Waldschlössel
von Ulli1105 (Eigenes Werk) [CC-BY-3.0], via Wikimedia Commons
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Das Waldschlössel auf dem Treutelsberg bei Klingenmünster in Rheinland-Pfalz ist eine der ältesten Burganlagen der Pfalz, bei der man von einer wirklichen Burg und nicht von einer Fliehfeste sprechen kann. Der ursprüngliche Name der Anlage, die seit Juli 2000 unter dem Schutz der UNESCO steht,[1] ist unbekannt, oft wird sie auch nur als Schlössel bezeichnet. Es ist nicht mit Sicherheit zu klären, ob sie mit der in einer Urkunde genannten villa walahstede identisch ist. Bisher sind keine schriftlichen Aufzeichnungen zur Entstehung der Burg, ihrer Funktion und ihrer Bewohner bekannt.

Das Waldschlössel ist eine urkundlich nicht überlieferte Burg, deren ursprünglicher Name unbekannt ist. Die Bezeichnung Waldschlössel oder Schlössel erhielt die Anlage erst nach ihrer Zerstörung. Alle Angaben sind daher ausschließlich auf archäologische Befunde stützbar.

Die Burg entstand in zwei weit auseinanderliegende Bauphasen. Die als Vorburg bezeichnete Anlage des größeren Ringwalls, der die spätere Burg umspannt, ist in der Zeit zwischen 880 und 920 entstanden. Sie gehört zu einer Reihe von ähnlichen Fliehburgen in der Pfalz, die zum Schutz gegen die Normanneneinfälle errichtet wurden. Sie liegt in unmittelbarer Nachbarschaft des Heidenschuh. Weitere Anlagen waren die Heidenlöcher, Burg Schlosseck und die Heidenburg bei Gimmeldingen.

Um 1030 wurde die eigentliche Burg erbaut. Sie stammt somit aus der Salierzeit und war eine Turmhügelburg. Aus jener Zeit sind der sogenannte „Mörtelplatz“ und zwei Gebäudereste erhalten. Daneben können Feuerstellen und ein Erzofen in diese Phase datiert werden.

Das zweite Drittel des 11. Jahrhunderts wird als die erste Nutzungsperiode der Burg angenommen. Vermutlich nach einer Zerstörung wurde sie im letzten Drittel des 11. Jahrhunderts wieder aufgebaut, wobei zahlreiche Änderungen an der Bausubstanz durchgeführt wurden. Die dritte Nutzungsperiode liegt zu Beginn des 12. Jahrhunderts. Auch hier dürfte eine erneute Zerstörung der Burg den Anlass zum Umbau gegeben haben.

Als Bauherr könnte der Salierkönig Konrad II. in Frage kommen. Nach der Berufung von Erzbischof Adalbert I. von Mainz zum Kanzler eignete sich dieser in kurzer Zeit kaiserliche Güter, Kirchengüter und Besitzungen des Reiches an. Durch die Territorialpolitik Adalberts I. rückten seine Verwandten in die Gegend um Klingenmünster ein. Die Linie der Saarbrücker stellte somit Schutzvögte des Klosters Klingenmünster und seiner Besitzungen. Auch das Schlössel kam somit in den Besitz der Grafen von Saarbrücken. Im weiteren Verlauf der Geschichte ging die Schutzherrschaft auf das Kaisergeschlecht der Staufer über. Es bestand eine enge Verwandtschaft zwischen den Saarbrückern und dem ersten Stauferkönig Konrad III.. Das gute Verhältnis zwischen Graf Simon I. von Saarbrücken und dem Stauferkaiser Friedrich I. (Barbarossa) muss eine empfindliche Störung erlitten haben, denn die Burgen des Grafen wurden im Jahre 1168 auf Befehl des Kaisers zerstört. Hiervon könnte auch das Schlössel betroffen gewesen sein.

