Heidenmauer (Pfalz)
von Ulli1105 (Ulli1105) [CC-BY-SA-2.5], via Wikimedia Commons
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Die Heidenmauer bei der pfälzischen Kreisstadt Bad Dürkheim im Bundesland Rheinland-Pfalz ist ein zweieinhalb Kilometer langer Ringwall, der um das Jahr 500 v. Chr. durch Kelten nach Art eines Murus Gallicus errichtet und nicht lange danach wieder niedergelegt wurde. Die Holzanteile der Mauer verschwanden im Lauf der Zeit durch Verrottung, die Steine sind erhalten.

Die Heidenmauer ist ein Kulturdenkmal nach dem Denkmalschutz- und dem Denkmalschutzpflegegesetz[1] des Landes Rheinland-Pfalz.

 

Die Heidenmauer samt Siedlung wurde am Ende der Hallstattzeit um 500 v. Chr. durch eine keltische Volksgruppe errichtet, die sich nicht näher identifizieren lässt. Reichhaltige Keramikfunde ermöglichen eine sehr genaue Datierung. Fast alle Gefäße sind handgearbeitet, aber nur wenige Stücke weisen Drehsteinspuren auf; diese Technik kam erst nach 500 v. Chr. in der La-Tène-Zeit auf. Weiter wurden Hiebmesser aus Eisen gefunden sowie „Napoleonshüte“, pyramidenförmige Steine, die mit der Spitze nach unten in den Boden gesteckt wurden, um als Unterlage für das Mahlen von Korn zu dienen. Außerdem fanden sich Hinweise auf Milchwirtschaft und Eisenverhüttung.[2]

Die Bewohner trieben den Fundstücken zufolge Handel mit Keramikprodukten aus Oberitalien und vor allem Griechenland. Als zu Beginn der Latènezeit die Griechen ihre Handelsrouten zur Iberischen Halbinsel und den Inseln des westlichen Mittelmeers hin verlegten, verloren die Bewohner der Anlage ihre Lieferanten. Wohl deshalb war die Siedlung lediglich von einer Generation, also 30 bis 40 Jahre lang, bewohnt. Dies ist ablesbar an der nur knapp 20 cm starken Siedlungsschicht über dem Naturboden und an extrem seltenen Ausbesserungen in den erhaltenen Basisbereichen der Mauer. Es gibt weder Brand- noch sonstige Kriegsspuren, so dass alles für eine friedliche Aufgabe der Siedlung spricht. Durch das Niederlegen der Mauer verhinderte man, dass ein Konkurrenzstamm die Einrichtung nutzen konnte.[2]

Im 4. Jahrhundert n. Chr. wurde ein kleinerer Teil der Ringmauer wie zuvor schon der Kriemhildenstuhl unterhalb davon von den Römern als Steinbruch genutzt.

 

Der Ringwall der Heidenmauer besteht aus der wallartig erscheinenden niedergelegten Mauer. Sie umschließt Siedlungsreste, die teilweise jahrhundertelang offenlagen oder erst bei Grabungen zutage kamen.[4][2]

Der Wall ist insgesamt zweieinhalb Kilometer lang und umschließt ein Areal von 26 Hektar. Vom nördlichsten Punkt bis zur südlichsten Ecke sind es etwa 700 Meter, von der westlichsten zur östlichsten Ecke etwa 600 Meter. Im Grundriss hat die Anlage die Gestalt eines Bogens mit zum Schuss gespannter Sehne. Der Bogen erstreckt sich von Westen über Norden nach Osten, die Sehne bildet eine nahezu rechtwinklige Spitze nach Süden. Wo im Osten am tiefsten Punkt der Anlage (260 Meter) Bogen und Sehne zusammenstoßen, befand sich ein etwa sieben Meter breites Tor mit einer etwa neun Meter langen Torgasse, die heute noch zwei durch eine Steinreihe getrennte „Fahrbahnen“ aufweist. Das Tor war vermutlich mit einem hölzernen Überbau versehen.[2]

Die Mauer selbst, ein sogenannter Murus Gallicus, bestand aus einem Holzgerüst, das aus senkrechten Pfosten und waagerechten Querbalken konstruiert und mörtellos mit Bruchsteinen verfüllt war. Die glatten Seiten der Steine bildeten die Außenfassade. Die Zwischenräume waren weitgehend mit Sand ausgefüllt. Da die Holzteile bis auf geringe Reste verschwunden sind (deswegen wird auch der Fachbegriff Pfostenschlitzmauer verwendet), kann nur indirekt von der Masse auf die Höhe der intakten Mauer geschlossen werden. Das Profil des heutigen Steinwalls verjüngt sich nach oben, an der Basis ist er 15–20 Meter stark, am Scheitelpunkt drei bis vier Meter. Seine Höhe beträgt zwischen drei und zehn Meter.[2]

Etwa 80 Meter südlich des Tores und oberhalb des Kriemhildenstuhls vermuten die Archäologen eine Bastion: Dort sind die Steine der Mauer nach innen versetzt, was darauf hindeutet, dass an dieser Stelle, die einen weiten Ausblick in die Rheinebene und auch zum Taleingang der Isenach ermöglicht, ein hölzerner Turm eingepasst war, der die Mauer überragte.[2]

Vor dem nordwestlichen Mauerbogen, der im oberen Bereich (285–300 Meter Höhe) der Bergkuppe verläuft, befindet sich ein annähernd 500 Meter langer und bis 15 Meter breiter Graben, der auf der recht flachen Kuppe offenbar den Niveauunterschied zur Mauerkrone vergrößern sollte. Der Graben knickt am nördlichsten Punkt der Mauer fast rechtwinklig nach Nordosten ab und verläuft hangabwärts, bevor er nach gut 100 Meter endet. Auf diese Weise wurde bei Starkregen das Wasser aus dem Graben abgeleitet und der Unterspülung der Mauer vorgebeugt.[2] Der Volksmund war zu einer anderen – sagenhaften – Deutung gekommen: Hans von Trotha (um 1450–1503), regional nachträglich als Raubritter „Hans Trapp“ verschriener Burgherr auf dem südpfälzischen Bertwartstein (sicherlich niemals Besucher der damals schon seit 2000 Jahren verfallenen Heidenmauer-Anlage), soll in dem Graben einen größeren Wurstvorrat deponiert haben; nach dieser Sage entstand die populäre Bezeichnung Wurstgraben.[5]

Das von der Mauer umschlossene Gebiet weist zahlreiche kleine Hügel unterschiedlicher Größe auf. Dabei dürfte es sich um die Reste der Wohnbebauung handeln, die noch nicht erforscht ist; lediglich ein Fußbodenfragment aus gestampftem Lehm wurde bisher freigelegt. Aus diesem Grunde können noch keinerlei Schlüsse auf die Personenzahl der Siedlung gezogen werden. Allerdings ist angesichts der gefundenen Gebrauchsgegenstände von einer flächigen Besiedlung auszugehen.[2]

Im Nordbereich tritt eine Quelle an die Oberfläche, deren überschüssiges Wasser vielleicht ebenfalls zum Nordostgraben floss. Während der Zeitspanne der Besiedlung war die Anlage wohl weitgehend baumlos; im 20. Jahrhundert wurde sie gezielt aufgeforstet.[2]

 


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