Schloss Salem
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Die Reichsabtei Salem in der heutigen Gemeinde Salem im Linzgau (Baden-Württemberg) war ein Kloster des Zisterzienserordens und eine der wohlhabendsten und bedeutendsten reichsunmittelbaren Abteien des Bodenseeraums. Das 1137/1138 gegründete Kloster konnte im späten Mittelalter seine Privilegien und die Stellung innerhalb des Ordens weit ausbauen. Im 17. Jahrhundert von Kriegen bedrängt und durch einen Brand fast vollständig zerstört, erlebte es im 18. Jahrhundert seine zweite Blütezeit als Zentrum des südwestdeutschen Rokoko mit dem Bau der Wallfahrtskirche Birnau und der Gründung der ersten Sparkasse Deutschlands. Die weitläufige barocke Klosteranlage (erbaut 1697–1706 von Franz Beer) mit dem hochgotischen Salemer Münster (ca. 1285–1414) ging 1804 durch Säkularisation in den Besitz der Markgrafen von Baden über. Seither trägt die Anlage den Namen „Schloss Salem“ und dient als Wohnsitz der markgräflichen Familie sowie seit 1920 als Sitz des Internats Schule Schloss Salem. Im Frühjahr 2009 veräußerte das Haus Baden den größten Teil der Anlage an das Land Baden-Württemberg.

 Die Gründung Salems fällt in die Wirkungszeit des Bernhard von Clairvaux (* um 1090; †1153), dem es binnen weniger Jahrzehnte gelang, den Orden der Zisterzienser über ganz Mitteleuropa auszubreiten. (Bernhard von Clairvaux hat Salem selbst nie besucht; Frowin, der erste Abt von Salem, soll Bernhard jedoch bereits gekannt und ihn 1146 als Dolmetscher auf der Werbungsreise für den Zweiten Kreuzzug begleitet haben.) Die Zisterzienser waren in fünf Primarabteien zentral organisiert und besiedelten von Frankreich aus systematisch und fast flächendeckend das Römische Reich und die angrenzenden Länder. Salem entstand durch Filiation aus dem Kloster Lützel im Elsass (gegründet 1123/1124), das eine Gründung von Kloster Bellevaux (Franche-Comté) war. Bellevaux wiederum war das erste Tochterkloster der Primarabtei Morimond. Salem war damit die erste Niederlassung der Zisterzienser im nördlichen Bodenseeraum und eine der ersten Gründungen im Römischen Reich, die von Morimond abstammten.

Die Chroniken des Klosters berichten, dass sich der Freiherr und Ritter Guntram von Adelsreute (heute zu Taldorf, Ravensburg) im Jahr 1134 an den Abt von Lützel wandte, um einen Teil seiner Güter zur Gründung eines Klosters zu stiften. Guntrams Schenkung umfasste einige verstreute Grundstücke von insgesamt etwa 200 Hektar Fläche, die teilweise bereits besiedelt oder als Felder bestellt waren. Das Landstück, auf dem das Kloster erbaut wurde, lag sechs Kilometer landeinwärts vom Ufer des Bodensees in der Talsenke der Linzer Aach. Dort befand sich bereits die fränkische Siedlung Salemanneswilare (später: Salmannsweiler) mit einer kleinen Kapelle. Das Kloster lag also nicht in abgeschiedener Wildnis, wie es der Orden für Neugründungen eigentlich vorschrieb, sondern inmitten eines kleinteiligen und weitverzweigten Systems von besitzrechtlich aufgeteilten Gebieten. Dennoch bot das sumpfige Land noch Möglichkeiten, den kolonisatorischen Ehrgeiz zu befriedigen. Das Kloster Lützel hatte zunächst Bedenken wegen der geringen Größe und der weiten Streuung der gestifteten Grundstücke. Schließlich entsandte man 1137 den erforderlichen Gründungskonvent von zwölf Mönchen und einigen Laienbrüdern unter dem designierten Abt Frowin nach Salmannsweiler, um Unterkünfte und Werkstätten zu errichten.

Im Jahr 1137 oder 1138 wurde Salem zur Abtei erhoben. Bis heute gibt es unterschiedliche Auffassungen über das tatsächliche Gründungsjahr Salems. Sowohl die Datierung der Stiftung (1134) wie auch der Erhebung zur Abtei sind nicht in Urkunden überliefert, sondern nur in einer Chronik des 13. Jahrhunderts. Neuere Forschungen nennen den 15. Mai 1138, den Sonntag nach Christi Himmelfahrt, als Gründungstag.[1]. In der Klostertradition wurde 1134 (aber teilweise auch 1137) als Gründungsjahr bezeichnet, so dass das 850jährige Jubiläum der Abtei 1984 begangen wurde. Diese Frage ist nicht nur für die Geschichtsschreibung interessant, sondern war auch für das Kloster selbst von Bedeutung, da das Alter der Abtei die ordensinterne Rangfolge der Klöster bestimmte.

