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Die Burg Bentheim ist eine frühmittelalterliche Höhenburg in Bad Bentheim im Landkreis Grafschaft Bentheim in Niedersachsen (Deutschland). Sie gilt als eine der größten und schönsten Burganlagen Nordwestdeutschlands und ist das Wahrzeichen der Stadt Bad Bentheim. Erste Erwähnungen gehen auf Dokumente aus dem 11. Jahrhundert zurück.
Die Anfänge der Festung, welche auf den Resten einer germanischen Volksburg errichtet wurde, lassen sich historisch nicht genau belegen; erstmals urkundlich wurde die mächtige Burganlage der Grafen von Bentheim um 1050 im zweiten Essen-Werdener Heberegister erwähnt. Dort werden als Abgaben aus Binedheim 10 Maß Weizen, 3 Krüge Honig und 2 Solidi aufgelistet. Graf Otto von Northeim wird 1020 als Eigentümer der Burg genannt. Dieser zählte zu den vornehmsten sächsischen Adeligen.
Im Jahr 1116 nahm Herzog Lothar von Süpplinburg (der spätere Kaiser Lothar III.) in der Auseinandersetzung mit Heinrich V., die Burg Bentheim - damals Binitheim - ein, brandschatzte und zerstörte sie vollkommen, wobei man annimmt, dass es sich zu der Zeit bei der Burg noch um einen hölzernen Wehrbau handelte. Im Annalista Saxo wird beschrieben: "Herzog Lothar von Sachsen belagert Binitheim, eine vortreffliche und feste Stadt, und verbrennt sie nach ihrer Eroberung". Hieraus könnte man annehmen, dass die Burg schon zu dieser Zeit von Bedeutung war, wenn man die Wortwahl egregiam et firmam (lat.: vortrefflich/vorzüglich und fest) bedenkt.
Bei dieser Belagerung fand wahrscheinlich der letzte Northeimer Graf, Otto der Jüngere, den Tod. Die zerstörte Burg wurde offenbar bald danach wieder aufgebaut und gelangte in den Besitz von Lothars Schwager, Graf Otto von Salm-Rheineck. Seine Frau Gertrud von Northeim (Gertrudis Palatina), nutzte die Burg Bentheim nach dem Tode Ottos im Jahre 1150 als Witwensitz; sie wird in einer Urkunde des Bischofs von Münster aus dem Jahre 1154 als comitissa de Benetheim bezeichnet. Dies stellt zugleich eine der ersten Erwähnungen des Bentheimer Geschlechts dar.
1146 kam es zu einer bewaffneten Auseinandersetzung zwischen Otto von Rheineck und dem Bischof von Utrecht um Besitzrechte in der Twente. Im Verlauf dieses Streits wurde Otto mit seinem Ritterheer bei Ootmarsum geschlagen. Daraufhin unterstand seine Burg bis 1190 dem Bistum Utrecht als Lehen; den Palas der Burg sowie eine errichtete Kapelle nahm der Bischof für sich in Anspruch. Ottos einziger Sohn und Erbe Otto II. von Salm-Rheineck eröffnete den Kampf um die Pfalz gegen Hermann von Stahleck und fiel diesem dabei im Jahre 1148 in die Hände, wo er in der Gefangenschaft auf der Schönburg bei Oberwesel im darauffolgendem Jahr erdrosselt wurde.
Über das Erbe der Tochter Ottos, Sophie von Salm-Rheineck, die mit dem niederländischen Grafen Dietrich VI. von Holland vermählt wurde, gelangten daraufhin die Burg und die Herrschaft Bentheim um 1154 bzw. 1165 in den Besitz der Grafen von Holland. Der Begründer des Hauses Bentheim-Holland war der Sohn von Sophie und Dietrich, Otto der Jüngere, welcher in einer von Heinrich dem Löwen ausgestellten Urkunde von 1171 als comes de Binetheim Erwähnung findet. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts starben die Bentheimer Grafen aus dem holländischen Hause aus und 1421 erlosch das Geschlecht der Edelherren von Steinfurt im Mannesstamm. Das Erbe ging auf einen Neffen, dem Edlen Eberwin IV. von Götterswick (auch Everwyn von Güterswyk), über. Das adlige Haus Götterswick brachte die Herren von Götterswick hervor (heutiger Name: Götterswickerhamm; heute ein Stadtteil von Voerde). Durch seine Vermählung 1347 mit der Tochter des letzten Ludolf, Hedwig von Bentheim-Holland, die schon 1420 gestorben war, erlangte dieser als Vormund ihrer Tochter Lutgard die Herrschaft Steinfurt, Bentheim sowie die Burg. Durch die ebenfalls 1421 erfolgte Erbschaft der Grafschaft Bentheim wurde er der Stammvater der heutigen Linie zu Bentheim-Steinfurt. Die Herrschaft Steinfurt erwarb er endgültig nach der Heirat seiner Tochter gegen ein angemessenes Entgelt von ihr und ihrem Gemahl.
Um 1374 gab es häufig Fehden mit den Bistümern Utrecht und Münster, die Missfallen an der Selbständigkeit der Grafschaft fanden.
Ab 1421 nannten sich die Herren Grafen von Bentheim. Im Jahre 1486 wurde Graf Eberwin II. von Kaiser Friedrich III. mit Bentheim belehnt; somit war die Grafschaft als unabhängiges Territorium erstmals als Reichslehen anerkannt.
Im Jahr 1489 wird mit dem Bau des Pulverturms begonnen.
