Wasserburg Kapellendorf
von Misburg3014 (Eigenes Werk) [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons
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Die Wasserburg Kapellendorf befindet sich in einer Talsenke des Sulzbachs in der Mitte der Gemeinde Kapellendorf, die in der Mitte des Städtedreiecks Jena - Weimar - Apolda liegt. Die Wasserburg gehört zu den größten und besterhaltenen Burgen Thüringens. Sie wurde im 12. Jahrhundert gegründet und wird gegenwärtig als Museum und als Veranstaltungsort genutzt. Die Wasserburg Kapellendorf ist eine Außenstelle des Stadtmuseums Erfurt.

An einer Besitzübertragung an das Zisterzienserkloster Altzelle, die von Landgraf Ludwig III. von Thüringen urkundlich bestätigt wurde, war ein Theoderico de Capellendorph beteiligt. Er gehörte einer edelfreien Familie an, die als Burggrafen von Kirchberg bei Jena im Dienste des Reiches standen und 1149 erstmals mit dem Namen de Kyrberch in den Quellen erscheinen. Ein lange Zeit angenommener Zusammenhang zwischen dieser Familie und dem im 9. Jahrhundert genannten Graf Asis ist sehr unwahrscheinlich. Nach neueren Erkenntnissen handelt es sich bei den Edelfreien von Kirchberg und Kapellendorf um Angehörige des Adelsgeschlechts der Reginbodonen.

Bei den Ausgrabungen 1933 konnten große Teile der ersten steinernen Befestigung aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts erforscht werden. Es handelt sich um eine nahezu kreisrunde Burganlage von 32 Meter Durchmesser, die von einer 1,80 Meter starken Ringmauer und einem Graben umgeben war. Im Nordosten der Anlage sind die Reste des romanischen Wohnbaus erhalten geblieben, der direkt an die Ringmauer angelehnt war. Im Zentrum der Burg wurde der untere Teil eines freistehenden, bis Ende des 18. Jahrhunderts wieder geschleiften, Bergfriedes mit einem Außendurchmesser von zehn Metern freigelegt. Auffällig ist die Verwendung von Buckelquadern, die sonst im thüringisch-sächsischen Raum relativ selten vorkommen. Der Bergfried war wohl im späten 12. oder frühen 13. Jahrhundert errichtet worden, wahrscheinlich erst anschließend an den Bau der Ringmauer und der Randbebauung oder gar mit gewissem zeitlichen Abstand. Die bisher zumeist angegebene Datierung "wohl nicht vor 1120 und nicht später als 1180-1200" ist nicht zwingend und erscheint zu früh. Die Wasserversorgung war durch einen bis in eine Tiefe von 10,80 Meter untersuchten Burgbrunnen und eine Zisterne gewährleistet. Die vier Meter tiefe Filterzisterne nahm vermutlich das Regenwasser auf, das von dem Palasdach herabfloss.

Der Niedergang der Burggrafen von Kirchberg setzte schon Anfang des 14. Jahrhunderts mit der Zerstörung der drei Burgen auf dem Hausberg bei Jena (1304) ein. Am 13. Juli 1348 musste Burggraf Hartmann von Kirchberg sogar den Stammsitz Kapellendorf aus Finanznöten an einen Mittelsmann der Stadt Erfurt verkaufen. 1350 erwarb die Stadt mehrere Dörfer im Umland, zwei Jahre später auch die Gerichtsherrschaft, und ließ sich daraufhin einen Teil der Herrschaft Kapellendorf von König Karl IV. als Reichslehen verleihen. Daraufhin erfolgten die Einrichtung eines Amtssitzes und eine wesentliche Erweiterung der Burganlage. Der Baubestand dieser Ausbauphase in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts ist im wesentlichen bis heute erhalten geblieben. Hierzu gehören der fünfstöckige Wohnturm, die sogenannte Kemenate, und das Küchengebäude mit großem Kamin ("Ochsenbratküche") im Zentrum der Burganlage.

Durch die Anlage einer etwa fünfeckigen Vorburg wurde die Burg wesentlich erweitert, sie umfasste nun eine Fläche von 2,25 Hektar. Sie ist von einem bis zu 30 Meter breiten Wassergraben umgeben, dem ursprünglich noch ein Wall vorgelagert war, so dass der Gesamtdurchmesser der Burganlage etwa 180 Meter betrug. Auf der Nordseite ist diese Vorbefestigung bis heute gut erhalten, im Osten und Südosten deuten nur noch kleinere Reste ihren ehemaligen Verlauf an. An den Hauptangriffsseiten im Süden und Osten wurden an der neuen Ringmauer zwei hohe und geschlossene Flankierungstürme mit Schlitzscharten errichtet, die drei anderen Ecken lediglich mit Schalentürmen besetzt. Der ursprüngliche Zugang zur Vorburg lag im Süden, noch heute ist das gotische Portal im Mauerwerk deutlich zu erkennen. An die neue Ringmauer sind mehrere Wohn- und Wirtschaftsgebäude angebaut, die in ihrer Form jedoch meist erst jüngeren Zeiten entstammen. In der Burg lagerte die Stadt Erfurt größere Mengen an Waffen, Rüst- und Kriegsmaterial sowie Lebensmittel ein, die in einem Inventar aus dem Jahr 1392 detailliert aufgelistet werden.

