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Die Festung Hohentwiel ist eine ehemalige Gipfelburg und Festung auf der vulkanischen Quellkuppe des Hohentwiel im Hegau, nahe dem Bodensee. Die Felsen überragen die am östlichen Fuß des Berges gelegene Stadt Singen um 260 Meter. Mit einer Fläche von neun Hektar stellt die für Besucher zugängliche Festung die größte Burgruine Deutschlands dar. Seit 1990 wurde die Anlage jedes Jahr von über 80.000 Menschen besucht, das Maximum lag 2002 bei 126.520 Besuchern. Im Bereich der Festungsanlage findet jährlich das Hohentwiel-Festival statt.
In ihrer Geschichte war die Festung auch frühmittelalterlicher Herzogssitz und einfache hochmittelalterliche Burg. Erstmals erwähnt wird die Befestigung auf dem Hohentwiel im Jahr 915. In der Folgezeit war der Hohentwiel im Besitz verschiedener Adelsfamilien, darunter der Zähringer und Klingenberger. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts kam der Hohentwiel mehr und mehr unter Einfluss und Herrschaft der Württemberger. Damit war die Burg wieder Herzogssitz. In den folgenden Jahrhunderten wurde die Anlage zur württembergischen Staatsfestung ausgebaut und im Dreißigjährigen Krieg fünfmal erfolglos belagert. Im Anschluss folgte eine Nutzung als Staatsgefängnis, bis die Anlage 1801 im Zuge der französischen Revolutionskriege geschleift wurde. Nach der Zerstörung wurden die Ruinen schnell zum Anziehungspunkt für Touristen.
Im Gegensatz zu den anderen Hegaubergen konnten auf dem Hohentwiel keine Spuren einer Fliehburg nachgewiesen werden. Die Ursprünge der Befestigungen auf dem Berg liegen im frühen Mittelalter, und zwar im Zusammenhang mit der Wiederbegründung des Herzogtums Schwaben. Im Jahre 914 wurde der Berg von Burchard II. während seines Aufstands gegen König Konrad I. befestigt und schon im Jahr darauf von Konrad erfolglos belagert. Burchard konnte sich durchsetzen und wurde um 920 von Konrads Nachfolger Heinrich I. offiziell mit dem Herzogtum belehnt. Unter seinem Sohn, Herzog Burchard III., wurde der Hohentwiel in der Mitte des 10. Jahrhunderts zur schwäbischen Herzogsresidenz ausgebaut.
970 wurde damit begonnen, auf dem Twiel ein Kloster zu errichten. Es war dem hl. Georg geweiht und verfügte über eine angeschlossene Klosterschule. 973 starb Burchard III. und wurde im Kloster Reichenau bestattet. Seine Witwe Hadwig konnte danach noch 21 Jahre lang, bis zu ihrem Tod 994, ihre Stellung auf dem Twiel behaupten und wurde sogar in königlichen Urkunden als dux (dt.: Herzog) bezeichnet. Dies ist insofern bemerkenswert, als es zu ihren Lebzeiten zwei weitere legitime Herzöge gab. Um 973 berief sie Ekkehard II. aus der Abtei St. Gallen auf den Hohentwiel, um sich von ihm in Latein unterrichten zu lassen. Ekkehards Leben wurde 1855 in dem historischen Roman Ekkehard von Joseph Victor von Scheffel beschrieben (siehe unten).
Nach dem Tod Hadwigs begab sich Kaiser Otto III. zum Twiel, um dort die Erbschaft zu regeln und die von Hadwig angemaßten Rechte am Königsgut wieder für sich zu beanspruchen. Im Jahr 1000 weilte der Kaiser ein zweites Mal auf dem Twiel, was auf einen komfortablen Ausbau der Burg schließen lässt, aber auch Ottos Bestreben erkennen lässt, seine Besitzansprüche durchzusetzen.[3]
Um 1005 wurde das Kloster nach Stein am Rhein verlegt, worauf der Twiel an Bedeutung verlor. Die nächsten urkundlichen Erwähnungen stehen im Zusammenhang mit dem Investiturstreit. Im Jahre 1079 gehörte der Hohentwiel offensichtlich den Zähringern. Adelheid, die Frau des Gegenkönigs Rudolf von Rheinfelden und Schwiegermutter Bertholds II. von Zähringen, starb in diesem Jahr auf dem Hohentwiel.
