Schloss Ahlden
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Schloss Ahlden in Ahlden (Aller) in Niedersachsen entstand ab 1549 als Wasserschloss an der Aller. Der dreiflügelige Schlossbau ist heute in Privatbesitz und wird als Kunstauktionshaus genutzt.

Durch die Verbannung von Prinzessin Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg auf das Schloss Ende des 17. Jahrhunderts bis zu ihrem Lebensende fand es Eingang in die Literatur.

Das Schloss präsentiert sich im Wesentlichen als Fachwerkbau, lediglich das Erdgeschoss des Westflügels ist aus Backstein gemauert. Der Bau besteht heute aus drei zweigeschossigen Flügeln in Hufeisenform, die ab 1549 entstanden. In früheren Jahrhunderten war die Anlage zeitweise fast geschlossen und hatte einen Innenhof. Die einzelnen Gebäudeflügel dienten nicht nur dem Wohnen, es handelte sich auch um Stallungen und Remisen.

Der Westflügel ist das Hauptgebäude des Schlosses, das Herzog Christian der Ältere zu Braunschweig-Lüneburg durch seinen Drosten Johann Behr 1613 errichten ließ. An der zum Innenhof führenden Toreinfahrt kann man noch die Mauervertiefungen der Zugbrücke erkennen. Bei der Errichtung des Gebäudeflügels kam es 1613 zu einem schweren Unfall, als sich Dachbalken lösten und 14 Arbeiter schwer verletzten.

Der Südflügel als Fachwerkbau mit Ziegelfüllung ist der älteste Gebäudeteil. Er wurde 1579 unter Herzog Wilhelm dem Jüngeren zu Braunschweig-Lüneburg fertiggestellt, worauf eine Balkeninschrift hinweist. Die Innenhofseite des Gebäudeflügels besitzt eine aufwendig gestaltete Renaissance-Fassade.

Der Nordflügel ist ein Fachwerkbau, der 1705 vom Architekten Johann Caspar Borchmann wegen Baufälligkeit umgestaltet wurde. Außerhalb des Schlosses gab es ein Torhaus mit einer Durchfahrt. Es diente der Zugangsüberwachung und wurde vermutlich um 1800 abgerissen. Das Gebäude ist auf dem Merian-Stich von 1654 als vom Schloss abgesetztes Bauwerk gut erkennbar.

Ursprünglich war das Schloss von einem doppelten Wassergraben und einem Wall umgeben. Der Wall wurde 1690 eingeebnet, um einen französischen Lustgarten einrichten zu können. Im 19. Jahrhundert wurden die Gräben zugeschüttet.

 

Die Vorgängeranlage Bunkenburg entstand auf dem gegenüberliegenden Allerufer, was auch Merian so beschreibt. Inhaber dieser Burg war das im 13. Jahrhundert erstmals genannte Geschlecht derer von Ahlden, die als Ritter und Burgmannen dienten. Urkundlich wird die Befestigungsanlage 1433 erstmals erwähnt, die zuvor zum Bistum Minden gehörte. 1431 fand ein Besitzwechsel von Ahlden und seiner Burg statt. Die Herren von Ahlden verloren im Streit mit dem Bistum und den Welfen alles. Sie hatten ihr Versprechen gebrochen, keine Fehde und keine Raubzüge mehr zu unternehmen. Auf diese Weise kam Ahlden in den Besitz des Lüneburger Herzogs. Zwischen 1443 und 1575 wurde der Besitz Ahlden an die von Mandelsloh verpfändet. Erst im 16. Jahrhundert erfolgte der Aufbau der heutigen Schlossanlage, während die Bunkenburg verfiel.

