Burgruine Botenlauben
von Sigismund von Dobschütz (Eigenes Werk) [GFDL, CC-BY-SA-3.0 oder CC-BY-SA-2.5-2.0-1.0], via Wikimedia Commons
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Das genaue Entstehungsjahr der Botenlauben ist unbekannt, es wird aber angenommen, dass sie um 1180 entstand. Möglicherweise initiierte der Henneberger Burggraf Berthold I. ihren Bau. Die erste bekannte urkundliche Erwähnung der Burg stammt aus dem Jahr 1206, als ihr zukünftiger Bewohner Otto von Botenlauben in einer Würzburger Urkunde als „Otto de Bodenlouben“ genannt wird.[1]

Der Name der Burg entstand möglicherweise aus dem Namen Boto und dem Wort Laube (Bezeichnung für Wohnsitz); Boto bezieht sich hierbei auf den Graf Boto von Kärnten, der in einer Zeit, als die Macht von der Reichsabtei Fulda auf die Markgrafen von Schweinfurt und später auf die Henneberger überging, als Bindeglied zwischen beiden Gruppen gilt.[2]

Einer Theorie von Reinhard von Bibra zufolge hängt der Ursprung des Namens mit dem unterhalb der Burg befindlichen Hofgut Bodenlauben (aus dem dann später der Weiler Unterbodenlauben wurde, der dann mit Reiterswiesen zusammenwuchs) zusammen: Demzufolge hätte dieses Hofgut bereits vor Entstehung der Burg bestanden und wäre von einem Grundbesitzer namens Boto bewohnt worden, der es im Jahre 797 dem Kloster Fulda schenkte.[3] Botos Name ist zwischen 803 und 859 achtmal urkundlich erwähnt sowie zwei weitere Male im Jahr 943, doch lässt keine dieser Erwähnungen den Schluss zu, ob Botos Wohnsitz den Namen „Bodenlauben“ trug.

Im Lauf der Jahrzehnte wechselte der Name der Burg mehrfach: „Bodenlouben“ (1206), „Bodenlovben“ (1221), „Botenlovbe“ (1225), „Bothinloibin“ (1226), „Botenloben“ (1230), „Botenlouben“ (1234), „Botenlauben“ (1242) sowie „Bottenlauben“, „Botenlauben“, „Botenlauben“ (1303).[4]

Die Burg war von 1220 bis 1242 Wohnsitz des Hennebergers Otto von Botenlauben und seiner Frau Beatrix von Courtenay. Otto hatte nach dem missglückten Kreuzzug Heinrichs VI. noch einige Zeit im Orient verbracht und dort seine Gattin Beatrix kennengelernt. Nach mehreren vorübergehenden Aufenthalten Ottos in Deutschland ließen beide sich im Jahr 1220 endgültig auf der Burg nieder. Die Schleiersage weiß zu berichten, dass während eines Spazierganges von Beatrix auf der Bodenlaube ihr Schleier vom Wind fortgeweht wurde, woraufhin diese nach dem Schleier suchen ließ und gelobte, an seinem Fundort ein Kloster zu errichten. Auf diese Weise gründete das Paar das Kloster Frauenroth.

In Anbetracht der Herkunft seiner Frau, die Otto in seinem Minnesang gerne als „Kleinod der Morgenlande“ und „Gold aus Indien“ bezeichnete, gestaltete der Minnesänger die Kemenaten und den Rittersaal möglicherweise noch prächtiger, als es zu seiner Zeit üblich war. Besuch von den Hildenburgern und Trimbergern, seinen Henneberger Vettern sowie von Händlern Gauklern und Minnesängern brachte Abwechslung und versorgte die Burgbewohner mit den neuesten Nachrichten. Im Nordturm der Bodenlaube bestand eine Hauskapelle, deren Gottesdienste wahrscheinlich auch von den Bewohnern des „Hofguts Bodenlauben“ besucht wurden; einziger bekannter Kaplan aus dieser Zeit war Ottos Schreiber Berthold. Einer Sage zufolge befindet sich die Glocke der Hauskapelle heute in der Kapelle des Gnadenortes Terzenbrunn, der sich im heutigen Bad Kissinger Stadtteil Arnshausen befindet.

