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Schloss Heessen ist eine an der Lippe gelegene Schlossanlage im Hammer Stadtbezirk Heessen und der namhafteste Rittersitz im Bereich der heutigen Stadt Hamm. Das dreiflügelige Hauptgebäude ist aus Backstein erbaut und besitzt als markantestes Bauteil zwei 30 Meter hohe Treppengiebel.
Die Besitzung wird als Hesnon erstmals in einer Urkunde Kaiser Ottos II. aus dem Jahre 975 erwähnt,[1] und zwar als Erbgut des Bischofs von Osnabrück. Gegen 1200 brachte eine Gräfin Mathilde das Anwesen als Heiratsgut in ihre Ehe mit Graf Arnold von Altena mit. Der Oberhof gelangte so an die Grafen von Altena-Isenberg.
Die Ermordung des Kölner Erzbischofs Engelbert I. von Köln durch Arnolds Sohn Friedrich von Isenberg führte zu einer erbitterten Erbauseinandersetzung zwischen Friedrichs Sohn Dietrich von Altena-Isenberg und seinem Vetter, Graf Adolf I. von der Mark, den sogenannten Isenberger Wirren. Der Friede von 1243 beendete die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Häusern Altena-Mark und Isenberg-Limburg und sprach die curtis hesne dem Haus Limburg zu. Bis zur Allodifikation im Jahre 1775 blieb der Hof zu Heessen Limburger, danach Bentheim-Tecklenburger Lehen.
Die Grafen von Limburg nutzten den Hof nicht selbst als Residenz, sondern übergaben ihn an ihre Ministerialen. Zunächst erhielten ihn die von Rinkerode, die auch den Oberhof (Dren-)Steinfurt zu Lehen trugen. Gostie, die Tochter des letzten Rinkeroders namens Gerwin, brachte das Rinkeroder Erbe Anfang des 14. Jahrhunderts an Dietrich von Volmerstein. Dessen Enkel erbauten nach 1350 etwa 500 Meter östlich eine neue, besser durch die Lippe geschützte Wasserburg, die vorübergehend märkisches Lehen war. Als Johannes II. von Volmerstein im Jahre 1429 starb, fielen die Häuser Heessen und Steinfurt seiner Schwester Agnes zu. Diese wiederum war die Ehefrau des Godert von der Recke zu Heeren. Ihr gemeinsamer Sohn Dietrich von der Recke ließ sich im Jahre 1437 von Kaiser Sigismund mit den Vollmersteinschen Mannlehen und Freistühlen belehnen. Mit ihm nahm für zehn Generationen ein Zweig dieses bedeutenden märkischen Adelsgeschlechts Heessen in Besitz. Dietrich ließ ein neues Herrenhaus errichten. Zwischen 1590 und 1600 erneuerte sein Nachfahr Jobst von der Recke die Gebäude der Vorburg. 1745 starb Adolf von der Recke kinderlos. Daraufhin fiel Heessen mit den zugehörigen Gütern Wolfsberg, Kurl und Dahl an seine Schwester Anna Elisabeth. Diese wiederum war in ebenfalls kinderloser Ehe mit Franz Arnold von der Recke aus der 1468 abgeteilten Steinfurter Linie verheiratet. Nach dessen Tod im Jahre 1762 fiel Steinfurt an die Freiherren von Landsberg. Heessen hingegen vermachte die kinderlose Anna Elisabeth von der Recke 1775 einem Enkel ihrer Tante Joanna Rosine von der Recke, dem Freiherrn Friedrich Joseph von Boeselager zu Nehlen und Höllinghofen.
Mit dieser Schenkung war die evangelische Seite der Familie von der Recke nicht einverstanden, so dass von Boeselagers Besitzantritt im Jahre 1778 einen jahrzehntelangen, beim Reichshofrat geführten Rechtsstreit mit den der Steinfurter Linie entstammenden von der Recke zu Stockhausen auslöste, und zwar mit wechselndem Prozesserfolg. Prozessvertreter der von der Recke war Eberhard Friedrich von der Recke-Stockhausen, seit 1784 preußischer Justizminister. In dieser Zeit war Heessen noch eine „Herrlichkeit mit Gerichtsbarkeit“ (aufgehoben 1812). Gerichtsstätten gab es im Dorf Heessen, vor der Schlosspforte oder auf der Brücke zum Schloss. Das Gerichtsschwert befindet sich heute in Höllinghofen, dem Wohnsitz der Freiherren von Boeselager.
Der Rechtsstreit wurde vor allem durch Veränderungen in der „großen Politik“ entschieden. Als die preußischen Herrscher im Jahr 1803 die neuen Landesherren wurden, geschah dies zum Vorteil der von der Recke. König Friedrich Wilhelm III. entschied schließlich kraft seines Amtes im Jahres 1806 die Rückgabe des Gutes an die von der Recke.
Im Jahre 1806 begann der Krieg zwischen Frankreich und Preußen, der mit der Niederlage der Preußen in der Schlacht bei Jena und Auerstedt endete. Napoleon Bonaparte nahm zusammen mit den verbündeten Holländern Haus Heessen ein. Die preußische Kommission wurde aufgehoben.
