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Schloss Sigmaringen
von Salsaloco (Schloss Sigmaringen) [CC-BY-2.0], via Wikimedia Commons
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Das Schloss Sigmaringen, auch Hohenzollernschloss, ist ein ehemaliges fürstliches Residenzschloss und Verwaltungssitz der Fürsten zu Hohenzollern-Sigmaringen, in der gleichnamigen Stadt Sigmaringen, Baden-Württemberg (Deutschland).

Im 11. Jahrhundert, dem Ende des Frühmittelalters, entsteht die erste Burganlage auf dem talabriegelnden Felsen. Sie wurde erstmals 1077 nach der vergeblichen Belagerung der Burg Sigmaringen durch Rudolf von Schwaben im Krieg gegen Kaiser Heinrich IV. erwähnt[A 1]. 1083 wurde erstmals in Heratskirch (bei Saulgau) als Zeugen einer Urkunde für das Kloster Königseggwald das Brüderpaar Ludwig und Manegold von Sigmaringen bezeugt. Ludwig von Sigmaringen war mit Richinza von Spitzenberg, Tochter des Berthold I. von Zähringen, verheiratet[A 2]. Er erbaute Ende des 11. Jahrhunderts auf dem Spitzenberg bei Kuchen eine Burg. Der Spitzenberg und das dazugehörende Gebiet war ein Erbgut dieser Richinza. Aus dieser Ehe entstammen die vier Kinder Mathilde von Spitzenberg, die Gemahlin des Aribo von Wertingen, der Geistliche Ulrich von Sigmaringen, Ludwig II. von Sigmaringen-Spitzenberg und Manegold von Sigmaringen-Spitzenberg[A 3]. Die drei Brüder Ulrich, Ludwig und Mangold von Sigmaringen sind im 11. Jahrhundert als Stifter des Klosters Sankt Georgen im Schwarzwald genannt.

Von 1133 bis 1170 wird Rudolf von Sigmaringen-Spitzenberg, Sohn des Ludwig II. von Sigmaringen-Spitzenberg, im Jahr 1183 Graf Ludwig von Sigmaringen-Spitzenberg-Helfenstein, Sohn Rudolfs, genannt. Bereits 1147 wurde Ludwig in einer Urkunde Walters von Dillingen, Bischof von Augsburg, zusammen mit seinem Vater Rudolf und seinen Brüdern Ulrich II. von Sigmaringen-Spitzenberg und Gottfried von Spitzenberg, Bischof von Würzburg, als Herr von Spitzenberg-Sigmaringen erwähnt.

Unter den Grafen von Helfenstein ließ man um 1200 die Burg Sigmaringen umbauen, bzw. sie völlig neu in Buckelquaderbauweise bauen. Zwischen 1209 und 1258 ist Graf Gottried von Sigmaringen-Helfenstein und dessen Sohn Graf Gebhard von Sigmaringen-Pietengau bezeugt. 1258 tritt der Vetter Graf Gebhards, nämlich Graf Ulrich II. von Helfenstein als Besitzer der Burg von Sigmaringen auf. Graf Ulrichs II. Tochter Agnes heiratete Graf Ulrich I. von Montfort. Damit ging im Jahr 1272 Sigmaringen an die Grafen von Montfort. Graf Hugo V. von Montfort, Sohn des Grafen Ulrich I. von Montfort, verkaufte im Jahre 1290 die Burg mit der Grafschaft, der Stadt Sigmaringen, an Albrecht und Rudolf von Habsburg.

Vor 1325 verpfändete Herzog Luipold von Habsburg die Burg und die Grafschaft Sigmaringen an die Grafen von Württemberg, später ging beides in deren Besitz.

Im Jahr 1399 schließlich übergibt Graf Eberhard von Württemberg sein Eigenbesitz, die Burg und Grafschaft Sigmaringen und die österreichische Pfandschaft Veringen seinem Onkel und Vertrauten, dem Grafen Eberhard III. von Werdenberg (1387-1416), genannt zu Heiligenberg, zu Lehen. Dessen Sohn Graf Johann IV. von Werdenberg (1416-1465) und seine Gemahlin Gräfin von Württemberg (ohne Zustimmung Württembergs verheiratet), erwerben 1459 die Grafschaft Sigmaringen samt Burg. Als geschickter Schachzug und zur Sicherung seines Besitzes erklärt er dieses bereits im Folgejahr als österreichisches Lehen. Zwischen 1460 und 1500, unter den Grafen von Werdenberg erfuhr die Burg Umbau und Erweiterung zum Schloss Sigmaringen, dessen Ausdehnung sich bis heute erhielt. Hugo IX. zu Sigmaringen (1459-1508), Sohn des Johann IV., stirbt ohne männlichen Nachkommen. Seine Schwester Anna von Werdenberg heiratet 1516 Graf Friedrich von Fürstenberg.