In diesem Zusammenhang tauchen zwei Familien auf, die sich beide nach dem Twiel benannten, aber auf Grund der politischen Konstellation nicht identisch sein können: eine vom Abt von Sankt Gallen eingesetzte und eine aus dem Umfeld der Zähringer. Ulrich von Eppenstein, Abt des Klosters St. Gallen konnte Berthold 1086 den Twiel abnehmen, der danach über drei Jahrzehnte im Einflussbereich des Abtes blieb. Nach dem Tod des Abtes 1121 nahmen dann die, in zähringer Diensten stehenden, Herren von Singen den Twiel in Besitz (vermutlich frühestens 1122, spätestens aber 1132) und nannten sich fortan „Herren von Twiel“. 1214 ist ein Gibizo de Twiel und 1230 ein Heinrich von Twiel nachgewiesen. Heinrich ist der letzte nachgewiesene Herr von Twiel. Ob diese Personen den Twiel in Eigenbesitz hatten, ist ungeklärt; er könnte auch Königs- oder Herzogsgut gewesen sein. Dann wären die Genannten mit dem Twiel belehnt gewesen.[4]
Aus dem Jahr 1267 existiert eine von Ulrich von Klingen unterzeichnete Urkunde. Nachdem 1218 die Zähringer ausgestorben waren, könnten sich die Herren von Klingen den Twiel angeeignet und die Herren von Twiel auf den Rosenegg versetzt haben. Ein weiterer Ulrich von Klingen verkaufte den Twiel am 16. Februar 1300 für 940 Mark Silber[5] an Albrecht von Klingenberg. Für sieben Generationen verblieb der Twiel im Besitz der Klingenberger. 1419 und 1433 kaufte Caspar von Klingenberg die Herrschaft über Hohenklingen und die Vogtei über das Kloster St. Georg. Damit war nach über 400 Jahren der Herr von Twiel wieder Schutzherr über das Kloster.[6]
1464 begann eine Fehde zwischen Eberhard von Klingenberg und Johann von Werdenberg. Der Werdenberger hatte einen Knecht Eberhards gefangengenommen und gefoltert. Im Zuge der Geschehnisse bildeten sich zwei Koalitionen: Die Werdenberger mit der Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild sowie den Grafen von Württemberg auf der einen und Eberhard mit Hans von Rechberg, Wolf von Asch und Schweizer Reisläufern auf der anderen Seite. Auf letztere konnte Eberhard zurückgreifen, da er 1463 in das Bürgerrecht der Stadt Luzern getreten war. Nachdem alle Vermittlungsversuche fehlgeschlagen waren, begann am 11. Oktober die Belagerung der Twieler Burg durch die Werdenberger zusammen mit der Rittergesellschaft. Über größere Kämpfe während des Geschehens am Twiel ist nichts bekannt. Auch die Burgen des Rechbergers wurden belagert. Im Laufe einer solchen Belagerung kam Hans von Rechberg am 11. November zu Tode, worauf sich Eberhard mit der Bitte um Vermittlung an Erzherzog Siegmund von Österreich wandte. Daraufhin kam es am 28. Januar 1465 zu einem Friedensschluss in Biberach. Zuvor hatte Eberhard am 12. Januar zugestanden, dass die Herren von Klingenberg für 200 Gulden Dienstmänner des Erzherzogs wurden.[6]
Nachdem verschiedene Mitglieder der Klingenberger erbliche Herrschaftsansprüche auf die Ganerbenburg Twiel erhoben hatten, kam es im Jahr 1475 zu einem Burgfrieden: Zwischen Eberhard, Kaspar dem Älteren und dem Jüngeren, Albrecht und Heinrich wurde vereinbart, die Burg nicht zu verkaufen, was sich wegen der finanziellen Schwierigkeiten der Familie angeboten hätte. Geldnot führte jedoch dazu, dass Albrecht und Kaspar d. Ä. 1483 für sechs Jahre in den Dienst Eberhards d. Ä. von Württemberg traten. Dieser erlangte damit das Recht, die Anteile der beiden am Twiel zu nutzen. 1486 schloss Bernhard von Klingenberg einen Dienstvertrag mit dem Württemberger, wodurch dieser bei Bedarf über das Schloss verfügen konnte. Dagegen schloss sich Kaspar d. Ä. 1485 dem österreichischen Erzherzog an, was diesem den Anteil Kaspars am Twiel sicherte. 1489 tat es ihm Albrecht gleich. Diese Situation war insofern prekär, als die Interessen Württembergs und Habsburgs, die beide versuchten, ihre Territorien mit ihren jeweiligen Besitzungen im Elsass und in Burgund zu vereinigen, im Hegau aufeinanderstießen.[Anm. 1] Im Rahmen des Schweizerkriegs 1499 wurde der Twiel trotz zahlreicher Kampfhandlungen im Hegau nicht angegriffen.[6]
