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Schloss Bürgeln liegt auf einer bewaldeten Höhe oberhalb des Schliengener Ortsteils Obereggenen. Politisch gehört das Gebiet heute zur Gemeinde Schliengen im Landkreis Lörrach in Baden-Württemberg.
1762 wurde der Bau von Franz Anton Bagnato auf Veranlassung des Propstes von Bürgeln, Aloysius Mader, und des Fürstabtes Meinrad Troger vom Kloster St. Blasien, zu dem die Propstei gehörte, im frühklassizistischen Stil mit Rokokoausstattung begonnen und 1764 unter Fürtsabt Martin Gerbert vollendet.
Um 1120 tritt Ritter Wernher von Kaltenbach d. Ä. unter dem Einfluss des in das Kloster St. Blasien geflohenen Bischofs von Konstanz, Gebhard III., in das Kloster ein. Etwa um 1125 vermacht sein lediger Sohn Wiprecht mit Einverständnis des Vaters und seines ebenfalls im Kloster St. Blasien lebenden Bruders Wernher den gesamten Kaltenbachischen Besitz dem Kloster. Hierzu gehört auch der Bürgelnberg auf dem die Kirche des Dorfes Obereggenen stand, die dem Geschlecht der Kaltenbach als Grablege diente.
1126 begründete Abt Berthold I. von St. Blasien zunächst eine Cella mit nur drei Brüdern und kurz darauf auch eine Propstei, deren erster Propst Wernher von Kaltenbach d. J. wurde. 1267 zerstörte ein Feuer Kirche und Klosterzellen. Abt Arnold II. sorgte für den Wiederaufbau, der 1277 in die Weihung des neuen Altars mündete. Die Propstei hatte einerseits weltliche Aufgaben (Verwaltung des st. blasischen Grundbesitzes im Markgräflerland; Erhebung der Abgaben) und andererseits geistliche Aufgaben als Klosterzelle und musste die geistliche Betreuung des nahen Frauenklosters Sitzenkirch, sowie der Gemeinden Obereggenen, Kaltenbach und Marzell sicherstellen. Im Bauernkrieg von 1525 wurde die Propstei geplündert.
Während das Kloster St. Blasien und seine großen Besitzungen zu Vorderösterreich gehörten, war der Landesherr der Propstei Bürgeln der Markgraf von Hachberg-Sausenberg und später jener von Baden-Durlach. Mit der der neuen Kirchenordnung wurde zum 1. Juni 1556 die Reformation in der Markgrafschaft eingeführt. Die Propstei verlor damit ihre geistlichen Aufgaben, da der Markgraf das Kloster Sitzenkirch auflöste und in den bisher von Bürgeln betreuten Gemeinden protestantische Pfarrer einsetzte.
1689 – im Pfälzer Erbfolgekrieg – beschädigten französische Truppen die Propstei schwer. Von 1692 bis 1698 blieb das Propsteigebäude wegen des schlechten baulichen Zustands unbewohnt. Der bauliche Zustand blieb auch nach Reparaturarbeiten unbefriedigend und verschiedene Pröpste trugen sich mit Neubauplänen. Jedoch erst 1762 war Aloysius Mader bei seinem Abt, Meinrad Troger, erfolgreich. „Die neue Probstei musste in baulicher Hinsicht mehr sein, als nur ein Verwaltungsgebäude. Es ging um Repräsentation und um die Zurschaustellung katholischer Macht“.[1]
Der alte Bau wurde 1762 bis auf die Grundmauern abgerissen und der Neubau begann unter der Leitung von Franz Anton Bagnato. 1764 wurde der frühklassizistische Bau abgeschlossen.[2] Die zweigeschossige Hauptfront ist nach Westen gerichtet und weist einen zentralen Giebel auf. Auf der Nordseite ist eine Kapelle in den Bau integriert.
Der Fürtsabt Martin Gerbert von St. Blasien wehrte sich 1782 erfolgreich gegen den Josephinismus des österreichischen Landesherrn Joseph II. und konnte die Säkularisation des Klosters St. Blasien und seiner Propsteien zunächst verhindern.
Im Frieden von Lunéville (1801) zwischen Frankreich und Österreich, sowie dem Deutschen Reich erhielt Frankreich definitiv die seit 1795 besetzten deutschen linksrheinischen Gebiete. Das Reich wurde zur Entschädigung der von Gebietsverlusten betroffenen Fürsten verpflichtet. Im Reichsdeputationshauptschluss von 1803 wurde festgelegt, dass die weltlichen Fürsten durch Säkularisation kirchlicher und die Mediatisierung kleinerer Reichsstände abgefunden werden sollten. Der Malteserorden mit seinem Großpriorat in Heitersheim erhielt die Besitzungen der Abtei St. Blasien zugewiesen. Allerdings hat das Haus Österreich die Übergabe verweigert.[3] Nach dem Friede von Pressburg fiel dann der gesamte österreichische Breisgau am 15. April 1806 an Baden. Mit der Rheinbundakte vom 12. Juli 1806 fiel dann auch das Malteser Fürstentum Heitersheim an das Großherzogtum Baden, womit auch die Propstei Bürgeln definitiv Baden zugeschlagen wurde.
Das Großherzogtum verkaufte das Schloss bereits 1809 an einen Landwirt. 1822 kaufte der katholische Religionsfonds in Freiburg den Nordtrakt mit der Kapelle. In der Folge gab es noch eine Reihe weiterer Besitzer des Schlosses oder von Teilen desselben. Der nahe Kurort Badenweiler legte eine gastronomische Nutzung des Ausflugsziels, Schloss Bürgel, nahe. 1912 übernahm jedoch Elisabeth Baronin von Gleichenstein das Schloss, die einerseits das Schloss durch einen Anbau erweiterte und andererseits den öffentlichen Zugang einschränkte.
Als sie 1920 Bürgeln an Konsul Felix Schleyer verkaufen wollte, schlossen sich Gemeinden und Bürger des Markgräflerlandes im Bürgeln-Bund zusammen um das Schloss der Öffentlichkeit zu erhalten. Der badische Staat nahm sein Vorkaufsrecht wahr und verhinderte so den Privatverkauf. Der Bürgeln-Bund stellte der (damals noch selbständigen) Gemeinde Obereggenen den Kaufpreis zur Verfügung und die Gemeinde übertrug im Gegenzug vertraglich die Rechte und Pflichten des Grundeigentums auf den Bürgeln-Bund.
Nach dem Kauf waren die Mittel des Bürgeln-Bundes erschöpft und man suchte für Erhalt und Ausbau einen privaten Pächter, den man in Richard Sichler (1876–1957?) fand, der sich zur Kur in Badenweiler aufhielt. Sichler war ab 1922 Generaldirektor der Lingner-Werke AG in Dresden. Für die Umgestaltung der Bauten wählte Sichler den Architekten Theodor Veil, der vor der Westseite die Terrasse anlegte und die Treppe zurückversetzte. Im Inneren musste das Schloss vollständig und grundlegend renoviert werden. Am 19. September 1926 waren die langwierigen Renovierungsarbeiten, die Sichler aus privaten Mitteln bestritt, beendet und eine viertägige Eröffnungsfeier begann.[4]
1957 endete nach dem Tod Sichlers[5] das Pachtverhältnis und der Bürgeln-Bund übernahm den Unterhalt des Schlosses in eigene Regie.
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von Manfred Heyde (Eigenes Werk) [Public domain], via Wikimedia Commons
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