Guntrams Stiftung war politisch motiviert: Durch ihn war Salem wie das Mutterkloster in Lützel den Staufern verbunden. Im Machtkampf zwischen Staufern und Welfen sorgte die Gründung dafür, dass erstere, die im Bodenseeumland in Altdorf, Ravensburg, Buchhorn, Insel Reichenau und Kreuzlingen bereits wichtige Stützpunkte ihrer Macht besaßen, ihren Einfluss über das nordwestliche Bodenseegebiet ausdehnen konnten. Rasch folgte daher die rechtliche Konsolidierung: 1142 wurde Salem vom Stauferkönig Konrad III. zur Reichsabtei erhoben; dessen Thronfolger Friedrich Barbarossa bestätigte die Privilegien. Die unmittelbaren Nachbarn des Klosters billigten die Gründung, bot sie doch Unterstützung gegen die welfischen Grafen von Pfullendorf. Durch die urkundlich verbrieften Rechte war Salem von anderen Vogteien freigestellt und hatte den König des Römischen Reiches als direkten Schutzherrn – eine Position, die die Salemer Äbte zu sichern und im Laufe der Zeit auszubauen wussten.

Als im Jahr 1198 der Staufer Philipp von Schwaben und der Welf Otto von Braunschweig von ihren jeweiligen Fraktionen zu konkurrierenden Königen des Heiligen Römischen Reichs gewählt wurden, schlug sich Salem auf die Seite des Staufers. Papst Innozenz III. bestätigte jedoch 1201 Otto IV. als neuen König. Abt Eberhard von Rohrdorf suchte daher Unterstützung bei Eberhard II., dem Erzbischof von Salzburg. Gemeinsam versuchten sie, Papst Innozenz III. zur Anerkennung der staufischen Nachfolge zu bewegen, was jedoch nicht gelang. Als Philipp von Schwaben 1208 ermordet wurde, bekannte sich auch Salem offiziell zu Otto IV., der im Gegenzug die Abtei in ihren Rechten bestätigte. Dennoch hielt Salem weiterhin insgeheim Kontakt zum staufischen Thronfolger Friedrich II.. Die Treue zahlte sich aus: Der Staufer, 1211 in Bamberg zum Kaiser gewählt und 1219 schließlich auch von den Welfen anerkannt, dankte Salem die Treue durch eine Fülle von Schutzurkunden.

Der Schutz der Staufer verhalf Salem unter Abt Eberhard von Rohrdorf (1191-1240) zu einer erstaunlichen wirtschaftlichen Blüte. Eberhard gelang es, den vorhandenen Streubesitz in klösterlich verwaltete Grangien zusammenzuführen. Zum ersten Mal erwirtschaftete das Kloster große Überschüsse, die wieder in Grundbesitz investiert wurden. Die Überproduktion an Obst, Getreide und Fischen wurde in abgabenfreien Stadthöfen unter anderem in Konstanz, Überlingen, Ehingen und Esslingen abgesetzt. Mit dem Gut Maurach, direkt am Ufer des Bodensees gelegen, sicherte sich Salem auch einen Zugang zur Güterschifffahrt und Handelswege, um die produzierten Waren abzusetzen. Zahlreiche Adelige überschrieben dem Kloster einen Teil ihres Besitzes. Darunter war eine Saline bei Hallein, die Erzbischof Eberhard II. von Salzburg im Jahr 1201 dem Kloster schenkte und zugleich den zollfreien Transport des geförderten Salzes garantierte, womit eine wichtige Einkommensquelle erschlossen war. Gut ausgebildete Salemer Laienbrüder übernahmen nach und nach die Verwaltung der gesamten erzbischöflichen Salinen. Im Gegenzug eröffneten sich für die Salzförderung neue Absatzmärkte im Westen des Reichs.

In kirchenrechtlicher Hinsicht lag das neu gegründete Kloster Salem in der Diözese des Bischofs von Konstanz. Nachdem Papst Innozenz II. das Kloster bereits 1140 anerkannt hatte, erhob es Papst Alexander III. im Jahr 1178 zur Konsistorialabtei, womit es direkt dem Heiligen Stuhl unterstellt war und neu gewählte Äbte nicht mehr vom örtlichen Bischof, sondern nur vom Papst bestätigt werden mussten.