Im Jahr 1234 ging die Burg unter Bischof Hermann I. von Lobdeburg in den Besitz des Hochstifts Würzburg über. Otto und Beatrix sahen sich zum Verkauf der Burg veranlasst, da ihr Sohn, Otto II., 1230/1231 mit seiner Gattin Adelheid dem Deutschen Orden beigetreten war.[5] Ferner hatten Otto und Beatrix durch den Verkauf die finanziellen Mittel zum Unterhalt des Klosters Frauenroth zur Verfügung.[6] Otto und Beatrix verfügten bis zum Jahr 1242 über ein Wohnrecht auf der Burg und zogen sich dann nach Würzburg zurück.

 

Zur Einschränkung der hennebergischen Vormachtstellung schuf Bischof Hermann I. von Lobdeburg im Jahr 1244 das Amt Bodenlauben. Dieses Amt war eines von 40 Ämtern innerhalb des Bistums Würzburg.

Mit dem Übergang des Besitzes der Burg an den Bischof begann dieser, das Anwesen an Adelige zu belehen. Die erste bekannte Belehnung war die an Konrad III. von Schwanfeld in Form eines Burglehns. Als Burggut zuerst belehnt (hier kam in Unterschied zum Burglehn ein Wohnrecht auf dem Burggelände hinzu) wurde die Bodenlaube im Jahr 1317 an Konrad Hurnig, ein weiteres Mal 1319 an Wolfrom Hurnig sowie 1333 an Konrad IV. von Schwanfeld. In den folgenden Jahrhunderten kamen immer mehr Belehnte hinzu, u. a. die Schenken von Kissingen und die Herren von Riet und von Abersfeld (1317), die Herren von Erthal, von Heustreu und von Eltingshausen (1322), die Herren von Maßbach (1354), die Herren von Bibra (1368), die Herren von Schlitz (1374), die Herren von Arnstein, von Schletten und von Witzleben (1401), die Herren von Gerungen, von Grumbach und Peter von Kissingen (1412), die Grafen von Henneberg (1435), die Herren von Herbilstadt (1456), die Herren von Thüngen (1550) sowie die Heußlein von Eußenheim (1609). Die Belehnungen reichten insgesamt bis in das 19. Jahrhundert.

Im Jahr 1244 fing man ferner damit an, zwischen dem am nördlichen Abhang unterhalb der Burg gelegenen Hofgut Bodenlauben (aus dem später der Weiler Unterbodenlauben entstand, der mit Reiterswiesen zusammenwuchs) und dem Schlossgut Bodenlauben zu unterscheiden. Im Unterschied zum Hofgut bestand das Schlossgut, das sich um die gesamte Burg herum ausdehnte, zusätzlich aus dem Breitenloh, einer Waldfläche von 380 Ackern.

Der erste Amtsmann des Bischofs wurde Lambert Marschall von Bodenlauben, der vorher Graf Otto von Henneberg gedient hatte. Sein Nachfolger wurde im Jahr 1259 Konrad von Schwanfeld, der bis 1288 als Amtmann bezeugt ist. Dessen Nachfolger wurde, soweit bekannt, Ritter Konrad Hurnig. Er ist durch einen Vertragsabschluss vom 11. Mai 1308 auf der Burg bezeugt. Eberhard von Erthal ist für die Zeit von 1321 bis 1356 als Amtmann nachgewiesen.

In dieser Zeit wurde die Burg oft an Adelige verpfändet, die für die Burg Geld vorstreckten und bis zur Rückzahlung den Posten eines Amtsmannes auf der Burg bekamen. Zu einer ersten solchen Verpfändung kam es im Jahr 1356, als sich Bischof Albert II. von Hohenlohe zu Würzburg unter Verpfändung der Burg 2550 Pfund Heller von Ritter Lutz von Thüngen lieh.