1521 wird Christoph (1494-1534) mit seinen Brüdern Johann VI. und Felix I. von Werdenberg vom Kaiser Karl V. zum letzten Mal mit Sigmaringen belehnt. Graf Christoph heiratete, nachdem seine erste Ehe mit Eleonore Gonzaga kinderlos blieb, 1526 Johanna von Bröseln, Witwe des Grafen Eitel Friedrich III. von Hohenzollern. Bis auf Christophs Tochter Anna, Gemahlin Friedrichs II. von Fürstenberg, verstarben alle seine Kinder.

Laut Zimmerischer Chronik[A 4] kam es vor 1530, als Graf Felix I. mit Leonora Werdenberg (der unehelichen Tochter Hugos IX und Mätresse Felixs und Christophs von Werdenberg[A 5]) im Badhaus dem Feuer zu wenig Beachtung schenkten, zu einem Brand, der sich auf das gesamte „hünderhaus“ ausweitete.

1534, nach dem Tod des letzten männlichen Werdenbergers, erhob Graf Friedrich von Fürstenberg Anspruch auf das Erbe. König Ferdinand I. belehnte jedoch 1535 Karl (1516-1576), den Sohn aus Johanna von Bröselns erster Ehe mit Eitel Friedrich III. von Hohenzollern mit den Grafschaften Sigmaringen und Veringen.

Karl I. war der erste Hohenzoller, der über Sigmaringen herrschte.

Im Jahr 1539 kam es zu einem weiteren Schlossbrand.

1540 gelangen Sigmaringen und Veringen über den so genannten „Pfullendorfer Vertrag“ endgültig an das Haus Hohenzollern. Graf Karl I. von Hohenzollern bezieht das Schloss.

Karl II. von Hohenzollern-Sigmaringen (1547-1606), Sohn von Karl I. von Hohenzollern, war von 1576 bis 1606 Graf von Hohenzollern-Sigmaringen. Karl II. war Stammvater der Sigmaringer-Linie seit 1575. Er ließ das Schloss umbauen. Zwischen 1576 und 1606 ließ er die Überwölbung der Burgeinfahrt errichten und ordnete den Neubau der Kirche neben dem Schloss an.

1576 teilte sich das hohenzollerische Stammhaus in die vier Linien Hohenzollern (erlosch 1602), Hohenzollern-Haigerloch (erlosch 1634), Hohenzollern-Hechingen (erlosch 1869) und Hohenzollern-Sigmaringen. Sigmaringen war von da an bis 1850 Haupt- und Residenzstadt des Fürstentums Hohenzollern-Sigmaringen.

Johann von Hohenzollern-Sigmaringen (1578-1638), Sohn des Grafen Karl II., war von 1606 bis 1623 Graf von Hohenzollern-Sigmaringen. Die Familie wurde 1623 in den Reichsfürstenstand erhoben. Karl II war somit 1623 bis 1638 der erste Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen.

Die Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges machten aber auch vor Sigmaringen nicht halt. Das Schloss wurde 1632 von den Schweden besetzt und im Folgejahr von den Kaiserlichen wieder befreit. Johann selbst hielt sich in Bayern auf, wo er dann auch 1638, vier Jahre nach seiner Frau, im Alter von 60 Jahren starb.

Johanns Sohn Meinrad I. von Hohenzollern-Sigmaringen (1605-1681), war von 1638 bis 1681 Fürst. Nachdem es 1633 bei der Zurückeroberung unter General Horn durch Brand zur Zerstörung des östlichen Teiles des Schlosses kam, ließ Meinrad I. die abgebrannten Teile 1658 und 1659 durch Michael Beer wieder aufbauen und die beiden werdenbergischen Ostbauten unter einem Dach verbinden.

Maximilian (1636-1689), Sohn des Fürsten Meinrad I., war von 1681 bis 1689 Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen.

Dessen Sohn Meinrad II. (1673-1715) herrschte von 1689 bis 1715 als Fürst. Er regierte ab 1698 in Haigerloch. Joseph (1702-1769). Sein Sohn Meinrad II. regierte von 1715 bis 1769 und ordnete 1724 den Neubau des Marstalles an. Zudem ließ er im Jahre 1736 das Schloss Sigmaringen modernisieren und umbauen und den Rittersaal zum Ahnensaal ausgestalten. Der so genannte Fürst-Josephs-Bau erinnert an diese Zeit. Dessen Sohn Karl Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen regierte von 1769 bis 1785.