Abt Eberhard von Rohrdorf sicherte sein Kloster weiter gegen Ansprüche des Konstanzer Bischofs ab, indem er ein Bündnis mit dem Erzbistum Salzburg schloss und ihm den Grund und Boden des Klosters übertrug. Im Jahr 1201 wurde Salzburg daher „Mutter und Herrin“ von Salem. Es ist jedoch fraglich, worin die kirchenrechtliche Änderung bestand, da Salem weiterhin die Rechte als Konsistorialabtei wahrte. Der wahre Nutzen bestand vor allem in politischem Beistand und gegenseitiger wirtschaftlicher Förderung. Eberhard II. trat auch die inoffizielle Nachfolge der Stifterfamilie an, deren letzte Nachfahrin Mathilde von Adelsreute im Jahr 1192 gestorben war. In der Folge wurde er daher in Salem als „zweiter Stifter“ verehrt.

Die guten Beziehungen des Klosters zum Heiligen Stuhl verhalfen dem Kloster 1384 zu dem selten vergebenen Privileg, die Pontifikalinsignien Mitra, Brustkreuz und Papstring in das Wappen des Klosters und seiner Filiationen aufzunehmen.

Nach dem Niedergang der Staufer begann das politische Chaos des Interregnums (1254-1273), in dem Salem auf Selbstschutz angewiesen war und herbe wirtschaftliche Einbußen erlitt. Der regionale Adel focht einstige Schenkungen an oder beschlagnahmte sie einfach. Bereits kurz nach der Wahl von König Rudolf I. im Jahr 1273, die zumindest vorübergehend Frieden ins Reich bringen sollte, knüpfte Salem daher enge Beziehungen zum Hause Habsburg. Rudolf bot seinen Schutz an, da die Reichsklöster eine wichtige Rolle in seinem politischen Plan spielten, das Herzogtum Schwaben wieder herzustellen. Für Salem wiederum war diese Verbindung die gebotene Möglichkeit, das Überleben der Abtei zu sichern.

Unter Habsburger Protektion begann ab 1275 eine zweite Epoche der Prosperität, die bis etwa 1320 anhielt. Um 1300 gehörte Salem zu den größten und reichsten Klöstern in weitem Umkreis; es besaß Fischrechte im Bodensee sowie Güter in über 100 km Umkreis, unter anderem bei Ulm, Biberach an der Riß, Saulgau und Meersburg. Die im Interregnum verloren gegangenen Besitztümer wurden weitgehend wieder dem Kloster überschrieben und urkundlich abgesichert. Um 1285 wurde dank der neu erreichten Finanzkraft mit dem Bau des Salemer Münsters begonnen, das jedoch, nach einem durch Geldmangel und Pestepidemien ausgelösten Baustopp, erst um 1425 vollendet werden konnte.

Für das Kloster bedeutete die enge Bindung an das Reich zumindest theoretisch Stabilität und Schutz gegen Ansprüche des örtlichen Adels und die anderen Reichsstände. Die verbriefte Sicherheit war jedoch in der Praxis wenig verlässlich. Während der Regentschaft des Papstgegners Ludwig des Bayern von 1314 bis 1347 war Salem sogar ganz auf Selbstschutz angewiesen. Die Angebote regionaler Adeliger, die Vogtei über Salem zu übernehmen, lehnte das Kloster stets ab, waren solche Offerten doch mit Besitz- und Herrschaftsansprüchen verbunden. Besonders hartnäckig waren die benachbarten Grafen von Heiligenberg, die bis ins 17. Jahrhundert immer wieder versuchten, rechtliche Ansprüche auf Salemer Besitz geltend zu machen, Salemer Untertanen zu pfänden oder gefangen zu nehmen und ihnen ihre Gerichtsbarkeit aufzuzwingen.

Ludwigs Nachfolger König Karl IV. versuchte 1347 sogar das Kloster vollständig den Heiligenbergern zu überschreiben, musste diesen Schritt jedoch nach Protest aus Salem im folgenden Jahr rückgängig machen. Karl IV. nahm aber nicht nur diese Überschreibung zurück, sondern garantierte Salem noch weitere Privilegien: Eine Urkunde von 1354 verpflichtete die umliegenden Städte und den Adel zum Schutz des Klosters und gewährte diesem die niedere Gerichtsbarkeit über seine Bürger. Die Hohe Gerichtsbarkeit blieb bei der Landvogtei Oberschwaben, bis ein Vertrag zwischen Salem und Heiligenberg 1637 die Ländereien besitzrechtlich neu aufteilte und Salem die volle Rechtsgewalt über die meisten seiner Gebiete zusprach.

