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Haus Bürgel
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Haus Bürgel ist ein mittelalterliches Lehensgut, das nördlich des Ortsteils Baumberg von der Stadt Monheim am Rhein an der Grenze zum Stadtteil Düsseldorf-Urdenbach liegt. Ursprung ist ein römisches Kastell.

 

Genauere Informationen von den Römern zu dem Kastell, aus dem sich Haus Bürgel entwickelte, liegen nicht vor. Entsprechend gibt es verschiedene sich widersprechende Aussagen hinsichtlich der Gründungszeit und des römischen Namens. Aktuell wird inzwischen hierzu von den meisten Historikern folgendes angenommen:

Burungum, oder auch Buruncum geschrieben, war ein römisches Kastell, das vermutlich in der Ortschaft Köln-Worringen lag und betraf nicht den Standort vom Haus Bürgel. Dessen römischer Name wäre damit unbekannt. Errichtet wurde das Kastell, das der Vorläufer des heutigen ‚Haus Bürgel‘ war, vermutlich in der Regierungszeit von Kaiser Konstantin I. (306–337 n.Chr.), spätestens in der Zeit von Kaiser Valentinian (364–375 n.Chr.).[1][2] Das Kastell lag damals auf der linken Rheinseite. Den ursprünglichen Bau umgaben zwölf Türme, vier Eck- und acht Rundtürme. Seine Maße betrugen 64 mal 64 Meter und die Mauern wiesen eine Stärke von bis zu 2,30 Meter auf. Vor den Mauern war ein Doppelgraben angeordnet. Heute sind nur noch wenige Mauerreste aus der römischen Zeit vorhanden.

Für die Gründung einer „römische Anlage“ am Standort Haus Bürgel gibt es aber einige Hinweise, die auf eine wesentlich früheren Zeit hindeuten. Dass dies bereits um 10 vor Chr. in der Regierungszeit von Nero Claudius Drusus geschah, ist allerdings unwahrscheinlich. Unter diesem römischen Herrscher wurden viele Kastelle und Lager der Römer auf dem linksrheinischen Ufer vom Mittel- und Niederrhein zur Grenzsicherung errichtet. Es gibt aber keine Belege dafür, dass Haus Bürgel aus dieser Zeit stammt, obwohl dies von einem Historiker im 19. Jahrhundert vermutet wurde.[3] Gestützt wird ein nicht ganz so früher Termin für die Gründung einer römischen Anlage durch mehrere Fakten und zwar im Einzelnen:
Beim Umbau einiger Gebäude von Haus Bürgel 1729 wurden einige Silber- und Kupfermünzen gefunden. Diese Münzen stammten aus der Zeit der Kaiser Vespasian (Regierungszeit 69–79) und Trajan (Regierungszeit 98–117), also gegen Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr.[4] Nach der Niederschlagung des Aufstandes des germanischen Stammes der Bataver 69–70 n. Chr. wurden die römischen Provinzen nördlich der Alpen durch Vespasian und den nachfolgenden Kaisern gesichert und saniert. Dass hierbei auch ein neues kleines Kastell oder Lager oder Beobachtungsposten für die Straßenverbindung zwischen den damaligen Kastelln in Köln und Neuss angelegt wurde, ist durchaus möglich.
Bei neueren Grabungen in der Nähe der Anlage wurde ein altes Bestattungsfeld mit mindestens 70 Gräbern gefunden, die in der Zeit vom 1. bis 3. Jahrhunderts angelegt wurden. Ob zu dieser Zeit bereits ein kleinerer Vorläufer des späteren Castells vorhanden war, ist bisher nicht belegbar. Historisch nachweisbar sind jedoch Überfälle der Franken Ende des 3. Jahrhunderts mit Zerstörungen römischer Anlagen am linken Niederrhein.
In den Mauern der späteren Gutsanlage wurden zwei Matronensteinen vorgefunden. Die Provinz Germania inferior wurde bereits ab Anfang des 5. Jahrhunderts von den Römern nicht mehr kontrolliert und aufgegeben. Bei dem späteren Termin wäre das Kastell nur wenige Jahrzehnte für die Grenzsicherung von den Römern genutzt worden. Der Fund der Matronensteine deutet jedoch auf eine wesentlich längere römische Periode hin, da dieser Kult seinen Höhepunkt am linken Niederrhein bereits im ersten bis dritten Jahrhundert n. Chr. hatte.[5]
Der Fund einer Goldmünze aus der Zeit von Kaiser Honorius (384/394–423) belegt weiterhin, dass das Kastell bis zum Zusammenbruch der römischen Provinz am Niederrhein zur Grenzsicherung verwendet wurde.[4]
Dass zu Beginn des 4. Jahrhunderts Baumaßnahmen im Kastell Bürgel erfolgten, belegt ein neuerer Fund von 139 Bronzemünzen unterhalb des Bodens einer römischen Badeanlage im Kastell. Diese Münzen stammen alle aus der Zeit von Kaiser Konstantin.