Im Jahr 1395 kam es unter Ritter Anton von Bibra und dessen Schwager von Schwanfeld als Burgmänner zur Zeit der Weinlese zu einem Angriff auf die Burg durch Graf Friedrich von Henneberg-Hartenberg. Anton von Bibra strengte beim Nürnberger Landgericht einen Prozess gegen Graf Friedrich an; der Ausgang ist unbekannt.

Um die Zeit 1400 waren die Brüder Frohwein, Hartmund, Heinrich und Ludwig von Hutten die Burgherren auf der Bodenlaube. Sie teilten die amtsmännischen Befugnisse untereinander auf und unterdrückten ihre Untertanen in einem solchen Maße, dass Anfang 1402 das Amt vom Würzburger Bischof entzogen wurde. Am 29. Mai 1402 ging das Amt auf Graf Friedrich I. von Henneberg über; in diesem Rahmen bekam der Bischof das Recht zur Ernennung des Amtsmannes übertragen. Daraufhin unternahmen die von-Hutten-Brüder mehrere Raubzüge auch innerhalb des Amtes Bodenlauben, woraufhin ihr Heimatschloss Werberg bei Brückenau auf Befehl König Ruprechts von Bischof Johann I. von Würzburg, Abt Johann von Fulda sowie den Grafen Heinrich und Friedrich I. von Henneberg belagert wurde. Im Rahmen des durch die Belagerung (die bis zum 13. November 1403 währte) erwirkten Vergleiches stellten sich die Brüder dem Landfriedensgericht, wo sie zur Entschädigung verurteilt wurden.

In der Folgezeit verblieb die Burg für mehrere Jahrzehnte im Pfandverhältnis zwischen dem Bistum Würzburg und den Hennebergern; weder Graf Friedrich I. von Henneberg († 1422), noch seinem Sohn Georg I. († 1465) noch dessen Sohn Otto IV. gelang es, die Burg vollständig in den Besitz der Henneberger zurückzuführen. Im Jahre 1474 schließlich wurden Burg und Amt Bodenlauben von Bischof Rudolf II. von Scherenberg eingelöst. Die von den Hennebergern eingesetzten Amtmänner waren: Hermann von Eberstein (1402-1436), Heinricht von Erthal Junior (1436-1456) sowie Peter senior von Herbilstadt (1456-1474). Heinrich von Steinau, der Bischof von Scherenberg die für die Einlösung nötigen 3.000 Gulden lieh, war bis zum Jahr 1500 „Amtmann von Bodenlauben“. Sein Sohn Reinhard war sein Nachfolger, bis Fürstbischof Konrad II. von Thüngen im Jahr 1521 das Amt Bodenlauben einlöste. Das Amt wurde nun vom Amtskeller verwaltet.

Während des Bauernaufstands von 1525 fiel die Burg Bauern aus Aura an der Saale zum Opfer. Der Sage nach gewährte der verräterische Burgkoch den Bauern Einlass, wurde von diesen aber nicht mit dem versprochenen Gold belohnt, sondern geblendet und umgebracht; seitdem soll sein unruhiger Geist in stürmischen Nächten auf der Burg umherwandern und auf seinem Küchenbrett hacken.[7] Nach dem niedergeschlagenen Bauernaufstand wurden die Bauern zwangsweise herangezogen, die zerstörte Burg wiederzuerrichten; der finanzielle Anteil der im Amt Bodenlauben ansässigen Bauern am Schadensersatz (Gesamthöhe: 269.659 Gulden) belief sich auf 647 Gulden.

Nach dem Bauernaufstand wurde das Amt Ebenhausen neuer Verwaltungssitz und der dortige Amtmann Engelhard jun. von Münster neuer Verwalter des Amtes Bodenlaube (er bekleidete diese Funktion bis zu seinem Tod im Jahr 1528).

Im Zweiten Markgräflerkrieg (1552-1555) wurde die Burg im Jahre 1553 endgültig zerstört, das Amt Ebenhausen-Bodenlaube vom Fürstbischof für 13.900 Gulden an Lorenz von Münster, Engelhards Sohn und Nachfolger, verpfändet. Seit dem 17. Jahrhundert diente die Burg den Einwohnern von Reiterswiesen als Steinbruch.

