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Die Burg Wildenstein liegt über dem Donaudurchbruch durch die Schwäbische Alb auf Gemeindegebiet von Leibertingen im Landkreis Sigmaringen. Die Spornburg zeigt noch heute, insbesondere in der Außenanlage, fast unverändert ihren Zustand von 1554, nachdem Gottfried Werner von Zimmern sie seit 1514 zu einer frühneuzeitlichen Festung umgebaut hatte. Sowohl Hauptburg als auch Vorburg stehen auf künstlich abgeschrofften Felsen und sind nur über Brücken zugänglich. Der über die gesamte Breite der Burg reichende, 20 Meter lange und ursprünglich auch 20 Metern tiefe Halsgraben hat bereits in der Vergangenheit Besucher der Burg sehr beeindruckt, wie es etwa der berühmte Stich Matthäus Merians zeigt. Im Innern besitzt die Burg aus den Jahren 1538 bis 1540 stammende, großflächige Renaissance-Wandmalereien mit Blumenranken und Vogelmotiven. Ein Bilderzyklus gibt die gesamte Sigenotsage wieder.
Die urkundliche Erwähnung der Burg 1077 als Grenze der Besitztümer des Klosters Beuron beruht auf einer Fälschung des Klosterchronisten.[1] Die Auswertung von Keramikfunden ergab, dass die Burg Wildenstein erst im 13. Jahrhundert entstanden ist. Sie folgt mehreren kleineren Felsburgen in der näheren Umgebung nach, nämlich den ehemaligen Burgen Altwildenstein, Unterwildenstein, Wildensteiner Burg Hexenturm und Wildensteiner Burg Hahnenkamm.
Im Zusammenhang mit einer Belagerung durch die Werdenberger wird von einem Affenstets Turm[2] berichtet, der sich in der Nähe der Burg befunden haben muss. Ob es sich dabei um einen alten Namen für eine der oben erwähnten Burgen handelt, ist ungeklärt.
Der heutige Bauzustand der Burg, kaum verändert seit dem Umbau durch Gottfried Werner von Zimmern, sowie die reichhaltige Information über Geschichte und Alltagsleben, die die Zimmerische Chronik auf über 1500 Seiten wiedergibt, führen zur heutigen Wahrnehmung der Burg als Burg der Herren von Zimmern. Dementsprechend breit angelegt ist die historische Darstellung des Wirkens dieses, ursprünglich aus dem oberen Neckartal stammenden Geschlechts im Rahmen der Burggeschichte. Aber auch die Vorgeschichte der Burg und die Folgezeit im Besitz des Hauses Fürstenberg sollen hier gewürdigt werden.
Die Burg am jetzigen Standort entstand im 13. Jahrhundert als Nachfolgeburg einer von den Herren von Wildenstein erbauten Burgenkette, die aus vier Burgen bestand (alle zwischen 1100 und 1200). Der Bau stand vermutlich im Zusammenhang mit der Besitzübertragung an Anselm von Justingen nach 1263. Dieser war Sohn oder möglicherweise Enkel des Anselm von Justingen, der Friedrich II. nach dessen Königswahl aus Italien nach Deutschland begleitete. Nachdem Anselm sich mit dem König überworfen hatte und in der Auseinandersetzung zwischen Friedrich II. und dessen Sohn Heinrich VII. letzteren unterstützt hatte, fiel er in Ungnade, seine Stammburg Justingen wurde geschleift und das Geschlecht verlor an Bedeutung. Die Herren von Justingen-Wildenstein wurden im Jahr 1317 letztmalig erwähnt.
Im Jahr 1319 kam die Burg an Rudolf von Ramsberg. Aber auch diesem Geschlecht war keine lange Lebensdauer vergönnt. Um das Jahr 1390 wurden Burkhard von Lichtenstein und Wilhelm Schenck von Stauffenberg Mitbesitzer der Burg. Letzterer musste aber bereits 1395 dem späteren König Ruprecht von der Pfalz nach einer verlorenen kriegerischen Auseinandersetzung die Burg als Lösegeld übergeben.