Salem diente als Reichskloster auch den reisenden Kaisern gelegentlich als Unterkunft, was wiederum den politisch ehrgeizigen Äbten den Kontakt zu den Mächtigen erleichterte. So besuchte am 20. August 1485 Kaiser Friedrich III. das Kloster Salem. Wohl bei diesem Besuch gelang es dem Abt Johannes Stantenat, wichtige Privilegien auszuhandeln: Ein kaiserlicher Freibrief vom 26. Mai 1487 gestattete dem Kloster, fortan von seinen Untertanen Steuern zu erheben und säumige Zahler selbst zu bestrafen. Zusätzlich durfte Salem nun seinen Schutzvogt selbst wählen und wieder absetzen. Damit hatte Salem die volle Reichsunmittelbarkeit mit den meisten Privilegien eines Reichsstands erlangt. Hatte das Kloster nach seiner Gründung noch als politisches Instrument gedient, war es ihm nun gelungen, durch seine Privilegien die größtmögliche Autonomie zu erreichen.

Kaiser Karl V. bestätigte auf dem Reichstag zu Worms 1521 noch einmal die Privilegien und den Schutz durch das Reich. Die reichspolitische Bedeutung Salems erreichte in diesen Jahren ihren Höhepunkt: In den Jahren 1500 und 1521 wurden die Salemer Äbte in das zwanzigköpfige Reichsregiment berufen, das unter Vorsitz des Königs die ständige Reichsregierung führen sollte. Seit etwa 1470 nahmen auch die Salemer Äbte erstmals regelmäßig an Reichstagen teil. Während andere Orden weit mehr Reichsprälaten stellten, erlangte unter den deutschen Zisterzienserklöstern neben Kaisheim nur Salem die unbestrittene Reichsstandschaft. Die Erhebung zur Fürstabtei gelang dabei keiner deutschen Zisterze. Salem war im Reichsfürstenrat des Reichstages nur durch die Stimme des Schwäbischen Reichsprälatenkollegiums vertreten. Dabei stand Salem an der Spitze der Rangfolge, konnte jedoch (mit einer Ausnahme: Abt Anselm II.) nie den Direktor dieses Kollegiums stellen.

Die kaiserliche Protektion half zur selben Zeit, Übergriffe des mächtigsten Nachbarn zu verhindern: Der machtbewusste Johann von Weeze versuchte mehrfach, die Abtei zu entmachten und als Kommende dem Bistum Konstanz unterzuordnen. Die Eingliederung der altehrwürdigen Abtei Reichenau war Weeze im Jahr 1540 bereits gelungen, während Salem seine Unabhängigkeit gleich zwei Mal (1540 und 1562) mit kaiserlicher Hilfe bewahren konnte.

Der tatsächliche Einfluss der Abtei auf die Reichspolitik war jedoch gering, so sehr man sich auch bemühte. Salems Beitrag bestand hauptsächlich aus der Zahlung von Kontributionen für die Kriegsführung des Reichs (Römermonat), zu der es als Reichsstand verpflichtet war. Nach der Zisterze Kaisheim leistete Salem gewöhnlich die höchsten Beiträge aller deutschen Abteien. Im Dreißigjährigen Krieg unterstützte Salem die Katholische Liga; später musste es Beiträge unter anderem für die Türkenkriege, den Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) und den Pfälzer Erbfolgekrieg (1788-1797) aufbringen. Als Reichsstand hatte Salem zudem die Verpflichtung, ein Truppenkontingent zu unterhalten, das in Kriegszeiten dem Reich zur Verfügung stand. Möglicherweise gab es bereits im frühen 14. Jahrhundert eine solche Truppe; ab 1422 ist sie urkundlich belegt. Im 18. Jahrhundert umfasste sie etwa 60-80 einfache Soldaten sowie einige Offiziere, während in Kriegszeiten auch Reservisten zur Verfügung standen.

Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) geriet das Kloster zwischen die Fronten. Bereits im Vorfeld des Krieges mussten Truppen einquartiert und verpflegt werden, wobei die durchziehenden Soldaten oft plünderten und stahlen. 1610 wurde den Einwohnern der zum Kloster gehörenden Gebiete gestattet, eine „Volkswehr“ von 1500 Mann zu bilden und zu bewaffnen; im Jahr des eigentlichen Kriegsbeginns 1618 wurde sie jedoch wieder aufgelöst. Salem war 1609 der Katholischen Liga beigetreten, sperrte jedoch ab 1623 die Beitragszahlungen, weil Truppen der Liga wiederholt von Salem Kontributionen erpresst hatten und weil man fürchtete, dass das protestantische Württemberg bei einem Sieg mit einem Mitglied der Katholischen Liga kurzen Prozess machen würde.

Die Schwedenkriege, die Süddeutschland 1632 erreichten, trafen Salem schwer. Der befürchtete Überfall der schwedischen Truppen am 26. April 1632 verlief glimpflich; weit schwerer setzten Salem die kaiserlichen Regimenter zu. In den Jahren 1632-1647 wurde Salem mehrfach geplündert und als Truppenunterkunft benutzt. Die durchziehenden Truppen erpressten Schutzgelder, drangsalierten oder ermordeten die Bevölkerung, plünderten ihre Häuser und steckten sie in Brand. Im Frühjahr 1634 ließ der kaiserliche Feldmarschall Horn das Kloster plündern; im August desselben Jahres zerstörten Soldaten Teile des Münsters und stahlen einige Kirchenglocken. Mehrfach musste der Abt mit den verbliebenen Patres nach Konstanz fliehen. Im Herbst 1641 sah sich der Abt gezwungen, den Konvent aufzulösen und die Mönche in andere Klöster zu verschicken.

Erst mit dem Waffenstillstand zwischen Bayern, Schweden und Frankreich im März 1647 kehrte in Salem wieder Frieden ein; die verstreuten Mönche, soweit sie noch am Leben waren, konnten zurückkehren. Die Abtei hatte zu diesem Zeitpunkt Schulden von rund 190.000 Gulden und stand vor dem Ruin. Der 1647 gewählte Abt Thomas II. Schwab wurde erst zehn Jahre später vom Vatikan bestätigt, weil Salem die geforderten Annaten nicht bezahlen konnte. Zur Schuldentilgung mussten Hofgüter, Zehntrechte und weiterer Besitz an Privatleute oder andere Klöster verkauft wurden. Salem blieb jedoch über Jahrzehnte hoch verschuldet und vermochte kaum die notwendigen Reparaturen der Klostergebäude zu bezahlen.

In der Nacht vom 9. auf den 10. März 1697 ereilte das Kloster eine Brandkatastrophe, in der die meisten Gebäude zerstört wurden. Von einem schadhaften Ofen in der Wachstube im Nordosten des Klostergebäudes breitete sich das Feuer aus, erreichte bald den hölzernen Dachstuhl und griff von dort auf die übrigen Konventsgebäude, die Abtei und das Krankenhaus über. Löschzüge der umliegenden Gemeinden vermochten nur das Münster und den Westflügel des Konventsgebäudes zu retten. Der Brand vernichtete einen Großteil der Kunstschätze und die wertvolle Handbibliothek des Abtes, während die Bibliothek und das Klosterarchiv erhalten blieben.

Nur wenige Wochen nach dem Brand wurde beschlossen, das Kloster von Grund auf neu zu errichten. Als Baumeister wurde der Vorarlberger Franz Beer berufen, der am Bau der Klosterkirche von Obermarchtal beteiligt gewesen war. Die neue Anlage sollte nach einem großzügigen Gesamtplan entstehen. Abt Stephan I. Jung gelang es trotz der nach wie vor hohen Verschuldung des Klosters, rund 350.000 Gulden für den Bau aufzubringen; es wird vermutet, dass alte Klosterschätze dafür aufkamen, die im Dreißigjährigen Krieg rechtzeitig weggeschafft worden waren (Siewek 1984; S. 264). Innerhalb eines Jahrzehnts errichte Beer die Neubauten. Bereits im Jahr 1706 konnten sie zum Teil bezogen werden.

Das Konstanzer Bistum wurde am Ende des 18. Jahrhunderts von dem Josephinisten Ignaz Heinrich von Wessenberg verwaltet. Die aufklärerische Stimmung im Bischofssitz richtete sich vor allem gegen die umliegenden Abteien, konnte gegen Salem jedoch wenig ausrichten. Die französischen Primarabteien der Zisterzienser wurden im Zuge der Französischen Revolution 1792 aufgelöst, womit die deutschen Zisterzen auf sich allein gestellt waren. Die französischen Truppen, die im Zuge der Koalitionskriege 1795 ins Bodenseegebiet einmarschierten, trugen die antiklerikale Stimmung ins Land und zwangen den Konvent mehrfach, in die Schweizer Klöster Wettingen und St. Gallen zu fliehen. Sowohl die französischen Soldaten wie die russischen Truppen, die 1799 einmarschierten, ließen sich von Salem Schutzgelder ausbezahlen.

