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Die niederländische Festung Bourtange ist eine der wenigen Festungen in Europa, die nach ihrem fast vollständigen Verfall in den letzten Jahrzehnten wieder aufgebaut wurden.
Die Festung umschließt mit ihren Außenwerken eine gleichnamige Festungsstadt und liegt in der niederländischen Provinz Groningen, 2 km von der deutsch-niederländischen Grenze entfernt. Bourtange gehört innerhalb von Westerwolde zur 7 km entfernten Gemeinde Vlagtwedde.
Die Anlage diente der Überwachung der wenigen Straßen und Wege in diesem vormals völlig versumpften Gelände. Das Bourtanger Moor, beiderseits der deutsch-niederländischen Grenze, ist nach der Festung benannt.
Mit der Errichtung der Festung wurde im Jahre 1580 im Achtzigjährigen Krieg genau an der Stelle begonnen, wo auf dem Weg zwischen Groningen und Münster durch die Moore und Sümpfe zwei Ochsenkarren einander ausweichen konnten. Man hoffte, die von den Spaniern besetzte Stadt Groningen so von der Außenwelt abschneiden zu können.
1593 wurde die Festung fertiggestellt und im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges immer wieder verändert und den jeweiligen technischen Gegebenheiten angepasst. Während dieses Krieges und auch in den darauf folgenden unruhigen Jahrzehnten konnte sie niemals von einem Angreifer erobert werden.
In den folgenden Jahrzehnten wurde die Festung während Krisenzeiten instandgesetzt, um danach wieder zu verfallen. 1742 erreichte sie während des Ersten Schlesischen Krieges ihre größte Ausdehnung. Militärisch war sie bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts von Bedeutung. Aber in den kriegsfreien Zeiten hatten sich immer mehr Bürger auf dem inneren Festungsgebiet niedergelassen, so dass mit der Zeit eine kleine Festungsstadt entstand.
1851 wurde die Festung militärisch offiziell aufgegeben und das Dorf blühte auf und wuchs zu einer stattlichen Größe an. Nach dem Zweiten Weltkrieg verließen, aufgrund der mangelnden Infrastruktur in der gesamten Provinz, mehr und mehr Einwohner das Dorf, das 1960 beinahe ganz aufgegeben worden war.
Die Gemeinde Vlagtwedde entschloss sich daraufhin, zur Belebung des Gebietes und Rettung der Festung diese auf dem Stand von 1742 - als die Festung ihren größten Umfang erreicht hatte - wieder aufzubauen und als Museums- und Freizeitort zu führen, was auch der abseitigen Lage der Anlage zu verdanken ist. Daher kann an dieser Stelle heute eine Festungsanlage besichtigt werden, die einen sehr selten gewordenen Bauzustand wiedergibt.
Die Festung selbst stellt sich im Grundriss als ein völlig regelmäßiges Fünfeck dar, an dessen Ecken sich Bastionen befinden. Die Entfernung von Bastionsspitze zu Bastionsspitze beträgt allerdings nur 200m. Das war zur Zeit der Erbauung eine übliche Reichweite der damaligen Waffen der Infanterie. Weiterhin sind der Kernfestung wassergefüllte Gräben, Ravelins, ein Kronwerk und ein Glacis vorgelagert. Die Anlage besteht hauptsächlich aus Erde und Holz, nur die beiden Torbauwerke und eine kurze Poterne sind gemauert.
Die wichtigsten Wiederherstellungsarbeiten erfolgten zwischen 1964 und 1973, aber auch seither wurde die Anlage regelmäßig ergänzt und erweitert.
Innerhalb des Festungsfünfecks liegt als touristische Attraktion das heutige Museumsdorf Bourtange.
Die Festungsstadt ist von Festungswällen und Wassergräben umgeben, durch Brückenwächterhäuschen geschützt und beherbergt typische zeitgenössische Wohnhäuser, wie das „Capiteynslogement“, das Haus des Proviantmeisters („Convooimeester“) und andere Offiziershäuser, Gewürzhäuser, die Kirche, verschiedene Mühlen, die Verteidigungsanlagen samt Kanonen und Schießpulverlager sowie die „Secreten“ (frühere Toilettenanlage).
Weiterhin steht in Bourtange auch die aus dem Jahr 1842 stammende, restaurierte Synagoge, die bis zum Zweiten Weltkrieg als Gebetshaus für die in der Gegend lebenden Juden diente. Im Krieg wurden alle jüdischen Einwohner Bourtanges deportiert; nur zwei von ihnen kehrten zurück. Das Gebetshaus ist als Synagogenmuseum eingerichtet und stellt die einzige gut erhaltene Synagoge entlang der niederländisch-deutschen Grenze dar.
Neben einem Informationszentrum, diversen Museen, Restaurants und Cafés ist in den „Festungslogementen“ auch ein Hotel untergebracht.
Im Mittelalter war das Umfeld der Festungsstadt ein ausgedehntes und unzugängliches Sumpfgelände. Seit 2003 wird daran gearbeitet, diese zwischenzeitlich urbar gemachten Gebiete wieder zu vernässen, um einen noch authentischeren Zustand zu erreichen. Das Projekt nennt sich „De Natte Horizon“ (Der nasse Horizont). Das Sumpfgelände erleichterte seinerzeit die Abwehr des Gegners wegen seiner Unzugänglichkeit und auch der Schwierigkeit Geschütze in der unmittelbaren Nähe der Festung aufzustellen. Nun soll das Gebiet zum Naturschutzpark werden und auf Wander- und Radfahrwegen und auf den Grachten mit Ausflugsbooten erreicht werden.
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Festung Bourtange aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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