Von König Ruprecht I. erhielt Johannes der Ältere von Zimmern, genannt der Lapp, 1397/98 eine Hälfte der Burg als Mannlehen, die andere Hälfte zur Verwaltung. 1415 bekam er die ganze Burg von Pfalzgraf Ludwig im Bart „aus besonderer Gnade“. Im Jahre 1462 endlich wurde die gesamte Burg an Johann Werner dem Älteren von Zimmern „zu freiem und ungestörtem Genuss für sich und seine Erben“ übergeben.[3]
Ab 1441 wurde die Burg unter Werner dem Jüngeren (circa 1423–1483) von den Zimmern ausgebaut. Laut Zimmerischer Chronik[4] gab er 20.000 Gulden für den Ausbau aus. Um den jährlichen Unterhalt in Höhe von 120 Gulden zu sichern, kaufte er sich in der Stadt Überlingen für 3000 Gulden eine Gült. In die Zeit Werners des Jüngeren fällt auch der Bau der Zisterne im Burghof. Diese ließ sich anfangs nicht abdichten, da das Wasser im karstigen Untergrund immer wieder Spalten und Klüfte finden konnte. Die Zimmerische Chronik berichtet, dass Werner das Problem gelöst habe, indem er ein magisches Kristall um Rat gefragt und den Werkmeistern die gefundene Lösung mitgeteilt habe.[5]
Im Zuge der Werdenbergfehde, während der 1488 über Johannes Werner den Älteren die Reichsacht ausgesprochen wurde, ließ dieser zunächst bei Nacht heimlich die zimmerschen Urkunden, das Silbergeschirr, den besten Hausrat und was sonst an wertvollem beweglichen Gut vorhanden war, in Fässern und Truhen verstauen und aus seiner Residenz in Meßkirch auf den Wildenstein fahren.[6] Als die Werdenberger immer mehr Teile des zimmerischen Besitzes an sich zogen und ein werdenbergischer Versuch fehlschlug, die Burg durch Verrat einzunehmen,[7] wurde die Burg 1491 noch rechtzeitig für 4000 Gulden an Graf Andreas von Sonnenberg mit einem auch die Erben bindendem Rückgaberecht verkauft.[8] Nur der Bruder Gottfried (1425–1508) mit den Besitzungen vor Wald und Burg Herrenzimmern war von diesen Entwicklungen nicht betroffen.
Die Reichsacht gegen Johannes Werner dem Älteren wurde aufgehoben und dieser war im Jahr 1495 verstorben. Der größte Teil des zimmerischen Besitzes befand sich aber noch in der Hand der Werdenberger. 1497 soll Gottfried von Zimmern auf Bitten seines Neffen Veit Werner von Zimmern, der nach dem Tod des Vaters die Rückerlangung des Familienbesitzes vorantrieb, die Burg von Andreas von Sonnenberg zurückgekauft haben.[9] Dieser hatte die oben erwähnte Gült einbehalten, bis die Erträge hieraus seine aufgelaufenen Kosten gedeckt hatten. Um diese Zeit muss auch vor dem Hofgericht in Rottweil die Burg von Gottfried an seine Neffen vermacht worden sein.[10]
Mit der Unterstützung von Andreas von Sonnenberg, den Brüdern Albrecht und Eberhart von Klingenberg sowie vielen anderen süddeutschen Adeligen und mit der Burg Wildenstein als Basis gelang es Johannes Werner dem Jüngeren – sein älterer Bruder Veit Werner war 1499 gestorben – 1503 Meßkirch und die Herrschaft Zimmern von den Werdenbergern zurückzuerobern.[11]
Die Rückkehr der Burg in den Zimmerischen Besitz war noch mit einigen legalistischen Stolpersteinen verbunden. Bei der Aufteilung des Erbes Johannes Werners des Älteren nach Wiedererlangung der Herrschaft und nach dem Tod des Onkels Gottfried fiel Burg Wildenstein im Erbvertrag von 1508 zunächst in den gemeinsamen Besitz der Brüder Johannes Werner und Gottfried Werner von Zimmern. Da erhoben die Gebrüder Klingenberg Anspruch auf die Burg, da deren Mutter und Gottfrieds Mutter Schwestern gewesen waren und sie deshalb einen Verwandtschaftsgrad näher am Erbe als die zimmerischen Brüder seien. Nach einem Schiedsverfahren unter der Leitung des Grafen Heinrich von Lupfen, Hauptmann der Gesellschaft vom Sankt Jörgenschild und Jos von Reischach zu Ach nahmen die Klingenbergbrüder Abstand von ihren Erbforderungen und wurden mit 200 Gulden und einem Pferd für ihre Unterstützung bei der Rückeroberung des zimmerischen Besitzes abgegolten.[12]
Am 12. Mai 1511 ermordete Felix von Werdenberg den oben bereits erwähnten Andreas von Sonnenberg. Motiv für den Mord sei gewesen, dass Andreas von Sonnenberg auf der Hochzeit von Herzog Ulrich von Württemberg Felix von Werdenberg wegen seiner kleinen Statur beleidigt hatte. Die Burg Wildenstein kam dadurch ins Spiel, dass Johannes Werner von Zimmern dem Mitglied der eben noch verfeindeten Familie von Werdenberg, der für diesen Mord extra von seinen Besitzungen in Brabant angereist war, Unterschlupf auf der Burg gewährte. So musste dieser nicht in Schloss Sigmaringen, dem Stammschloss seiner Familie, Aufenthalt nehmen. Von Wildenstein aus konnte er heimlich die Bewegungen des Andreas von Sonnenberg, der ja zu den größten Unterstützern der Zimmern bei der Rückeroberung ihres Besitzes gehört hatte, auskundschaften und am Morgen des 12. Mai von dort aus zu seiner Tat aufbrechen.[13] Ein Motiv für diesen aus heutiger Sicht irrationalen Gesinnungswandel Johannes Werners bietet die Chronik nicht.
