Kloster Bebenhausen
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Das Kloster Bebenhausen war ein Zisterzienserkloster in Bebenhausen (heute Ortsteil von Tübingen, Baden-Württemberg). Nach der Reformation (in Württemberg 1534) dienten die Klostergebäude als Klosterschule, Jagdschloss der Könige von Württemberg und als Sitz des Landtags des Landes Württemberg-Hohenzollern.

(Kloster) Bebenhausen liegt nördlich von Tübingen, am Südhang des Brombergs auf einem seit dem Mittelalter künstlich erweiterten Plateau oberhalb der Talsohle zweier dort zusammenfließender Bäche, an einer Fernstraße von den Alpen zum Rheintal, am Rande des Schönbuchs, des großen mittelalterlichen Reichswaldes. Das Grundwort des Ortsnamens -hausen mag auf die Alemannen und damit auf das 8./9. Jahrhundert zurückgehen, das Bestimmungswort Bebo- auf einen Mann dieses Namens, der sagenhafter Überlieferung zufolge je nachdem Herzog, Mönch oder Einsiedler gewesen sein soll. Archäologische Spuren, z.B. ein Friedhof, führen aber in der Tat ins frühe Mittelalter. Auch die Existenz einer Pfarrkirche als Dorfkirche verweist auf die vorklösterliche Zeit. Vielleicht gelangte Bebenhausen 1046 oder 1057 durch königliche Schenkung an die Speyrer Bischofskirche. Zudem wurde auf dem Südhang des Brombergs und damit in exponierter Lage ein Herrenhof der Tübinger Pfalzgrafen entdeckt, der Ausgangspunkt des Klosters Bebenhausen war.

Ein Gütertausch mit dem Bistum Speyer war nun eine Voraussetzung für das durch Pfalzgraf Rudolf I. von Tübingen (1182–1219) „zum Zwecke seines Seelenheils“ vermutlich 1183 gestiftete Kloster beim Dorf Bebenhausen. Rudolf schenkte dem Bistum Speyer die Martinskirche in Meimsheim und erhielt dafür die für die Klostergründung nötigen Ländereien. Die Schenkung wurde 1188 vom Bischof von Speyer beurkundet und am 29. Juni 1193 durch Kaiser Heinrich VI. bestätigt. Der Aufbau des Klosters in den 1180er-Jahren ging wohl nicht so rasch voran, wie eine Urkunde des schwäbischen Herzogs Friedrich V. (1167–1191) von 1187 beweist, worin er der Ordensgemeinschaft das Recht des Holzeinschlags im Reichswald Schönbuch u.a. für den Gebäudebau verbriefte. Das Kloster wurde – der Konzeption Bebenhausens als Grablege für die pfalzgräfliche Familie entsprechend – zunächst von Prämonstratenserchorherren besiedelt, die vielleicht aus Marchtal (Obermarchtal bei Ehingen) kamen.

Neben den Prämonstratensern waren die Zisterzienser einer der neuen kirchlichen Orden, die im Rahmen von Gregorianischer Kirchenreform und Investiturstreit (1075–1122) entstanden. Benannt nach dem burgundischen Cîteaux (1098), verbreiteten sich die Zisterzienser, die ihre Carta caritatis mit der Benediktusregel verbunden hatten, erfolgreich über fast ganz Europa und hatten mit Bernhard von Clairvaux († 1153) ihren wichtigsten Vertreter. Auch in Deutschland bildete sich seit 1123 ein Netz von Zisterzen aus. Zum Orden gehörten die engen Beziehungen zwischen Mutter- und Tochterklöstern, das jährliche Generalkapitel aller Zisterzienseräbte übte die Ordensaufsicht aus und war Sachwalter der Ordensnormen, Förderer und Schützer der Zisterzen.

Vor 1189/1190 verließen die Prämonstratenser Bebenhausen, und zunächst zwölf Zisterziensermönche des Klosters Schönau (bei Heidelberg) unter dem Gründungsabt Diepold siedelten sich dort an, nachdem der Anfrage des Pfalzgrafen Rudolf in Cîteaux durch eine die Örtlichkeiten untersuchende Kommission und das Generalkapitel positiv entsprochen wurde. Bebenhausen gehörte über Schönau und Eberbach damit zur Filiation der Mutterabtei Clairvaux. Erst unter den Zisterziensern begann der eigentliche Bau und Ausbau von Kloster und Klostergebäuden. Jedenfalls berichten mittelalterliche Quellen zu Beginn des 13. Jahrhunderts von einer angespannten wirtschaftlichen Lage, die trotz weitreichender Schenkungen und Güterzuwendungen das Kloster erfasst hatte. Doch zählte die Mönchsgemeinschaft am Ende des 13. Jahrhunderts bis zu 80 Mönche und 130 Konversen (Laienbrüder) und wurde im Verlauf des späten Mittelalters zum reichsten württembergischen Kloster.