Aus der Zeit nach Ende der römischen Provinz Germania Inferior zu Beginn des 5. Jahrhunderts und dem Beginn der Herrschaft der ripuarischen Franken am Niederrhein liegen für einige Jahrhunderte keine verwendbaren Nachrichten zu Haus Bürgel vor. Erst gegen Ende des 1. Jahrtausends gibt es von dem ehemalige Kastell konkrete Hinweise. Vermutlich war es zu dieser Zeit ein Königsgut der Ottonen. Von diesen wurde es 1002 dem Kölner Erzbischof Heribert übertragen. Es wird danach als ein erzbischöflicher Hof erwähnt, der in der Nähe von Zons lag.[5]

Am 3. Mai 1019 wurde „Castrum de Burgula“ von Erzbischof Heribert von Köln der Abtei Deutz bei der Einweihung der Abteikirche mit anderem Grundbesitz als Pfründe geschenkt. In der Urkunde wurde angeführt: „Castrum ctiam in Burgula et ecclesiam in Zünce cum decima“.[7] Diese Schenkung wurde 1147 durch Papst Eugen III. bestätigt. In dessen Urkunde vom 17. Juli wurde ein „Schloss Bürgel mit dem Hofe und Kirche“ angeführt.[7] Bereits zu dieser Zeit gehörte eine Kapelle in Zons zur Pfarrei der ‚Kirche Bürgel‘. Allerdings gibt es auch die Vermutung, dass die Kapelle, die innerhalb von ‚Haus Bürgel‘ lag, mit der Kapelle von Zons identisch war.[8]

In weiteren Urkunden von 1166, 1183 und 1218 war einer der Zeugen ein Conradus de Burgela. Dieser hatte Bürgel als Lehen von der Abtei Deutz erhalten.[7][9] 1222 übergab der Kölner Erzbischof Engelbert I. den ‚Hof Bürgel‘ an den Stift Kaiserswerth und befreite ihn gleichzeitig von allen Abgaben und Verpflichtungen.[10] 1326 verkaufte ein Winricus de Burgele mit Zustimmung seines Bruders Andreas Schloss und die Hälfte der Ländereien einschließlich der Patronatsrechte für eine Kirche für 1450 kölnische Mark an den Abt von Deutz. Anschließend erhielt er das Gut zur Pacht für 150 Mark pro Jahr.[7] 1352 war Reinardus Zobbe von Ingendorp Pächter des Gutes.[11] 1359 wurde mit Genehmigung des Abtes von Deutz das Gut an Renardus Besendrisch verkauft.[11] Dieser Kauf wurde vom Erzbischof Wilhelm von Köln bestätigt.[12] ‚Besendrisch‘ seinerseits überließ 1361 auf Anweisung des Abtes das Patronat für die ‚Kirche Bürgel‘ und die Kapelle Zons der Abtei Brauweiler.[12] Die Kapelle von Zons gehörte damit über Jahrhunderte zur Pfarrei von Bürgel.