1511 bekam Herzog Ulrich von Württemberg das Öffnungsrecht für den Twiel-Teil des Hans Heinrich von Klingenberg. In der Folge kam es zu familiären Streitigkeiten, in deren Verlauf Hans Heinrich immer mehr Teile am Twiel gewann. Als Herzog Ulrich 1519 vor dem Schwäbischen Bund fliehen musste, erlaubte ihm sein Öffnungsrecht, Zuflucht auf dem Twiel zu nehmen. 1521 erwarb Ulrich das Nutzungsrecht für den Twiel, um ihn als Standort für die Rückeroberung Württembergs zu nutzen. Der Vertrag sah vor, dass der Twiel zwei Jahre nach der erfolgreichen Rückeroberung an Hans Heinrich zurückfallen sollte. Außerdem wurden darin dem Klingenberger hohe finanzielle Versprechungen gemacht. Die Unruhen des Bauernkriegs suchte Herzog Ulrich für seine Zwecke der Rückeroberung seines Landes zu nutzen. Anfang 1525 lagen auf dem Hohentwiel 500 Schweizer Söldner, die Ulrich dabei unterstützen sollten. Insgesamt hatte Ulrich in der näheren Umgebung zwischen 6000 und 8000 Soldaten zusammengezogen. Der Feldzug wurde aber vor Stuttgart wieder abgebrochen, da der französische König bei Pavia gefangengenommen worden war und die Schweizer Söldner deshalb zurückgerufen wurden.
Nachdem Ulrich neun Jahre später sein Herzogtum wieder zurückgewonnen hatte, kam es nicht zur vereinbarten Rückgabe der Burg. Stattdessen erwarb Ulrich am 24. Mai 1538 den Hohentwiel vollständig. Er bezahlte dafür 12.000 Gulden.[7] Ulrich wollte nach den Erfahrungen seiner Vertreibung, bei der all seine Burgen gefallen waren, sieben Landesfestungen erbauen, eine davon auf dem Hohentwiel. Finanziert wurde der Ausbau der Burg mit finanzieller Unterstützung durch den französischen König Franz I.. Der zeitliche Umfang der Arbeiten ist nicht bekannt. 1550 ließ Herzog Christoph, der Nachfolger Ulrichs, die Festung erweitern. Dazu wurde der Bruderhof von Singen gekauft, um eine Domäne zur Versorgung der Festung zu bekommen. 1593 kam der Bergmaierhof hinzu.[8]
Die alte Rivalität zwischen dem nun protestantischen Württemberg und dem katholischen Habsburg fand im Dreißigjährigen Krieg ihre Fortsetzung. Zwischen 1627 und 1634 wurde die Festung weiter verstärkt. Württemberg verfolgte nach seiner anfänglichen Niederlage in der Schlacht bei Wimpfen 1622 zunächst eine Politik der Neutralität. Das 1629 von Kaiser Ferdinand II. erlassene Restitutionsedikt, nach dem alle geistlichen Güter, die zum Zeitpunkt des Passauer Vertrages vom 1. August 1552 nicht protestantisch gewesen waren, wieder in katholische Hände kommen sollten, vereinte die protestantischen Stände jedoch wieder, und sie verbündeten sich im Heilbronner Bund mit dem schwedischen König Gustav Adolf II.. Nach ihrer Niederlage in der Schlacht bei Nördlingen am 6. September 1634 stand Württemberg den Feinden offen. Eberhard floh mit seinem Hofstaat nach Straßburg. Alle Landesfestungen bis auf den Hohentwiel wurden von den Kaiserlichen erobert. Ferdinand III. betrachtete Württemberg als von Habsburg erobertes Gebiet und verwaltete es entsprechend. Die protestantischen Stände verbündeten sich nun mit Frankreich. 1635 übernahm Bernhard von Weimar das Kommando über die protestantischen Truppen, aber im Mai 1635 schloss der Kurfürst von Sachsen, dem sich später die meisten anderen Reichsstände anschlossen, den Frieden von Prag mit dem Kaiser. Das Restitutionsedikt wurde zurückgenommen, die Katholische Liga löste sich auf und es sollte nur noch eine Reichsarmee gegen äußere Feinde (Schweden, Frankreich) aufgestellt werden. Ausdrücklich ausgenommen waren aber die Mitglieder des Heilbronner Bundes. Bernhard von Weimar stellte sich daraufhin in französische Dienste. Frankreich trat offen in den Krieg ein und Südwestdeutschland wurde zu einem der Hauptschauplätze des Krieges. 1638 erhielt Herzog Eberhard III. einen Teil seines Herzogtums zurück, die von Ferdinand II. verschenkten Ämter verblieben aber bei Habsburg.