Nach der Eingliederung des Münsterlandes in das Großherzogtum Berg wurden die von Boeselager am 16. Februar 1808 vorläufig wieder in ihre alten Besitzrechte eingesetzt. Am 21. September 1810 schlossen die von der Recke mit den von Boeselager einen Vergleich. Gegen 66.000 Reichsthaler traten sie alle Ansprüche ab. In den Befreiungskriegen von 1813 hatte auch Heessen schwer zu leiden, etwa durch plündernde Soldaten aus Polen, Frankreich, Russland, Sachsen, Schweden und Hannover.
Wie häufig in diesen Jahren bereitet das Wetter Anlass zur Sorge. Winter und Frühjahr waren oft außergewöhnlich kalt. Im Jahre 1816 vernichteten Dauerregen und Hochwasser die Ernte. Im Winter des Jahres 1820 sanken die Temperaturen auf bis zu -16 Grad Celsius. Dies brachte die Schleuse am Schloss und die Gebäude in Gefahr. Fische erfroeren in den Teichen, es bestand Trinkwassermangel.
Haus Heessen ist über die Jahrhunderte immer wieder umgebaut worden. Bis in das 19. Jahrhundert stand noch das alte Schloss, das in der Vorzeit auch schon vierflügelig war. Die Gründung aus dem 14. Jahrhundert besteht aus Tausenden massiver Eichenpfähle, auf denen das gesamte Gemäuer ruht und die schon als Fundament seiner Vorgängerbauten dienten. Sie befinden sich ständig unterhalb des Grundwasserspiegels, so dass sie nahezu unbeschädigt die Jahrhunderte überstanden haben.
1782 erfolgte ein Umbau des Herrenhauses. Ab 1812 wurde der Besitz ausschließlich als großes land- und forstwirtschaftlich genutztes Gut samt eigener Ziegelei und Brauerei geführt, dessen Grundbesitz durch Erwerb umliegender Höfe und Flächen stetig wuchs. 1816 wurden feste Wege angelegt. Fließendes Wasser gelangte über ein Pumpwerk in das Haus, und 1825 gab es ein Abwassersystem. 1826 wurde das Haus erheblich umgebaut und weiß gekälkt. Offene Kamine wurden durch Eisengussöfen ersetzt. Das erste Waterclosett aus England wurde 1846 eingebaut. Es bestand eine eigene Ziegelei und eine Schlossbrauerei (1837). Als Lagergewölbe wurde ab 1839 der sogenannte „Bayrische Keller“ errichtet (heute an der Kreuzung Schlossstraße/Dolberger Straße).
Mehrfach unter seinen verschiedenen Besitzern umgebaut und umgestaltet, erhielt das Anwesen zwischen 1905 und 1908 seine alten Formen zurück, wie sie noch 1782 bestanden hatten, und damit seine heutige Gestalt. Architekt war der Münsteraner Alfred Hensen, der dem Gebäude durch Turmbauten, gotischen Zinnen und eine Schlosskapelle nach englischem Vorbild ein neugotisches Aussehen verlieh. Gleichzeitig wurden die das Schloss umgebenden Parkanlagen ausgebaut.
Westlich vor dem Tor wurde um 1805 ein Barockgarten angelegt (Reitweg und Mittelpunkt noch erhalten). Etwa zeitgleich entstand der sogenannte Rosengarten, ein Park im englischen Landschaftsstil. In diesem feierten am 18. September 1826 Carl von Boeselager (1802–1869) und Adolfine von Wolff-Metternich (1808–1879), Freundin von Annette von Droste-Hülshoff, die auch in Heessen zu Gast war, ihre Hochzeit. Von beiden Gartenanlagen ist heute nur noch wenig erhalten.
1828 entstand die sogenannte „Liebesinsel“, eine kleine Parklandschaft in Form eines Dreiecks (300 m × 200 m × 200 m) zwischen einem Lippestauarm und Alt- Lippe. Heutzutage besteht die Insel aus einem kleinen Waldstück mit Rundweg.
Seit dem Tod des Freiherrn Dietrich von Boeselager im Jahr 1920 ist Heessen nicht mehr Wohnsitz der Familie. In den Gebäude ist seit 1957 ein Landschulheim und privates Internat (Gymnasium) untergebracht.
Im Jahr 2008 wurde der Kinofilm Die wilden Hühner im und um Schloss Heessen gedreht.
Das Landschulheim Schloss Heessen ist unterteilt in vier Gebäude. Das wohl größte Gebäude ist das Hauptgebäude. Es bietet nicht nur den großen und kleinen Speisesaal, sondern auch Lehrerzimmer, Küche, Internetraum, das Getränkelager, Sekretariat, Schulräume und Wohnräume der Unter- und Mittelstufe der Jungen und Mädchen. Auch die Kapelle steht in diesem Gebäude. Außerdem ist eine Rentei vorhanden, die zu den Quartieren der Mittelstufe und Oberstufe der Jungen und Schulräumen umfunktioniert wurde. Dieses Gebäude beinhaltet auch das sogenannte „Gewölbe“, welches eine hauseigene Bargaststätte ist. Feiern werden meist hier ausgetragen. Als nächstes ist das Torhaus zu erwähnen. Dieses enthält sowohl Quartiersräume der Oberstufe der Jungen als auch weitere Schulräume. Hier steht auch das Cafe, welches Getränke, Brote und Süßigkeiten anbietet. Das neuste Gebäude ist das Schulgebäude. Zu Beginn enthielt es noch Quartiersräume, diese wurden jedoch umgesiedelt und nun stehen hier die Funktionsräume und Schulräume.
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