Giechburg
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Die Giechburg, auch Burg Giech genannt, ist eine Burgruine auf dem Gebiet der Stadt Scheßlitz im Landkreis Bamberg in Bayern. Giechburg ist auch ein Stadtteil der Stadt Scheßlitz.

Die Besiedlung des Giechburgplateaus ist bis in das Neolithikum nachweisbar, wobei eine besondere Intensivierung der Siedlungstätigkeit während der Keltenzeit zwischen 500 v. Chr. und Christi Geburt stattfand. Unterhalb der Burg, in der Nähe von Demmelsdorf wurde ein Hügelgräberfeld aus der späten Hallstattzeit gefunden. In einer Grabkammer fand man die Wagenbestattung einer keltischen Fürstin mit zahlreichen Schmuckstücken, darunter einen goldenen Spiralring und eine Bernsteinperle sowie Keramik.

Auch während der Völkerwanderungszeit ist eine ununterbrochene Nutzung der vorgeschichtlichen Befestigungsanlagen wahrscheinlich.

 

Der Bau der mittelalterlichen Burg fand unter den mächtigen Schweinfurter Grafen, vermutlich um die Zeit der verheerenden Ungarneinfälle im 10. Jahrhundert statt. Hierzu wurde das westliche Drittel des Plateaus durch einen tiefen Halsgraben abgetrennt, wobei die restlichen Wehranlagen noch bis ins 12. Jahrhundert weiterbestanden (munitiones ante castrum sitam).

Die Burg diente fortan als Bindeglied zwischen den Königshöfen Hallstadt und Königsfeld auf der Jurahöhe. Die erste urkundliche Erwähnung der Burg stammt aus dem Jahre 1125 in einer Schenkungsurkunde des Bischofs Otto I. des Heiligen, in der Wilhelm von Lützelburg, zweiter Gemahl der Markgräfin Mechthilde von Meißen unter dem Namen Willehalm, liber homo de giche als Zeuge auftritt. Deren Tochter aus erster Ehe, Adela von Beichlingen, ehelichte den Wertheimer Grafen Reginboto, der am Bamberger Hof ein hohes Amt bekleidete und sich nach seiner Heirat comes de gicheburc nach seinem erheirateten Besitz nannte. 1137 brachte Chuniza, sein einziges Kind, die Erbmasse Giech durch Heirat an das Andechser Grafenhaus. 1142 wurde die Ehe getrennt und Chuniza vermachte ihr Erbteil dem Hochstift Bamberg. Dem Grafen gelang es jedoch, die Belehnung mit dem gesamten Besitz mit Waffengewalt zu erzwingen.

Nach dem Tod des letzten Herzogs Otto II. von Andechs-Meranien 1248 folgte ein jahrelanger, zermürbender Erbfolgestreit, der mit der Übernahme der Burg Giech samt ihres zugehörigen Umfeldes, das etwa die Größe des östlichen Landkreises Bamberg umfasste, durch das den Meraniern verwandte Grafenhaus von Truhendingen endete. Es verblieb dort bis 1390, als es Bischof Lamprecht von Brunn endlich gelang, gegen eine hohe Summe das ursprüngliche Lehen den hochverschuldeten Grafen abzukaufen.

Unter der Ägide der Bamberger Bischöfe erfuhr die vernachlässigte Burg einen formidablen Ausbau, sodass sie während der gefürchteten Hussiteneinfälle als der sicherste Ort im ganzen Hochstift galt. Man verbrachte unter Friedrich III. von Aufseß den Domschatz hierher und auch ein Teil des Domkapitels begab sich hier in Sicherheit. Der Domschatz blieb hier wohlverwahrt bis über die Zeit des Bamberger Immunitätenstreits hinaus, während die umliegenden Ortschaften und die benachbarte Gügelburg durch die Hussiten verwüstet wurden.

Während der Bauernaufstände 1525 gelang es einer Abordnung von Bauern durch eine Täuschung, die Burg einzunehmen und Brand zu legen, ohne jedoch die Substanz der Burg zu gefährden. Erst 1553 wurde die Burg nach mehrtägiger Belagerung durch die Truppen des Markgrafen Albrecht Alcibiades aufgegeben und auf dessen Befehl geplündert und in Brand gesteckt.