Bereits 1431 wurde das fürstliche Amt Ahlden eingerichtet. Es übernahm die Verwaltung und übte die Gerichtsbarkeit aus. Zum Amt gehörte auch das Schloss. Die Einrichtung wurde von einem Amtmann geleitet, der die Abgaben der Bürger eintrieb und auf dem landeseigenen Bauernhof, dem Vorwerk beim Schloss, Landwirtschaft betrieb. Ab 1784 wurde das Schloss verstärkt für Behördenzwecke umgestaltet und beherbergte auch das Gefängnis. Nach rund 450 Jahren des Bestehens wurde das Amt Ahlden 1884 aufgelöst und ging über in den Kreis Fallingbostel. Danach beherbergte das Schloss das Amtsgericht bis 1972. Bereits seit 1310 wurde in Ahlden Recht gesprochen.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Schloss von kaiserlichen Truppen unter Tilly nach eintägiger Belagerung besetzt. Sie verteidigten es gegen einen erfolglosen Angriff von 800 dänischen Belagerern. Ab 1726 war Schloss Ahlden Dienstwohnung der Landdrosten.

Der erheblich renovierungsbedürftige Schlossbau wurde 1975 für einen Preis von 90.000 DM aus staatlichem Besitz veräußert. Ein Kunstauktionshaus erwarb das Schloss als repräsentativen Firmensitz[1]. Es bekam die Auflage, den Schlosshof stundenweise am Tage für die Öffentlichkeit zugänglich zu halten. Innenbesichtigungen sind nur eingeschränkt im Rahmen von Vorbesichtigungen bei Auktionen möglich.

Das Schloss war 1694 über 32 Jahre für Prinzessin Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg ein feudales Gefängnis. Sie hielt sich hier bis zu ihrem Tod 1726 auf, weswegen sie auch die „Ahldener Prinzessin“ genannt wurde. Zunächst setzte man Sophie Dorothea 1694 nach der Königsmarck-Affäre hier fest, um sie dann auf Schloss Lauenau auf hannoverschen Boden zu verbringen, wo der Scheidungsprozess stattfand. Nach ihrer Verurteilung wegen Untreue wurde sie auf Geheiß ihres Ehemannes, Kurfürst Georg Ludwig, lebenslänglich auf Schloss Ahlden verbannt.

Der Ehemann der Prinzessin, Kurfürst Georg Ludwig, zog ihr in die Ehe eingebrachtes Vermögen ein, ließ ihr aber einen jährlichen Unterhalt. Die Prinzessin erhielt für sich und ihren Hofstaat zunächst 8000 Taler, später bis zu 28.000 Taler. Sie wurde im Nordflügel des Schlosses, einem zweistöckigen Fachwerkbau, einquartiert. Für die Prinzessin wurde eine Wachtruppe von 40 Mann aufgeboten, von denen fünf bis zehn Mann rund um die Uhr das Schloss bewachten. Die Kontaktpersonen der Prinzessin und ihre Post wurden streng kontrolliert. Einen Befreiungs- oder Fluchtversuch hat es aber nie gegeben. Anfangs durfte sich die Gefangene nur im Inneren des Schlosses aufhalten, später in Begleitung auch in den Außenanlagen. Nach zwei Jahren Haft durfte sie sich auch in einem Fahrzeug etwa zwei Kilometer entfernen.

Ihre dortige Haftzeit wurde mehrfach durch Kriegsereignisse oder Umbauarbeiten unterbrochen, wobei sie dann im Schloss Celle oder in Essel untergebracht wurde. Nach dem verheerenden Ortsbrand von Ahlden 1715 steuerte die Prinzessin erhebliche Geldsummen zum Wiederaufbau bei. Im Schloss durfte sie Besuch empfangen, beispielsweise von Musikern. Ihre Mutter hatte eine unbegrenzte Besuchserlaubnis. Zum Hofstaat gehörten zwei Hofdamen, mehrere Kammerfrauen und weiteres Personal für den Haushalt und die Küche. Der Bewegungsmangel der Prinzessin führte zu großer Leibesfülle. Anfang 1726 erlitt sie einen Schlaganfall und verstarb im November desselben Jahres. Eine Obduktion ergab eine krankhafte Leber und 60 Gallensteine. Die Prinzessin fand ihre letzte Ruhestätte in der Familiengruft in Celle.

Das Schloss fand durch Sophie Dorothea Eingang in die deutsche Literatur bei Theodor Fontane und 1954 bei Arno Schmidt durch seinen Roman Das steinerne Herz.


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