Gottfried Werner von Zimmern, der jüngere Bruder Johannes Werners brachte nun die Burg in seinen alleinigen Besitz. Der Tausch der Herrschaften Falkenstein gegen Meßkirch, sowie die handstreichartige alleinige Inbesitznahme der Burg durch Gottfried Werner lassen sich mit der unsicheren Position erklären, die Johannes Werner, als Helfer und möglicher Mitwisser der Tat, im darauffolgenden Untersuchungsverfahren des Mordes einnahm. Die Chronik erklärt den Tausch mit der Rangerhöhung Gottfrieds nach dessen vorteilhafter Heirat mit Apollonia von Henneberg im selben Jahr. Nachdem im Jahr 1512 die Vorburg abgebrannt war[14] und keine Einigung über den Wiederaufbau zwischen den Brüdern gefunden werden konnte, befahl Gottfried Werner 1513 Karlin Pfeiler, dem Burghauptmann von Wildenstein, nur noch ihm Gefolgschaft zu leisten.[15] 1514 wurde die Herrschaftsaufteilung unter den Brüdern erneut besiegelt. Ab diesem Zeitpunkt baute Gottfried Werner, der eine Leidenschaft zum Burgenbau entwickelte[Anm. 1], Wildenstein zur Festung um, dem Stand der frühneuzeitlichen Technik entsprechend. Obwohl Meßkirch die Residenzstadt war, hielt sich Gottfried Werner sehr gerne auf Wildenstein auf. Die Wohntrakte ließ er deshalb großflächig mit Renaissanceornamente enthaltenden Decken und Wandgemälden, aber auch mit bildlichen Nacherzählungen damals populärer Heldengeschichten schmücken. Auf der Freifläche vor der Burg plante er die Gründung einer neuen Stadt, wofür er schon Adelige geworben hatte, die er in deren Burgrecht aufnehmen wollte. Er verwarf diesen Plan wieder, als ihm keine legitimen Söhne vergönnt waren.[16]
Der Neffe und Erbe Gottfried Werners, Graf Froben Christoph von Zimmern (Verfasser der Zimmerischen Chronik, einer herausragenden Quelle zur Adels- und Volkskultur des Lebens im 16. Jahrhundert) hat hier, neben seiner Residenz in Meßkirch, ebenfalls gewirkt.