 

Mit der Regierungszeit des Fürstbischofs Johann Philipp von Gebsattel (1599-1609) wurde die ruinöse Burg als Renaissanceschloss unter Einbeziehung der mittelalterlichen Wehranlagen wieder aufgebaut und fürstlich ausgestattet. Ihre militärische Bedeutung hatte sie indessen verloren: Die Festungen Kronach und Forchheim, nach französischem Vorbild errichtet, übernahmen fortan diese Funktion. Das Giechschloss diente nunmehr als Verwaltungssitz der Pflege Giech und als Standort für die jährlichen Jagdausflüge der Fürstbischöfe. Sie blieb während des Dreißigjährigen Krieges völlig unbehelligt, während in Scheßlitz kein Haus mehr stand.

Als der Verwaltungssitz mit dem Wiederaufbau der Amtsgebäude in Scheßlitz dorthin verlegt wurde, fungierte das Schloss nur noch als Mittelpunkt für die fürstbischöfliche Fohlenaufzucht. Als auch diese in den neuerbauten Fohlenhof nach Peulendorf verlegt wurde, war das Schloss Amtssitz eines Forstbeamten, dem auch die Brandüberwachung der gesamten Umgegend oblag. Der Unterhalt der Anlagen beschränkte sich auf das Allernötigste; der Verfall begann.

Am Turm der Bamberger Altenburg hängt ein Eisenkorb, der früher für die Übermittlung von Feuersignalen zur 20 Kilometer von Bamberg entfernten Giechburg benutzt wurde. Auf der Giechburg ist eine ähnliche Einrichtung nicht nachweisbar und findet weder in den Bauausgaben des fb. Kastenamts Erwähnung noch in sonstigen dokumentierten Geschichtsabläufen. Da auch der praktische Nutzen einer solchen Einrichtung höchst zweifelhaft erscheint, handelt es sich hierbei höchstwahrscheinlich um ein romantisierendes Attribut für die im Stil des Historismus im 19. Jahrhundert wiederaufgebaute Altenburg.

Mit der Säkularisation des Hochstifts wurden die Liegenschaften rund um die Burg separat veräußert. Nach den barbarischen Einreißmaßnahmen von Hohenhausens 1809, die einen eingeleiteten Verfallsprozess rasant beschleunigten, wurde der Bauzustand der Burg zunehmend desolater. 1819 erwarb Graf Friedrich Karl Herrmann von Giech zu Thurnau die Burg vom Königreich Bayern, ohne dass sich Grundlegendes änderte. 1932 verkaufte der letzte Graf von Giech die Burg an Leonhard Schmaus, einen Postbediensteten, dessen Enkel veräußerte den Besitz 1962 an Friedrich Karl Hohmann.

 

Um den weiteren Bestand der Anlagen zu sichern, wurde 1967 der Förderkreis der Freunde der Giechburg e. V. gegründet und erste nennenswerte Sanierungsarbeiten eingeleitet. Mit der Übernahme der Burganlage durch den Landkreis Bamberg 1971 löste sich der Verein auf und unter der Obhut der Kreisverwaltung begann ein umfassendes Sanierungsprogramm und der Ausbau als Tagungsort und kulturelles Veranstaltungszentrum des Landkreises Bamberg. Überdies bietet die Burg einen Gastronomiebetrieb und Beherbergungsmöglichkeiten.

 

Die Burg liegt auf dem westlichen Ende einer felsigen Jurakuppe in Spornlage weithin sichtbar über dem Tal. Der dritte Teilabschnitt des Plateaus im Osten des Höhenzuges markiert den Standort einer bischöflichen Gegenburg der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Dieses Haus des Bischofs fiel wahrscheinlich den kriegerischen Auseinandersetzungen während des meranischen Erbschaftsstreits zum Opfer. Auf dem Bergplateau sind drei Gräben im Gelände erkennbar. Die kleinere Teilfläche zwischen den bebauten Arealen war als von jeder Bebauung freizuhaltende Fläche vertraglich abgesichert. Am Ostrand des in vor- und frühgeschichtlicher Zeit in seiner Gesamtfläche besiedelten Plateaus ist noch ein kleiner Wallrest erkennbar. Von der hochmittelalterlichen Burg haben sich der untere Teil des Bergfrieds und ein Mauerzug unter der ehemaligen mehrere Meter starken und etwa fünf Meter hohen östlichen Schildmauer erhalten, ebenso der größte Teil des Mauerberings, der nach der Übernahme der Burg durch das Bamberger Hochstift 1390 forciert ergänzt und verstärkt wurde. Die Burg galt danach als so wehrhaft, dass der Bamberger Domschatz während der Bedrohungen der Hussitenzeit und des Bamberger Immunitätenstreits hier in Sicherheit gebracht wurde. Die mittelalterlich geprägten Wohn- und Wirtschaftsgebäude wurden 1553 zerstört.

