemeinschaftshaus für die Werktätigen“ wieder aufzubauen, um damit die Wohnungsnot zu vermindern.

Die Entscheidung der staatlichen Hochbauverwaltung Nordbaden im Jahr 1947, den einzigen leichter beschädigten Gebäudetrakt am westlichen Ehrenhofflügel wiederherzustellen und Räume für Behörden einzurichten, hat letzten Endes das Schloss gerettet.

Noch im Jahr 1947 begann der phasenweise Wiederaufbau der Gesamtanlage unter dem Stadtbaudirektor Rolf Becker. Er wurde am 28. März 2007 mit der Einweihung des neuen Schlossmuseums im Corps de logis beendet.

Schloss Mannheim ist für Besichtigungen geöffnet. Es zählt zu den landeseigenen Monumenten und wird von der Einrichtung „Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg“ betreut.


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