Sein Sohn Anton Aloys (1762-1831), der von 1785 bis 1831 regierte, ließ zwischen 1815 und 1817 den so genannten Fruchtkasten zum fünfgeschossigen Kavaliersbau, dem so genannten Wilhelmsbau, umbauen.

Fürst Karl von Hohenzollern-Sigmaringen (1785-1853), Sohn des Anton Aloys, herrschte von 1831 bis 1848. 1833 berief Karl einen konstituierenden Landtag ein und proklamierte dabei eine Verfassungsurkunde als Grundgesetz für das Fürstentum. Er begründete das Landeskrankenhaus und ließ das Ständehaus am Leopoldsplatz in Sigmaringen bauen (heute Sitz der Hohenzollerischen Landesbank). Karls Verdienst war auch die Aufhebung der Leibeigenschaft und verschiedener Grundlasten. Seine Frau Antoinette (1793–1847) begann damit, die fürstliche Residenz nach französischem Chic neu einzurichten: Angefangen bei der Möbelierung über die Tapeten bis zu den Spiegeln für den Speisesaal.[1] Sie öffnete dem Haus Hohenzollern den Zugang in die europäische Aristokratie.[1] So verweilte als Gast der Fürstin der spätere französische Kaiser Napoleon III. mehrmals in Sigmaringen.[2]

Im Zuge der Deutschen Revolution von 1848 dankte Karl zu Gunsten seines liberaler eingestellten Sohnes Karl Anton (1848–1885) ab. 1857 wurde nach ihm das Spital in „Fürst-Carl-Landesspital“ umbenannt. 1869 wurde er nach dem Tod des letzten Fürsten von Hohenzollern-Hechingen Konstantin und der Angliederung dieses Gebiets Fürst von Hohenzollern.

Karl Anton wurde bekannt als „Baumeister der Hohenzollern“[1], er baute das Schloss zu einem Treffpunkt des europäischen Hochadels aus. Hierzu ließ er 1855 Wände im Obergeschoss entfernen und den so genannten Altdeutschen Saal einbauen. 1864 schuf er durch die Umgestaltung des Gewölberaumes über der südlichen Umfassungsmauer die Waffenhalle. Von 1862 bis 1867 wurde der Neubau der Kunsthalle als Galeriebau (heute Museum) errichtet. Um den Repräsentationspflichten als Mitglied des deutschen Hochadels gerecht zu werden, ließ er im Jahr 1872 den Speisesaal durch den Pariser Architekten Lambert zu einem französischen Salon umgestalten. 1877 ließ er den Bergfried erhöhen, die welsche Haube entfernen und einen spitzen Helm aufsetzen. Im Jahr darauf wurde der Ahnensaal umgestaltet.

Seit 1871 werden im Schloss „Schlossführungen“ angebotenen, bei der die Geschichte des Schlosses und des Haus Hohenzollern wiedergegeben wird.

Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen (1835-1905), dessen Thronkandidatur für Spanien den Deutsch-Französischen Krieg von 1870–1871 auslöste, regierte von 1885 bis 1905 als Fürst des Hauses Hohenzollern-Sigmaringen und Hohenzollern.

1893 brannte der Ostflügel und wurde dadurch fast vollständig zerstört. 1895 wurde unter Hofbaurat Johannes de Pay und dem Münchner Architekten Emanuel von Seidl der zerstörte Teil wiederaufgebaut. Die Baupläne werden als Depositum des fürstlich-hohenzollerischen Haus- und Domänenarchivs im Staatsarchiv Sigmaringen verwahrt. Frankophile Einflüsse führten zum Einbau eines Boudoirs und von Bidets.[1] 1899 und 1906 wurden andere Bereiche des Schlosses im Stil des Eklektizismus völlig neu gestaltet. Zudem ließ er die so genannte Portugiesische Galerie mit ihrer für Seidl typischen Muschelornamentik aufbauen. Der Muschelsaal im Augustiner-Brauhaus in München, den Seidl 1897 als erstes großes Werk fertigstellte, zeigt den künstlerischen Ansatz, der sich in der Portugiesischen Galerie wiederfindet.[3] Dieser Bauabschnitt fand erst unter seinem Sohn Wilhelm von Hohenzollern (1864-1927), von 1905 bis 1927 Fürst des Hauses, ein Ende.

Noch zu Zeiten Leopolds kam es 1901 zum Abbruch des Turmaufbaus. Es wurde ein oktogonales, spitzes Helmdach aus Tuffstein erstellt.

Leopolds Sohn Friedrich von Hohenzollern (1891-1965) war von 1927 bis 1965 Oberhaupt des Hauses. Er ließ die Wagenremise im unteren Geschoss des Museums zum frühgeschichtlichen Museum ausbauen.