Von kleineren Scharmützeln abgesehen, war die Burg nie Schauplatz größerer kriegerischer Auseinandersetzungen. Im Zuge der Werdenbergfehde gelang es den werdenbergischen Truppen, durch Verrat des Torwärters das erste Tor zu überwinden. Es gelang jedoch, sie zurückzuwerfen, so dass die Burg, wie erwähnt, mit Rückkaufrecht an den befreundeten Andreas von Sonnenberg übergeben werden konnte. Sie diente bei Pestepidemien, so 1519, als isolierter Schutzraum, bei dem selbst Lebensmittellieferungen nur bis vor das Burgtor erfolgten um persönliche Kontakte zu vermeiden. Auch im Bauernkrieg 1525, ebenso wie im Schmalkaldischen Krieg, suchten die Zimmern zusammen mit ihren adeligen Freunden, den Grafen von Helfenstein, den Truchsessen von Waldburg, der Landkomturei von Altshausen, dem Stift Beuron sowie anderen Adeligen Zuflucht auf Wildenstein. Die bedrohlichste Situation ergab sich im Fürstenkrieg 1552, als wiederum viele Adelige aus der Umgebung Schutz auf der Burg suchten und ihre beweglichen Vermögenswerte dort in Sicherheit brachten. Es sollen sich weit über 100.000 Gulden auf Wildenstein befunden haben. Die Feinde standen in Ulm und waren im Begriff, einen Zug ins Hegau und an den Bodensee zu machen. Graf Friedrich von Castell plante, mit wenigen Mann Gottfried Werner zur Übergabe zu zwingen. Ablach und Göggingen waren bereits geplündert, und die Burgbesatzung richtete sich auf das Schlimmste ein. Sie erkannte die Mängel in den Verteidigungsvorbereitungen und musste insbesondere feststellen, dass die Moral der Mannschaften sehr niedrig war, da diese sich um ihre zurückgelassenen Familien sorgten. Gottfried Werner wollte seine blinde Tochter Barbara, die als Nonne im Kloster Inzigkofen weilte, ebenfalls auf die Burg in Sicherheit bringen, diese wollte aber getreu ihres Gelübdes im Kloster bleiben. Unverhofft zogen die feindlichen Truppen dann aber ins Allgäu ab.
Auf Grund ihrer Wehrhaftigkeit erregte die Burg auch in späteren Jahren immer wieder die Aufmerksamkeit der verschiedenen Kriegsgegner. Konkrete Auseinandersetzungen um die Burg gingen aber auch dann über anekdotische Episoden nicht hinaus.
Nach dem Aussterben der Grafen von Zimmern 1594 mit dem Tod Wilhelms von Zimmern verkauften die überlebenden Schwestern die Burg für 400.000 Gulden an Graf Georg von Helfenstein-Gundelfingen, den Gatten der zweitältesten Schwester Apollonia (1547–1604).[17]
Nach dem Erlöschen des Geschlechts Helfenstein-Gundelfingen kam Wildenstein 1627 über den Gatten Johanna Eleonoras, Freiherrin zu Gundelfingen, Wildenstein und Meßkirch, dem Grafen Wratislaus I. von Fürstenberg an dieses Haus. Im Jahr 1639, der Dreißigjährige Krieg hatte sich nach dem Frieden von Prag in einen offenen Krieg Frankreichs gegen die Reichsstände gewandelt, wandte sich Wratislaus von Fürstenberg an den kaiserlichen Hof mit der Bitte um 8.000–10.000 Gulden, um eine stärkere Besatzung auf der Festung zu ermöglichen. Da dieses Geld ausblieb, war Wildenstein nur mit vier Musketieren unter dem Kommando von Jacob Bürklin besetzt.[18] Am Sonntag, dem 10. August 1642 begab sich dieser mit drei der Musketiere auf ein Fest nach Meßkirch. Der verbliebene Musketier wurde Pfeife rauchend und in der Sonne liegend vor der Burg von hohentwielschen Truppen überfallen. Einer der Frauen auf der Burg gelang es zwar noch, die Tore zu schließen, sie wurde aber von den anderen Frauen davon abgehalten, mit Waffengewalt gegen die nur einzeln über eine Schießscharte eindringenden Eroberer vorzugehen. Es scheint Verrat im Spiel gewesen zu sein, denn Bürklin und die anderen drei Musketiere ergriffen die Flucht. Bayerische Truppen rückten an, die Sturmangriffe konnten jedoch erfolgreich unter Verlusten für die Angreifenden abgewehrt werden. Als aber eine Belagerung eingeleitet wurde, und die neue Burgbesatzung sich nicht sicher war, wann Versorgung und Entsatz erwartet werden konnte, wurde eine ehrenvolle Kapitulation vereinbart. Am 4. September 1642 war die Festung in der Hand bayerischer Truppen unter Oberstleutnant von Marmont. Wildenstein blieb bis 1649 in bayerischer Hand.
Im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde die Burg nochmals unter kaiserliche Besatzung gestellt, und auch im Spanischen Erbfolgekrieg suchten die Fürstenberger auf Wildenstein Schutz.