Die Burg geriet danach in Vergessenheit und überwucherte. "Aufgetaucht" ist sie erst wieder 1855 als Steine von der Burg zum Bau der Pfalzklinik abgetragen wurden. Erst im Jahr 1890 hat der Altertumsforscher Christian Mehlis die Burg wissenschaftlich untersucht und große Teile der Burg freilegen lassen. Damals sollen noch Fensterbänke und Säulen vorhanden gewesen sein. Weitere Grabungen führte 1935 Friedrich Sprater durch und die gesamte Kernburg wurde freigelegt. Seit 1988 finden dort im Auftrag des Landesamtes für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz immer wieder Ausgrabungen zur Erforschung der Anlage statt.[2]

 

Auf der Ostseite schließt sich die länglich ovale „Vorburg“ an, eine karolingische Fliehburg, die teilweise von der späteren Turmburg überdeckt ist. Ob die frühmittelalterliche Anlage im 11. Jahrhundert überhaupt noch als Vorburg genutzt wurde, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Ihr Wall, der heute als Trockenmauer erscheint, besteht zum größten Teil aus Findlingen, die ursprünglich vielleicht durch Mörtel zusammengehalten wurden. Auf der Nord- und Südseite konnten Toranlagen gefunden werden. Aus der Gestaltung der Tore schließt man, dass sich darüber Holztürme befanden. Die Ringwallanlagen sind teilweise noch recht gut zu erkennen. Der eigentliche Zugang von Vorburg zum Torturm lässt sich zurzeit nur erahnen. Nach Abschluss der derzeitigen Ausgrabungen im Inneren der Burg sollen die Außenanlagen und der Zugangsweg genauer untersucht werden.

Der Torturm hat einen Durchgang zum Burghof. Seine Außenmaße betragen 6,00 mal 7,30 Meter. Die südliche Frontwand besteht aus Quadern, die in einer Bautechnik bearbeitet wurden, die im letzten Viertel des 11. Jahrhunderts bis zum Anfang des 12. Jahrhunderts angewandt wurde.

Der Torturm besaß zwei zweitürige Flügeltore mit einer Durchgangshöhe von 2,50 Meter. An ihm sind Reparaturarbeiten zu erkennen, die auf eine mehrfache Zerstörung hindeuten. Auf der rechten Seite des Eingangs wurde bei einer früheren Ausgrabung (wahrscheinlich 1935) fälschlicherweise ein Türgewand eingesetzt. Dieses ist zwar authentisch, gehört aber zu einem der Gebäudeeingänge.

An den Torturm schließt sich die Ringmauer aus kleinen Steinquadern an, die ein unregelmäßiges Vieleck bildet. Sie entstand kurz nach dem Bau des Wohnturmes und hat vermutlich einen Wall aus Sand und Holzpflöcken ersetzt.

Das Burgareal teilt sich in zwei Bereiche. Im südöstlichen Wirtschaftshof standen die Wirtschaftsgebäude der angesiedelten Handwerker. Nach dem Torturm gelang man durch ein weiteres Tor auf der rechten Seite in den Oberhof. Dieser war für die Burgbesitzer und seine Angestellten zugänglich. Der Oberhof wurde vom Torturm und vom Vorbau des Wohnturms aus kontrolliert.

Im westlichen Bereich des Wirtschaftshofes befindet sich eine Fläche von rund 35 m², auf der sich teilweise zwei feste Mörtelschichten erhalten haben. Hier dürfte der „Mörtelplatz“ gelegen haben, an dem der Mörtel für die Bauarbeiten an der Anlage gemischt wurde.

Der alles beherrschende Wohnturm der Burg hat einen viereckigen Grundriss von etwa 13 mal 13 Meter und eine Mauerstärke von etwa 2,5 Meter. Er soll in früherer Zeit vier bis fünf Stockwerke besessen haben, von denen heute nur noch das Erdgeschoss und der Keller erhalten geblieben sind. Seine ungefähre Wohnfläche betrug damit zwischen 280 m² und 350 m².

Das Erdgeschoss war mit Lichtschlitzen versehen die vermutlich auch als Schießscharten dienten. Grabungen ergaben, dass die Fenster der oberen Stockwerke mit Arkadenfenstern ausgestattet waren. Den Abschluss soll eine Wehrplattform gebildet haben, die vermutlich mit einem schnell abnehmbaren Pyramidendach abgedeckt war.

Im Norden des Wohnturms stehen die Überreste eines Anbaus. Dieser hatte einen Grundriss von etwa 4 mal 4 Meter und diente als Abortschacht, der von den jeweiligen Stockwerken erreicht werden konnte. Ein zweiter Anbau im Osten diente sehr wahrscheinlich dem Schutz des vermutlich im zweiten Geschoss gelegenen Hocheingangs. Der Eingang des Vorbaus liegt in einer Höhe von etwa 1,50 Metern. Davor liegt ein Podest, das früher nur durch eine Rampe erreichbar war. Sie verlief an der Mauer entlang, sodass der Einsatz eines Rammbocks an der Tür des Vorbaus unmöglich war.


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