Nachdem die Alliierten im Zweiten Weltkrieg in Frankreich gelandet waren, wurde das französische Vichy-Regime auf das Schloss Sigmaringen evakuiert. Die fürstliche Familie wurde durch die Gestapo zwangsweise ausquartiert und auf Schloss Wilflingen interniert. Wilflingen war während der Mediatisierung 1806 an das Haus Hohenzollern-Sigmaringen gefallen. Die französischen Schriftsteller Louis-Ferdinand Céline und Lucien Rebatet fürchteten wegen ihrer politischen und anti-jüdischen Schriften um ihr Leben und flohen gemeinsam mit der Vichy-Regierung nach Sigmaringen. Célines Roman „Dun château à lautre“, 1957 (deutsch: „Von einem Schloss zum anderen“) beschreibt das Kriegsende und die Eroberung Sigmaringens am 22. April 1945. Das Buch wurde 2006 als Co-Produktion von ZDF und Arte mit dem Titel „Die Finsternis“ verfilmt.

Ende der 1970er während einer Stahlkrise musste Friedrich Wilhelm Fürst von Hohenzollern zum Erhalt des „Hüttenwerkes Laucherthal“ Teile des Familienbesitzes verkaufen. Seit dem Tod seiner Ehefrau Margarita im Jahr 1996 wohnt Friedrich Wilhelm Prinz von Hohenzollern zurückgezogen im Landhaus des Wildparks Josefslust zwischen Krauchenwies und Sigmaringen, dessen Sohn und designierter Nachfolger Karl Friedrich Prinz von Hohenzollern bewohnt das Sommerschloss in Krauchenwies. Im Schloss befinden sich die Verwaltung der Unternehmensgruppe Fürst von Hohenzollern sowie das Museum.

Im Februar 1981 wurde das ehemalige Fürst-Carl-Landeskrankenhaus (zuvor Fürst-Carl-Landesspital) zum Landratsamt umgebaut.

Seit 2001 werden im Schloss neben der bestehenden Schlossführung spezielle Themenführungen angeboten.

 

Die aus der Buckelquaderepoche um 1200 entstammende einstige Burg Sigmaringen ging völlig in den Nachfolgebauten auf. Sie entstand auf dem östlichen Teil des Felsrückens. Sie gehört zu einer der am besten befestigten Burgen der Epoche.

Die damalige Anlage, eine Gipfelburg, maß 80 mal 30 m wobei die Kernburg 45 mal 20 m einnahm. Die flach abfallende und somit gefährdete Westseite stand einst hinter einem vorgelagerten Graben ein 25 bis 26 m hohen Bergfried. Er hatte einen fast quadratischen Grundriss von 8,23 mal 8,34 m. Die Grundmauern der Frontseite weisen 3 m und ansonsten noch 2,5 m Stärke auf. Der einst viergeschossige Bergfried verjüngt sich nur geringfügig auf 2,50 beziehungsweise 2 m. Das Mauerwerk besaß eine Buckelquaderverblendung aus Kalkstein und Nagelfluh. Er konnte in circa 8 m Höhe durch einen burghofseitigen Eingang betreten werden. Auf der linken Seite, in nördlicher Richtung, befand sich neben diesem Frontturm das Burgtor mit anschließendem Torwarthaus. Das 2,28 m breite und 3,96 m hohe Burgtor wurde als Rundbogen mit glatten Bogensteinen und Kämpferkapitell erbaut. Es befindet sich heute am Ende der steil rampenartig hochführenden Torhalle. Das Felsplateau wurde zudem durch eine innere Umfassungsmauer umschlossen. Vom damalige Hauptwohngebäude (Palas) mit seinen Bogenfriesen und dem angeschlossenen Küchenbau nördlich davon, an der höchsten Stelle zum Steilabfall, erhielten sich Reste an der Außenwand. Auf der Südseite, 6 m tiefer liegend als die Kernburg, lag ein 10-12 m breiter und ebenfalls ummauerter Vorhof. Hier befindet sich die heutige Waffenhalle. Auf der Ostseite zur Mühle hin befindet sich eine rund 2 m breite Nischenöffnung, vermutlich ein unterer Burgeingang. Die 6 bis 8 m hohe und ebenfalls Buckelquaderverblendete äußere Umfassungsmauer bildet heute die Basis der Schlossbauten. Der Bergfried hat im inneren Mauerwerk des Erdgeschosses eine nordwärts gerichtet Öffnung. Diese ist Zugang zu einem schmalen, zur Donau führenden Geheimgang, der wohl liegend oder kriechend genutzt wurde.


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