Neues Schloss (Meersburg)
von Reinhard Kirchner (eigenes Bild) [GFDL oder CC-BY-SA-3.0-2.5-2.0-1.0], via Wikimedia Commons
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Das Neue Schloss Meersburg war ab 1750 bis zur Aufhebung des Bistums 1803 die Residenz der Fürstbischöfe von Konstanz.

1710 wurde unter Bischof Johann Franz Schenk von Stauffenberg durch den Baumeister Chr. Gessinger mit dem Bau am „Neuen Bau“ begonnen. Der Rohbau, der schon die späteren Ausmaße zeigte, wurde bis 1712 fertiggestellt.

In der Folgezeit unterblieb allerdings der repräsentative Ausbau, das Gebäude wurde als Kanzleigebäude verwendet. Es enthielt zwar bereits im Obergeschoss die Folge von repräsentativen Appartements, die für eine fürstliche Residenz unabdingbar waren, allerdings war seltsamerweise der Bau eines ebenso repräsentativen Treppenhauses unterblieben.

Mit dem Regierungsantritt Kardinal Damian Hugos von Schönborn, der bereits Bischof in Speyer war und dort das Bruchsaler Schloss hatte erbauen lassen, wurde ab 1740 das bestehende Gebäude den Erfordernissen einer Residenz angepasst, indem der Baumeister Johann Georg Stahl aus Bruchsal nach Plänen von Balthasar Neumann ein repräsentatives Treppenhaus hinzufügte.

1741 bis 1743 folgte der Einbau der Schlosskapelle, ebenfalls nach dem Entwurf von Balthasar Neumann, die Ausstattung ist das Werk des Freskenmalers Gottfried Bernhard Göz aus Augsburg (1708–1774) und des Stuckateurs Joseph Anton Feuchtmayer (1696–1770).

Ab 1759-1762 wurde durch Fürstbischof Kardinal Franz Konrad von Rodt unter der Leitung Franz Anton Bagnatos als Baumeister erneut umgebaut: Die baufällige Treppe musste erneuert werden, die barocke Fassade zum Schlossplatz erhielt durch Vergrößerung der Fenster und Stuckierung der Fenster-Umrahmungen sowie durch Neugestaltung der geschwungenen Giebel-Aufsätze ein zeitgemäßeres Erscheinungsbild im Stil des Rokoko. Im Jahr 1763 wurde eine Hauptwache gebaut.[1]

Die Innenausstattung des Schlosses ist das Werk des kurmainzischen Hofmalers Giuseppe Appiani (um 1705–1786) und des Stuckateurs Carlo Luca Pozzi (1735–1803). Von Appiani stammen das Deckenbild im Treppenhaus „Verherrlichung des Fürstbischofs und des Hochstifts“ (1761) und im Festsaal „Die Verehrung der göttlichen Vorsehung“ (1762).

Das Schloss hat nach Süden zur Seeseite hin eine Barockfassade. Davor liegt die Gartenterrasse, von der man einen guten Blick auf die Stadt, den Fähr- und Schiffsbetrieb sowie das schweizerische Ufer des Bodensees hat. Die Terrasse ist vom Erdgeschoss des Schlosses aus zu erreichen, aber auch durch einen seitlichen Treppen-Aufgang, der mit einem schmiedeeisernen Tor verziert ist. Dieser befindet sich kurz vor der Eingangsbrücke zum Alten Schloss und ist in architektonischer Trompe loeil-Manier gestaltet: Nur die linke Treppe führt zur Terrasse!
Leicht unterhalb der Gartenterrasse befindet sich noch auf dem Molassefelsen über der Unterstadt ein nahezu ovales Teehaus, das dem Publikum nur bei Sonderführungen zugänglich ist, mit dem Sinnspruch: Omnia Tempus habent – Alles hat seine Zeit.

Auf der nördlichen Seite zur Oberstadt hin befindet sich der Schlossplatz mit der ehemaligen Hauptwache. In der Mitte der Rokoko-Schlossfassade ist eine Uhr mit dem Gott der Zeit, Chronos. An der linken Seite des Schlosses ist der Eingang zur heute evangelisch genutzten Schlosskapelle.

Wegen der Säkularisation wurde das Schloss nur rund 50 Jahre von den Konstanzer Fürstbischöfen genutzt und ging 1802/1803 an das Land Baden über.

Im Jahr 1806 diente es französischen Truppen als Unterkunft, 1838-43 als Fräulein-Institut, 1938 als badisches Amtsgefängnis, 1863 als Seemannsschule und von 1865 bis 1937 als Badische Taubstummenanstalt, die aus Pforzheim zuzog.

Wegen der Einquartierung der Reichsfinanzschule in das Seminargebäude wurde die dortige Aufbaurealschule 1937 ins Neue Schloss verlegt. Die Badische Taubstummenanstalt musste weichen. Nachdem bereits seit Beginn der nationalsozialistischen Zeit etwa ein Drittel der Schüler als „schwachsinnig“ gebrandmarkt und der Schule verwiesen, weitere wegen des Erbgesundheitsgesetzes sterilisiert wurden, kam der Rest der Schüler 1937 in die ehemalige Benediktinerabtei nach Gengenbach.[2]

Von 1937 bis 1945 wurde im Neuen Schloss die Bodenseeschule Meersburg, Oberschule für Jungen in Aufbauform, also die frühere Aufbaurealschule, untergebracht. Von 1945-1955 fanden im Neuen Schloss französische Truppen Unterkunft (siehe französische Besatzungszone). Im Jahr 1955 wurde es an Baden-Württemberg übergeben, und ab 1962 beherbergt es Museen.[3]

 


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