Die Kernburg geht in ihrer heutigen Form auf die Bautätigkeit von Fürstbischof Johann Philipp von Gebsattel in den Jahren 1602 bis 1609 zurück. Die beiden Flügel im Süden und Westen wurden inzwischen modern ausgebaut und werden als Burggaststätte und Tagungsort der Kreisverwaltung genutzt. Der lange Nordflügel mit seinen zahlreichen Fensteröffnungen wurde seit dem frühen 19. Jahrhundert in zwei Teilabschnitten zur Ruine. Im Osten springt ein runder, ebenfalls ruinöser Treppenturm aus dem Mauerverband. Gut erhalten ist nur ein zweigeschossiger Erker im Westen der Hofseite über dem Kellereingang, der von einem einfachen Renaissance-Schweifgiebel bekrönt wird. Daneben der nach 1390 abgegrabene ca. 40 Meter tiefe Brunnen. Der schmale Flügel im Süden entstammt ebenfalls der Gebsattel’schen Dreiflügelanlage und beherbergte einst die Schlosskapelle sowie den teilweise in Fachwerkbauweise aufgeführten, ebenfalls abgegangenen Marstall. Ein ehemals vorhandenes zweites Obergeschoss musste wegen Baufälligkeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts vollständig abgetragen werden. Dieser in einigen Publikationen dem Fürstbischof Marquard Sebastian von Stauffenberg zugeschriebene Kavaliersbau ist auf einen Bericht des Hofkammerrats von Roppelt zurückzuführen, der diesen 1785, also rund hundert Jahre später verfasste. In den vorhandenen Baurechnungen des Kastenamts finden sich hierfür keinerlei Anhaltspunkte, noch bestand zu jener Zeit Anlass für ein solches Bauvorhaben.

Der mächtige quadratische Bergfried (12,5 × 12,5 Meter) steht frei im östlichen Burgbereich. Der große Turm ist über Eck gestellt und bot so den mittelalterlichen Katapulten und Wurfmaschinen weniger Angriffsfläche. Der Sockelbereich zeigt noch in Teilbereichen das kleinteilige Quadermauerwerk der hochmittelalterlichen Burganlage. Ursprünglich wohl - ebenso wie die davor liegende Schildmauer - durch einen Fachwerkaufbau abgeschlossen, befand sich im Untergeschoss ein Tonnengewölbe und in einem der Obergeschosse ist noch die Kaminanlage für eine beheizbare Turmstube erhalten. Der einzige im Hochmittelalter vorhandene Hocheingang befindet sich an der Nordostseite. Das Rundbogenportal auf Geländehöhe wurde während der Umbauphase der Gebsattelzeit neu angelegt, ebenso der Zugang auf der Westseite, der den die Gemächer des Fürstbischofs beherbergende Nordflügel im Obergeschoss mit dem Bergfried über eine überdachte hölzerne Brücke verband. Aus dieser Zeit stammt auch das etwas zurückgesetzte, rechteckig durchfensterte Obergeschoss. Überdeckt wurde der Bergfried ehedem mit einer schiefergedeckten welschen Haube.

Ursprünglich betrat man das Burgareal durch das abgegangene Äußere Tor am Beginn der westlichen Wehrmauer, zu dem auch ein Torhaus gehörte. Eine Fensteröffnung weist noch darauf hin. Dem gotischen oder Mittleren Tor im Westen ist der ehemals schießschartenbewehrte Äußere Zwinger burgseits vorgelagert. An der Nordwestbastion zwischen den beiden Toren befand sich ehedem ein Wappenstein des Bischofs Friedrich III. von Aufseß (1421–1431). Über dem Torbogen des mittleren Tores erkennt man die Wappen der Bischöfe Anton von Rotenhan (1431–1459) und Georg I. von Schaumberg (1459–1475). Dahinter liegt der Innere Zwinger mit dem ehemaligen Torwärtersgang auf der Rückseite der abgegangenen Schießschartenmauer zum Nordwestturm. Über dem Rustikaportal des anschließenden Haupttores ist eine Sandsteintafel mit dem Wappen des Bischofs Johann Philipp von Gebsattel (1599–1609) eingelassen. Eine etwaige Verlegung des Burgeingangs vom Osten der Burg in den Westteil geht auf einen Gedanken des Burgenforschers Hellmut Kunstmann zurück, wird aber weder durch die vorhandenen Baurechnungen belegt noch bestand jemals Anlass, die Sicherheit der Burg durch einen Zugang im gefährdeten Bereich des niveaugleichen Plateaus im Osten in Frage zu stellen. Der Ostteil der Burg war seit Anbeginn durch die hohe Schildmauer und den Bergfried abgeriegelt.


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