Danach wurde die Burg vornehmlich als Gefängnis genutzt. 1744 brannte durch Leichtsinn eines Wächters, der sich seine Tabakpfeife ausgeklopft hatte, die Brücke ab. 1756 schlug der Blitz in den Giebel des Zeughauses, was zu großen Schäden an den Mauern des gesamten Westflügels führte.
Als im Frühjahr 1770 Prinzessin Marie Antoinette zu ihrer Vermählung nach Frankreich reiste und in Donaueschingen Station machte, wurden die verbliebenen Geschütze von Wildenstein abgezogen, um beim Empfang Salut schießen zu können. Man sah offensichtlich keine militärische Notwendigkeit mehr, diese anschließend wieder auf die Burg zu bringen.
Die Burg verfiel immer mehr, und 1802 schlug die Oberamtsverwaltung in Meßkirch die Schleifung vor. In der Zeit der Mediatisierung aber, zwischen dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 und der Rheinbundakte 1806, als Fürstenberg noch um seine Unabhängigkeit kämpfte, wurde die Burg von 1804 bis 1806 stattdessen renoviert und instandgesetzt. 1867 wurde durch Baurat Weinbrenner die Burgkapelle renoviert.[Anm. 2]
Im Jahr 1911 nahm die Burg starken Schaden durch ein Erdbeben.[Anm. 3] Es entstanden starke Risse in der Umfassungsmauer und am Kommandantenturm. Die Giebelspitze sowie Gesimsteile waren abgebrochen.
Bereits 1902 betrieb ein fürstlicher Hilfswaldarbeiter eine Schankwirtschaft auf der Burg. Am 11. November 1922 wurde mit der Forstwartswitwe Katharina Fecker, geborene Stehle, ein Pachtvertrag geschlossen, der neben der Landwirtschaft auch die Einrichtung einer Wirtschaft umfasste. Die Familie Fecker betrieb diese fast 50 Jahre bis 1971. Zur selben Zeit wurde im Zuge der Ausweitung der Wallfahrten im benachbarten Kloster Beuron in der Vorburg ein Herbergsbetrieb eingerichtet, schon damals in Zusammenarbeit mit dem Zweigausschuss Schwaben des Vereins für Deutsche Jugendherbergen.[19]
Nach dem Luftangriff auf Freiburg im November 1944 zog die Philosophische Fakultät der dortigen Universität Anfang 1945 mit zehn Professoren und 30 Studenten auf die Burg, um hier den Lehrbetrieb fortzusetzen. Initiator für diese Ortswahl dürfte der in Meßkirch geborene Martin Heidegger gewesen sein. Die Rückkehr nach Freiburg wurde am 24. Juni 1945 mit einem Abschiedsessen gefeiert.[20]
Am 21. Dezember 1971 verkaufte Prinzessin Theresa von Fürstenberg für 150.000 DM die Burg an die Sektion Schwaben des Deutschen Jugendherbergswerks.
Die Burg stellt einen Übergang vom traditionellen mittelalterlichen Burgenbau zum neuzeitlichen Festungsbau dar. Der ehemals vorhandene exponierte Bergfried wurde abgerissen. Zur Hauptangriffsseite hin, die als leicht zur Burg hin geneigte breite Ebene ein ideales Aufmarschgebiet für Angreifer bot, nahmen sowohl die Vorburg, als auch die so genannte Hauptbastion die Funktion einer Art Schildmauer ein. Beide unterschieden sich aber auch von der traditionellen Form, indem statt in die Höhe in die Breite und Tiefe gebaut wurde. Durch diese geduckte Form bot die am meisten gefährdete Seite eine geringe Angriffsfläche bei Artilleriebeschuss, gleichzeitig bestand von der Burg aus ein freies Schussfeld. Einen weiteren Schutz bildeten die künstlich herausgearbeiteten, mit Zugbrücken gesicherten tiefen Gräben, was insgesamt eine Sturmfreiheit im Sinne des alten Burgenbaus herstellte. Derartige Mischformen zwischen Burg und Festung sind in Europa nur noch selten zu finden. Diese Veränderungen gingen hauptsächlich auf Gottfried Werner von Zimmern zurück, der nochmals an die 40.000 Gulden an der Burg verbaute. Als Kostenvergleich weist Piper auf den Erwerb der Burg Falkenstein mit einer Wiese, einem Fischwasser, drei Dörfern und einer Mühle für 4880 Gulden durch Gottfried Werner hin.[21]
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