Die Festung Hohentwiel spielte nun eine maßgebliche Rolle als wichtiger Stützpunkt der mit Frankreich verbündeten Gegner Habsburgs. Konrad Widerholt wurde 1634 zum Kommandanten ernannt. Zu seinen ersten Aufgaben gehörte es, wieder Disziplin herzustellen und die Versorgung zu sichern. Der erhaltene Schriftverkehr zwischen Widerholt und Herzog Eberhard in Straßburg dreht sich hauptsächlich um die Besorgung von Geld und Lebensmitteln. Geld konnte teilweise auf dem Umweg über die Schweiz besorgt werden, im Allgemeinen war aber Widerholt auf sich allein gestellt. 1635 ließ er auf der Festung eine Windmühle mit horizontalen Flügeln errichten, eine Idee, die er vermutlich aus Venedig mitgebracht hatte. „Unnütze“ Personen, das heißt Frauen und Kinder, ließ er von der Festung entfernen, er dachte sogar zeitweise darüber nach, die Mannschaft von 124 auf 45 Mann zu reduzieren.[9]
Ein Mittel zur Geldbeschaffung waren Entführungen. Im Februar 1635 wurde der Sulzische Amtmann Kullig in Jestetten entführt, was 3700 Gulden einbrachte. Der fürstenbergische Major von Salis, der in Aach gefangengenommen wurde, brachte 20 Pferde. Die Entführung des Bischofs von Konstanz, der sich bei einem Jägermahl in Bohlingen aufhielt, gelang zwar nicht, aber die dabei erbeuteten Pferde reichten aus, um 39 Mann, die bei einem Gefecht um den Hohenkrähen gefangengenommen worden waren, wieder auszulösen. Dennoch betrugen die Soldrückstände Mitte 1635 bereits 3000 Gulden.[10]
Vom August 1635 bis zum Februar 1636 wurde die Festung zum ersten Mal belagert. Zur gleichen Zeit breitete sich die Pest im Hegau aus, auch die Festung war mit 150 Toten betroffen. Die erste Belagerung endete mit einem Vertrag, nach dem die Raubzüge eingestellt werden sollten und dafür die Versorgung der Festung zugesichert wurde. 1637 wollte Herzog Eberhard III. von Württemberg den Hohentwiel an den Kaiser übergeben, um wieder als Herzog eingesetzt zu werden, dies scheiterte jedoch an der Weigerung Widerholts. Stattdessen stellte Widerholt sich unter das Kommando von Bernhard von Sachsen-Weimar, der in der Folge Eroberungen in Südwestdeutschland machen konnte. Zwischen Juli und Oktober 1639 wurde die Festung von Gottfried Huyn von Geleen zum zweiten Mal belagert, vermutlich wurde dabei auch kurzzeitig der Vorhof eingenommen. Immer noch sollte Widerholt die Festung übergeben, was er aber nicht tat, obwohl ihm Straffreiheit und eine hohe Geldsumme in Aussicht gestellt wurden. Im September 1640 erfolgte die dritte Belagerung durch spanische Truppen, im Winter 1641/42 die vierte Belagerung. Dabei näherten sich die Angreifer so weit, dass sie die Festung aus der Nähe beschießen konnten, erlitten jedoch durch die winterliche Witterung hohe Verluste und brachen die Belagerung ab, als bekannt wurde, dass Entsatztruppen anrückten. Danach wurden die Verteidigungsanlagen weiter verstärkt. 1644 kam es zur fünften und letzten Belagerung durch Franz von Mercy. Die Festung wurde dabei nicht direkt angegriffen, sondern weiträumig abgeriegelt. Auch diese Belagerung endete erfolglos.