Zwischen den Jahren 1588 und 1593 führte Graf Arnold II., Sohn von Eberwin III., die reformierte Lehre Johannes Calvins und Huldrych Zwinglis ein. Arnold II. war der bedeutendste Landesherr der Grafschaft Bentheim. Durch Erbschaften und Heirat hatte er eine beachtliche Anzahl kleiner Territorien in seiner Hand vereinigen können. Es waren die Grafschaften Bentheim, Tecklenburg, Steinfurt, Limburg an der Lenne, Niederrheinische Besitzungen und die Vogteirechte im Kurfürstentum Köln.
Der Dreißigjährige Krieg, Erbstreitigkeiten sowie eine fremde Verwaltung durch das Bistum Münster ließen die Grafschaft finanziell ausbluten. Um 1626 wird sie mehrfach besetzt und geplündert; die folgenden Jahre bringen Missernten. Im Jahre 1636 fallen Tausende Menschen der Pest zum Opfer, welche im Jahr 1664 erneut Einzug findet. Schließlich verpfändete 1752 Graf Friedrich Carl Philipp die Grafschaft an das Kurfürstentum Hannover, wodurch die Eigenständigkeit des Landes erlosch. Die Wirren des Krieges hatten der Grafschaft sowie der Burg großen Schaden zugefügt: Die Burg Bentheim wurde teilweise zerstört, die Dörfer und Städte nach mehrfachen Beutezügen spanischer Truppen zu zwei Dritteln vernichtet; Bürger sowie Bauern flohen in die Niederlande oder starben an der Pest. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde der militärische Nutzen der Burg zunehmend bedeutungsloser; sie fungierte fortan als Verwaltungszentrum, Gerichtsort und Gefängnis der Grafschaft.
Während des Siebenjährigen Krieges von 1756 bis 1763 wurde die Burg von Franzosen und Engländern mehrfach belagert und eingenommen. Im Krieg gegen die französische Revolutionsarmee 1795 diente sie als Lazarett und wurde von den Truppen des französischen Generals Dominique Joseph Vandamme in Brand geschossen und ebenfalls eingenommen: Am 13. März 1795 wurde die Burganlage von zwei Seiten beschossen; die stationierten Soldaten mit ihren Kanonen befanden sich wohl auf dem heutigen Mühlenberg und an der heutigen Müst. Noch heutzutage kann man an der Ostseite des Pulverturms zwei im Gemäuer stecken gebliebene Kanonenkugeln jener Zeit entdecken. Als die Franzosen sich am nächsten Tag vor den anrückenden Preußen zurückziehen mussten, sollte auf Geheiß des Generals die Burganlage in die Luft gesprengt werden; dafür wurde wohl das Verlies des Pulverturms mit Sprengpulver aufgefüllt, dessen Spuren und Reste man angeblich noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts dort fand. Sie ließen Bentheim evakuieren und die Bürger mussten sich eine halbe Stunde Wegs vom Ort entfernen. Der Überlieferung nach misslang dieses Vorhaben jedoch, da ein Windstoß die eiserne Eingangstür zum Pulverturm zuwarf und die schon brennende Lunte der Sprengladung abklemmte. Dadurch blieb die Burg erhalten, wenn auch stark beschädigt.
1804 dann gelangte die Grafschaft wieder in den Besitz der Grafen von Bentheim, welche seit 1817 den Titel Fürsten zu Bentheim und Steinfurt tragen dürfen. Die Burg war zu diesem Zeitpunkt in großen Teilen in einem verwüsteten Zustand und folglich unbewohnbar, woraufhin ab 1848 spärlich damit begonnen wurde, die Burg wieder aufzubauen. Die Kronenburg – der mittelalterliche Palas – wurde unter dem Fürsten Alexis II. zu Bentheim und Steinfurt (1845–1919) zur repräsentativen Residenz ausgebaut. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Jahre 1914 wurden auch die Renovierungsarbeiten an der Burg vorläufig eingestellt.rger mussten sich eine halbe Stunde Wegs vom Ort entfernen. Der
1804 dann gelangte die Grafschaft wieder in den Besitz der Grafen von Bentheim, welche seit 1817 den Titel Fü
Die Burg ist heute als Museum, welches von Oskar Prinz zu Bentheim und Steinfurt mit eingerichtet wurde, besuchbar. Bis auf einen kleinen privaten Teil – in dem noch heute Angehörige der Grafen von Bentheim und Steinfurt wohnen – können fast alle anderen Abschnitte der Burg von Besuchern erkundet werden. So befinden sich zum Beispiel in der Kronenburg hergerichtete Prunkräume sowie Ausstellungen von mittelalterlichen Artefakten, die sich auf die Geschichte der Burg und der fürstlichen Familie beziehen. Die gesamte Anlage ist reichlich beschildert, mit Informationen auf Deutsch und Niederländisch und lädt dazu ein, selbständig erkundet zu werden. Man kann aber am Wochenende oder nach Vereinbarung an Führungen durch die Burganlage teilnehmen; diese dauern etwa zwei Stunden. Führungen sind immer am Freitag und am Samstag ab 15 Uhr und am Sonntag ab 11 Uhr.
Auch Heiraten in der Burg ist möglich und zwar im so genannten Ernst-August-Salon (benannt nach König Ernst August von Hannover, zu dessen Königreich damals auch die Grafschaft Bentheim zählte) in der Zeit von Mai bis September.
Der Besuch der Burg ist kostenpflicht
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