Eine kleine Kapelle, die dem heiligen Maternus geweihte war, stand im mittleren Bereich der Hofanlage. Der Innenraum der Kapelle war 35 Fuß lang und 25 Fuß breit.[13]

Ob die in Urkunden angeführte ‚Kirche Bürgel‘ mit der Kapelle identisch war, ist wie bereits angeführt, umstritten. Diverse Historiker vermuten, dass eine Kirche zu einer umwallten kleinen Ortschaft neben dem Gutshof gehört hatte und nicht innerhalb von ‚Haus Bürgel‘ lag. Entsprechende Hinweise, die dies zu bestätigen scheinen, sind in Texten, die in den Archiven der Abtei Deutz und Abtei Brauweiler vorliegen, auch angeführt.[12] Andere Historiker vermuten jedoch, das die Kapelle Nachfolgegebäude einer größeren Kirche im Innenhof war. Diese größere Kirche sei abgebrochen und durch die kleine Kapelle ersetzt worden.[9]

1376 verkaufte die Abtei Brauweiler das Gut an Ritter ‚Gerat van Kayproyde‘.[12] Dieser wiederum übergab das Gut an den Kölner Erzbischof Friedrich III.. In der Urkunde hierzu wurde angegeben: „wie der abt ind dat goitshuys von Bruwylre dat gut vorziden gehalt hant“.[12] Vom Erzbischof erhielt Kayproyde das Gut dann als Lehen.

Nach dem verheerendem Rheinhochwasser Ende des 14. Jahrhunderts lag das Gut rechts- statt linksrheinisch und war nun durch den Rhein von Zons getrennt. Nach dem Bau einer Kirche in Zons unterstand deshalb ab 1405 auf Anweisung des Kölner Erzbischofs ‚Friedrich III.‘ die Kapelle auf Haus Bürgel der Pfarrei Zons.[14] Die vermutete kleine Ortschaft mit Kirche neben dem Gut war vom Rheinhochwasser völlig zerstört worden und nicht mehr vorhanden. Nur die mit wesentlich stärkeren Fundamenten und Mauern ausgerüsteten Gebäude des ehemaligen Kastells hatten dem Wasserdruck widerstanden. Lediglich eine alte Flurbezeichnung zwischen Rhein und ‚Gut Bürgel‘, die „Kirbergerloch“ genannt wurde, wäre noch ein Hinweis auf den verschwundenen Ort mit Kirche.[12]

Die Zugehörigkeit der ‚Kapelle Bürgel‘ zur Pfarrei Zons endete erst 1803 mit der Franzosenzeit im Rheinland. Die Kapelle gehörte ab dieser Zeit zur Pfarrei Baumberg. 1843 wurde die ‚Pfarrei Bürgel‘ aufgelöst und die Kapelle nicht mehr benutzt. Bereits um 1881 war sie baufällig.[15] Auf einem Foto von 1910 war die Kapelle nur noch als Ruine ohne Dach abgebildet und wurde 1916 abgerissen.[9][8]

Nach dem Rheinhochwasser Ende des 13. Jahrhunderts änderten sich die Besitzverhältnisse von ‚Haus Bürgel‘ mehrfach. Ende des 14. Jahrhunderts war Graf Johann von Limburg-Broich der Besitzer. Er vererbte ‚Haus Bürgel‘ an seine Adoptivtochter Irmgard von Sayn. Über deren Ehemann Wirich V. von Daun-Falkenstein erbte laut Vertrag vom 8. Mai 1546 dessen Sohn Philipp II. den Hof.[16][Anm. 1] Letzter Erbe aus diesem Adelsgeschlecht ‚Daun-Falkenstein‘ war eine Tochter Christiane Luise. Deren Ehemann Emich Christian von Leiningen-Dagsburg, verkaufte 1698 Haus Bürgel an Franz Freiherr zu Nesselrode.[17] Für die nächsten fast drei Jahrhunderte waren die Grafen von Nesselrode die letzten historischen Eigentümer des Hofes.[18] Noch 1837/38 errichteten diese Eigentümer ein neues Herrenhaus. 1989 verkauften sie das Gut an die NRW-Stiftung.[1]

1864 wurde hier der Kaiser-Wilhelm-Apfel als Zufallssämling entdeckt.

Derzeit dient Haus Bürgel als landwirtschaftlicher Betrieb, der vor einigen Jahren ausgesiedelt wurde.

Nachdem die NRW-Stiftung Haus Bürgel erworben hatte, wurde im Jahre 2003 im Eckturm von Haus Bürgel ein archäologisches Museum eingerichtet.


Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Haus Bürgel aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.

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