Die folgenden Amtsmänner waren: Konrad von Steinau (1567-1571) sowie Theobald Julius von Thüngen (1571-1594). Für das Jahr 1605 erstmals als Amtmann bezeugt ist Ernst Zobel von Giebelstadt, der diesen Posten bis zum Jahr 1631 innehatte.

Der Dreißigjährige Krieg machte sich erst im Jahre 1631 bemerkbar, als das Amt Bodenlauben-Ebenhausen eine jährliche Abgabe von 472 Gulden an die Schweden zu leisten hatte. Diese verschenkten am 2. März 1632 die zum Amt Bodenlauben gehörenden Orte Kronungen und Oberwerrn an die Reichsstadt Schweinfurt. Bis zum Ende der schwedischen Herrschaft im Jahre 1635 sank die Einwohnerzahl der Ämter Bodenlauben-Ebenhausen auf 634 Männer; für das Jahr 1637 berichtet der Kissinger Pfarrer Pistorius von einer unermesslichen Hungersnot. Ab dem Jahr 1641 gehörten Kronungen und Oberwerrn unter der neu einsetzenden fürstlichen Regierung wieder zum Amt Bodenlauben. Ein letzter Durchmarsch der Schweden in der Region fand im Jahr 1647 statt.

Im Jahr 1670 wurde das Amt Bodenlauben ganz aufgelöst; seine Orte gingen in das Amt Ebenhausen über.

 

Im 19. Jahrhundert kam die Belehnung der Bodenlaube zu einem Ende. Der letzte Würzburger Fürstbischof belehnte die Burg im Jahr 1796 an die Familie von Bibra und die von Erthal, deren Lehnsherr im Zuge der Säkularisation im Jahr 1803 der Kurfürst von Bayern wurde. Als zwei Jahre später die Familie von Erthal erlosch, kam die Burg in Regierungshand und wurde am 15. April 1830 ein letztes Mal belehnt, und zwar durch König Ludwig I. an Ernst Freiherr von Bibra. Dies Lehnsverhältnis endete mit dem Allodificationsgesetz, durch das die Bodenlaube am 13. Juni 1848 Staatseigentum wurde.

Nach der durch den Zweiten Markgräflerkrieg einsetzenden Verwendung der Burgreste als Steinbruch fand um 1830 der Raubbau an der Bausubstanz ein Ende, als man sich wieder für Romantik und Mittelalter interessierte. Dies fand beispielsweise Ausdruck in der Gründung des Botenlauben-Vereins im Jahr 1881 durch den Badearzt Ignaz Ising. Das Hauptaugenmerk des Vereins lag anfangs darin – auch unter dem Eindruck immer größerer Besucherzahlen auf der Ruine im Zuge des wachsenden Kissinger Kurbetriebes – , aus der Burg eine Touristenattraktion zu machen. Dies änderte sich jedoch Anfang des 20. Jahrhunderts zugunsten eines historischen Interesses.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts fanden auf der Burg Restaurierungsarbeiten statt. Das seit 1984 alljährlich im September vom Heimatverein Reiterswiesen veranstaltete Burgfest erinnert an das Leben auf der Burg im Mittelalter. Nachdem auf Grund von Verschleiß und Vandalismusvorfällen ein Jahr lang keine Fahne auf der Bodenlaube gehisst werden konnte, konnte im April 2012 durch Spenden der Kauf neuer Exemplare finanziert werden. Der Heimatverein würdigte die Spender mit einer Feierstunde, in deren Rahmen eine Tafel mit den Namen der Spender auf dem Nordturm angebracht wurde.[8]

 

Mit ihren beiden runden Bergfrieden (nur als Stümpfe erhalten) erinnert sie an die Burg Münzenberg in der Wetterau, weitere vergleichbare Anlagen sind die Burgen Saaleck, Hohandlau und Thurant. Das Buckelquadermauerwerk beider Bergfriede, sehr regelmäßig, aber noch ohne Zangenlöcher, macht ihre Entstehung um 1200/1220 wahrscheinlich. Von den Wohnbauten aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, darunter ein palatium, wurden die Grundmauern durch Ausgrabungen wieder sichtbar gemacht.


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