So war der Konvent bereits von der Ordensstruktur isoliert und durch Kriegswirren verunsichert, als am 24. August 1802 die außerordentliche Reichsdeputation zusammentrat, um die Auflösung der geistlichen Reichsstände zu beschließen. Die Besitztümer der Klöster sollten säkularisiert werden, um die deutschen Fürstentümer für den Verlust ihrer Besitztümer in den Koalitionskriegen zu entschädigen. Viele Regenten ließen die Klöster auf ihren Territorien noch im Herbst desselben Jahres beschlagnahmen, so auch Markgraf Karl Friedrich von Baden, der das Kloster Salem am 1. Oktober provisorisch und am 4. Dezember 1802 offiziell für die Markgrafschaft Baden in Besitz nahm. Der Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 ratifizierte den Beschluss und besiegelte so auch das Schicksal von Salem. Karl Friedrich überantwortete das Kloster seinen Söhnen Ludwig und Friedrich, die sich zunächst aus sentimentalen Gründen einen Fortbestand des Konvents wünschten; als dies nicht machbar erschien, beschlossen sie wenig später, ihn doch vollständig zu zerschlagen.

Am 23. November 1804 wurde Salem geschlossen. Die meisten der 61 geistlichen Konventsmitglieder verließen das Kloster; viele ließen sich als Geistliche in umliegenden Ortschaften nieder. Im Unterschied zu anderen Säkularisationen wurde Salem jedoch nicht gewaltsam zerschlagen. Die Aufhebung wurde vielmehr vertraglich geregelt und die Patres wurden mit Pensionen entschädigt. Die Klosterbibliothek wurde größtenteils von der Universitätsbibliothek Heidelberg angekauft, wogegen die Münzsammlung und viele Kunstgegenstände bis heute verschollen sind. Viele Kirchenschätze und Liegenschaften wurden verkauft, um die drückenden Kriegslasten zu tilgen.

Zum Zeitpunkt der Aufhebung hatte Salem enorme jährliche Einkünfte und besaß Vermögenswerte von rund drei Millionen Gulden, darunter 330 Quadratkilometer Land mit etwa 6000 Einwohnern. Dazu gehörten unter anderem die Oberämter Salem, Ostrach und Schemmerberg, die Obervogteiämter Stetten am kalten Markt und die Münchhöfe sowie die Pflegämter Ehingen und Unterelchingen.

 

Die Salemer Klosteranlage, seit 1804 Schloss der Markgrafen von Baden, liegt am Hang eines Hügels in der Endmoränenlandschaft des Linzgau im südlichen Baden-Württemberg, sechs Kilometer vom Ufer des Bodensees entfernt. Die nächsten Nachbarstädte sind im Westen die einstige freie Reichsstadt Überlingen und im Süden Meersburg, ehemals Residenz der Fürstbischöfe von Konstanz. Im Nordosten Salems liegt Heiligenberg, heute eine Kleinstadt, zu Zeiten des Heiligen Römischen Reiches jedoch eine Residenz des Fürstenhauses Fürstenberg und ein streitbarer Nachbar des Klosters. Mit diesen drei Nachbarn konkurrierte das Kloster nicht nur in politischer und wirtschaftlicher, sondern auch in baulicher Hinsicht.

Bis heute ist das Salemer Umland agrarisch geprägt und wenig besiedelt, so dass sich von den Hügeln der Umgebung aus auch heute noch ein imposanter Gesamteindruck der ehemaligen Klosterbauten ergibt. Das von einer Mauer umzäunte Gelände erstreckt sich auf einer Fläche von annähernd 500 x 400 Metern, womit es zu den größten Klosteranlagen der Zisterzienser im deutschsprachigen Raum gehört. Im Zentrum des Geländes steht der mächtige barocke Komplex des Konvents- und Abteigebäudes mit dem Münster. Der nördlich davon gelegene Wirtschaftstrakt ist älteren Datums, aber dennoch ebenfalls von imposanter Größe. Weitere Wirtschaftsgebäude sind über das weitläufige Gelände mit seinen Gartenanlagen und Wiesenflächen verstreut.

 


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