Wenn wir Grundherrschaft als ein Wirtschaftssystem definieren, das dem Grundherrn – hier: dem Kloster – Einkünfte sicherte und dadurch Mönchen und Kloster die Existenz, so besaß die Mönchsgemeinschaft in Bebenhausen eine umfangreiche wirtschaftliche Grundlage aus Gütern und Rechten, die vom Zabergäu über den Schönbuch bis zur Schwäbischen Alb reichten. Gemäß einer „zisterziensischen Autarkie“ wurde der Landbesitz – zumindest bis ins 14. Jahrhundert hinein – in Eigenwirtschaft betrieben, d.h. die Grundherrschaft bestand aus Grangien unter der Leitung von Mönchen, die im Rahmen einer leistungsfähigen Klosterwirtschaft von Laienbrüdern unterstützt wurden. Es gab Grangien mit ausgeprägtem Ackerbau neben denen, die auf Viehzucht spezialisiert waren. Fischteiche und Fischwirtschaft spielten ein wichtige Rolle, ebenso die Waldbewirtschaftung, der Weinbau und die Gartenwirtschaft, die für die innerklösterliche Versorgung bedeutsam war. Auch auf die Verflechtung des Klosters mit der städtischen Wirtschaft sei hingewiesen, besaß die Bebenhausener Mönchsgemeinschaft insgesamt sechs städtische Klosterhöfe, u.a. in Ulm. Über Ulm betrieb das Kloster einen intensiven Weinhandel, die Klosterhöfe in den Städten wurden zu Verwaltungsmittelpunkten innerhalb der Grundherrschaft. Dass Letztere sich im Verlauf des späten Mittelalters unter Aufgabe der Grangienwirtschaft zu einer Rentengrundherrschaft mit aus der Güterverpachtung gezogenen Zinsen entwickeln sollte, sei noch am Rande erwähnt. Neben dem agrarischen Sektor spielte der gewerbliche in der zisterziensischen Klosterwirtschaft eine große Rolle. Werkstätten im Klosterbereich dienten handwerklichen Tätigkeiten der Rohstoffbearbeitung, Kleider, Ackergeräte und Haushaltsgegenstände wurden hergestellt. Die Lederverarbeitung erreichte eine hohe Qualität, es gab die Klosterziegelei, eine Bauhütte, die Schmiede. Die Wasserkraft wurde ausgiebig genutzt. So ist in Bebenhausen unterhalb der Klausur ein Gebäudekomplex von Wassermühlen erhalten, ein Mühlenkanal führt vom Westen her das Wasser heran.

Als Zisterzienserkloster besaß Bebenhausen gemäß der hochmittelalterlichen libertas ecclesie keinen Vogt, entbehrte also – theoretisch – des Schirms durch einen mächtigen Herrschaftsträger. Den Schutz übte für viele Zisterzienserklöster der (staufische) König aus, für Bebenhausen waren es die Tübinger Pfalzgrafen, die als Stifterfamilie den Schirm über das Kloster besaßen. Im Spätmittelalter wandelte sich Schutz in (Schutz-) Herrschaft. Auch Bebenhausen fand sich nun eingebunden in die pfalzgräfliche Landesherrschaft, die wiederum 1342 an die Grafen von Württemberg verkauft bzw. verpfändet wurde. Davon war ebenfalls die Zisterze betroffen, doch wurde Bebenhausen 1361 von Kaiser Karl IV. (1347–1378) vorübergehend ausgelöst. Auf die Dauer wichen aber Reichsbindung und relative Reichsunmittelbarkeit des Klosters der Landesherrschaft der württembergischen Grafen und Herzöge. Im Verlauf gerade der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts verstärkte sich die Landsässigkeit der Zisterze bis hin zur Landstandschaft. Bebenhausen wurde zu einem württembergischen Prälatenkloster, gehörte zu den Landständen innerhalb des Herzogtums und war seit 1498 auf den württembergischen Landtagen vertreten. Als nach einem habsburgischen Zwischenspiel (1519–1534) Herzog Ulrich I. von Württemberg (1498–1550) die Rückeroberung seines Territoriums gelungen war, führte er in seinen Prälatenklöstern die Reformation ein (1534). Auch Bebenhausen war davon betroffen, die katholische Klosterzeit neigte sich zu Ende, nachdem die Zisterze schon im Rahmen des Bauernkriegs 1525 Schaden genommen hatte.

Ein teilweise dreifacher Mauergürtel (einschließlich der erhaltenen Türme und Tore) umgibt die Klosteranlage, die immer noch den Geist zisterziensischer Raumaufteilung widerspiegelt. Dies gilt besonders für den Bereich der Klausur um den spätgotischen Kreuzgang mit Kirche, Dorment (Schlafraum), Refektorium (Speisesaal), Kapitelsaal, Parlatorium und Bruderhalle.

Die Weihe der spätromanischen dreischiffigen Klosterkirche, von der nur noch der östliche Teil mit Querhaus, Vierungsturm von 1409 und Presbyterium steht, datiert ins Jahr 1228, so dass das Gotteshaus und der daran anschließende Osttrakt mit den Aufenthaltsräumen der Mönche wohl zu diesem Zeitpunkt fertiggestellt waren. Der westliche Trakt der Laienbrüder wurde noch im 13. Jahrhundert zu Ende geführt. Am Südtrakt mit der Küche schloss sich das berühmte gotische Sommerrefektorium (1335) mit seinem Dachreiter an.

Das Abtshaus stammt ursprünglich von 1338/1339. Östlich der Klausur entstanden im Verlauf des 15. Jahrhunderts Herrenhaus und neue Infirmarie, auch an der Kirche gab es spätgotische Veränderungen, ebenso entstand bis 1513 ein beheizbares (Winter-) Refektorium. Die Reformation beendete die reiche Bautätigkeit, die Kirche wurde um 1537 als Steinbruch benutzt und das Langhaus abgebrochen.

Nach der Säkularisation 1806 wurde aus dem Abtshaus ein Jagdschloss. Zwischen 1850 und 1987 kam es immer wieder zu Restaurierungs- und Wiederherstellungsarbeiten. Das mittelalterliche Kloster blieb aber bis heute zum großen Teil erhalten.

 


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