1446 vertrauten die Erfurter den Schutz ihrer Kaufleute in der Umgebung von Kapellendorf dem Ritter Apel Vitzthum von Roßla an und übergaben diesem Burg und Amt wiederkäuflich auf 21 Jahre. Damit hatten sie jedoch „den Bock zum Gärtner“ gemacht, denn zusammen mit seinen Brüdern Busso und Bernhard wandte sich der am sächsischen Hof in Ungnade gefallene Apel Viztum gegen Landgraf Wilhelm III. von Thüringen und überfiel mehrfach Erfurter und andere Kaufleute. Als im Oktober 1451 eine Gesandtschaft des burgundischen Herzogs wegen einer geplanten Heiratsverbindung zu dem sächsischen Kurfürsten Friedrich II. den Sanftmütigen unterwegs war, wurde sie von den Brüdern Vitzthum überfallen, ausgeplündert und in Gefangenschaft nach Kapellendorf verbracht. Die sächsischen Herzöge nahmen daraufhin zusammen mit den Städten Erfurt, Sangerhausen, Mühlhausen und Nordhausen und umwohnenden Adligen die Eroberung der Burgen der Viztume Wachsenburg, Kapellendorf, Gleisberg (Kunitzburg), Dornburg, Leuchtenburg, Isserstedt, Camburg und anderer auf. Um den 30. Dezember 1451 wurden das sloz Cappilndorf, in der ein Teil der burgundischen Räte gefangen gehalten wurde, nach achtwöchiger Belagerung wegen Nahrungsmittel- und Munitionsmangel übergeben und den Verteidigern freier Abzug gewährt.

Im Austausch gegen die Wachsenburg kam Kapellendorf 1452 wieder in den Besitz der Stadt Erfurt. Aufgrund drückender finanzieller Nöte musste der Rat der Stadt Kapellendorf 1508 an Kurfürst Friedrich den Weisen und Herzog Johann von Sachsen verpfänden, was Anlass zu einem Aufstand - das sogenannte Tolle Jahr der Erfurter Bürger gegen ihren Rat gab. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts erfolgte die Verlagerung des Tores an den Turm im Südwesten und der Bau einer steinernen Brücke über den Wassergraben. In den folgenden Jahrhunderten erlebte das Schloss mehrere Teilzerstörungen durch Brände wie 1599 oder Unwetter 1613, aber auch Phasen des erneuten Aufbaus wie nach der Einrichtung eines Justiz- und Rentamtes 1684. Der Buckelquaderturm, der auf einer Federzeichnung von 1657 noch in einer ansehnlichen Höhe erhalten ist, wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts und im 18. Jahrhundert bis auf den Reststumpf abgebrochen und die Steine zusammen mit anderem Abbruchmaterial nach Weimar gebracht, um dort verbaut zu werden. Im Oktober 1806 richtete der Fürst zu Hohenlohe-Ingelfingen in der Burg Kapellendorf sein Hauptquartier als Oberbefehlshaber eines Teiles der preußischen Armee in der Schlacht bei Jena und Auerstedt gegen die Truppen Napoleons ein. Von 1866 bis 1879 brachte die Universität Jena ihre "Irrenanstalt" in der Burg unter. Danach zog die Schule des Dorfes ein.

Die Herzöge von Sachsen-Weimar blieben bis 1918 im Besitz von Kapellendorf. 1922 wurde die Burg von der Thüringischen Staatsregierung an einen Privatmann verkauft, 1929 gelangte sie nach über 400 Jahren wieder an die Stadt Erfurt. 1930 wurde die neugegründete „Burggemeinde Kapellendorf“ Besitzerin der Burg und begann 1932 mit der Freilegung und Sicherung der Anlage für eine touristische Nutzung.

Ab 1943 waren die Unterlagen des Stadtarchivs Erfurt und Bestände der Wissenschaftlichen Allgemeinbibliothek Erfurt als Schutz vor den zunehmenden Luftangriffen in die Wasserburg ausgelagert.

Ausbau und Restaurierungen wurden in der DDR durch den „Arbeitskreis Wasserburg Kapellendorf“ vorangetrieben. 1975 wurde in der „Kemenate“ der Wasserburg Kapellendorf eine Ausstellung zu Burg und Stadt im Mittelalter eröffnet. Seit 1998 ist die Burg Eigentum der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Sie beherbergt ein Museum "Thüringer Burgen" und dient gleichzeitig als Veranstaltungsort für verschiedene Feste.


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