Am 14. März 1647 wurde zwischen Frankreich und Bayern in Ulm ein Separatfrieden geschlossen. Am 24. Oktober 1648 endete der Dreißigjährige Krieg mit dem Westfälischen Frieden. Schon am 29. November 1648 stellte Widerholt seinem Herzog die Rückgabe der Festung in Aussicht, die feierliche Übergabe erfolgte aber erst am 10. August 1650. Am 12. August 1650 dankte Obrist Konrad Widerholt ab. Am 17. August kam Herzog Eberhard III. selbst auf die Festung. Konrad Widerholt wurde mit dem Rittergut Neidlingen belehnt und starb am 13. Juni 1667 als Obervogt von Kirchheim unter Teck.[11]
In den folgenden Jahren kam es immer wieder zu Erweiterungen der Festung, so 1653, 1700 und 1735. In diesem Jahr wurde die maximale Ausbaustufe erreicht. Ab 1658 nutzte das Herzogtum Württemberg die Festung als Staatsgefängnis, aber auch als sichere Zufluchtstätte für die herzogliche Familie. Während des Spanischen Erbfolgekriegs wurde auf dem Hohentwiel von 1701 bis 1714 Verteidigungsbereitschaft hergestellt, es kam aber zu keinen Kampfhandlungen. Herzog Eberhard Ludwig weilte am 17. März 1702 auf der Festung. Zwischen August und Oktober 1741 waren der junge württembergische Herzog Carl Eugen sowie die Prinzen Ludwig Eugen und Friedrich Eugen auf Grund des Österreichischen Erbfolgekriegs zu ihrem Schutz auf dem Hohentwiel untergebracht. Von 1759 bis 1764 war Johann Jacob Moser politischer Gefangener im Staatsgefängnis. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verlor die Festung zunehmend an militärischer Bedeutung, was sich am Abriss und nicht durchgeführten Wiederaufbau von Gebäuden in der Unteren Festung zeigte. Nach 1787 waren Mitglieder der Hannikel-Räuberbande Gefangene im Gefängnis. 1799 hielt sich Herzog Friedrich II. zum letzten Mal in der unzerstörten Festung auf.[12]
Im Zuge der durch die Französische Revolution ausgelösten Revolutionskriege wurde der Hohentwiel 1798 von den Österreichern inspiziert. Als 1799 die Franzosen in den Hegau einmarschierten, blieb der Hohentwiel zunächst unbehelligt. Am 1. Mai 1800 zogen sich die Österreicher aus Singen zurück, nachdem die Franzosen den Rhein überquert hatten. Soldaten der Division Vandamme gelangten vor die Festung. Die geforderte Übergabe der Festung lehnten die Kommandanten des Hohentwiel zunächst ab und beriefen sich auf die Neutralität Württembergs. Schließlich unterschrieben sie aber um 23 Uhr im Singener Pfarrhaus die Kapitulation. Am nächsten Tag folgten der freie Abzug der Besatzung und die Plünderung der Festung durch die Franzosen. Im August 1800 wurde in Paris die Schleifung des Hohentwiels beschlossen. Geschleift wurde die Festung ab Oktober bis März 1801.[13]
1804 erfolgte eine notdürftige Instandsetzung für einen Besuch Friedrichs II.. 1810 kam das Umland durch den Vertrag von Paris an Baden, während der Hohentwiel als Krongut bei Württemberg verblieb. Verhandlungen zur Lösung der Exklaven-Problematik scheiterten 1847. Nach 1821 wurde immer wieder erwogen, die Festung wiederaufzubauen. 1849 kam der Hohentwiel zur Stadt Tuttlingen. Im Ersten Weltkrieg war von 1915 bis 1918 eine Fliegerwache auf dem Hohentwiel stationiert. Auch im Zweiten Weltkrieg war eine solche Wache auf dem Berg. Als die Alliierten sich 1945 dem Hohentwiel und Singen näherten, wurde die Festung als Schutzunterkunft für Bürger geöffnet. Durch französische Panzer wurde die Festung am 27. April mehrmals beschossen, wobei das Rondell Augusta und die Wilhelmswacht Schaden nahmen. Am 1. Januar 1969 kam der Hohentwiel offiziell zu Singen. Die Festung verblieb jedoch beim Land Baden-Württemberg.[14]
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