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Das Landwirtschaftszentrum Haus Düsse mit Zentrum für Nachwachsende Rohstoffe NRW ist eine 1641 von Adrian van der Düssen erbaute Wasserburg und dient heute der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen als zentrale Lehr- und Versuchsanstalt für Tier- und Pflanzenproduktion.
Im Jahre 1231 wird das "Rittergut Ostinghausen" erstmals urkundlich erwähnt. Es gehörte zu den umfangreichen Besitzungen des Grafen von Arnsberg. Bis 1641 stand das Rittersgut im Besitz verschiedener westfälischer Adelsgeschlechter. Am 5. Dezember 1641 verkaufte es Friedrich Freiherr von Fürstenberg an Adrian van der Düssen.
Van der Düssen war der Schwiegersohn des holländischen Staatsmanns Jan van Oldenbarnefeld. In dieser Rolle geriet er in die damaligen Glaubensstreitigkeiten. Aufgrund seiner Beteiligung an einem Mordkomplott gegen den Prinzen Moritz von Oranien musste er aus Holland fliehen, und zwar von Rotterdam nach Hamm in Westfalen. Während des Dreißigjährigen Krieges war er Oberst und Generalkriegskommissar im Heere Tillys. In dieser Zeit erwarb er großen Grundbesitz in Bettinghausen. Nach seiner Rückkehr aus dem Kriegsdienst errichtete er auf dem bei Bettinghausen liegenden und bis dahin verwaisten Rittergut Ostinghausen ein Wasserschloss als neues Herrenhaus. Der 1641 begonnene Bau wurde 1655 fertiggestellt und erhielt den Namen "Haus Düsse".
Bereits 1741 wechselte Haus Düsse durch Heirat in den Besitz der Familie Ledebur-Wicheln. Friedrich Clemens von Ledebur-Wicheln wurde 1770 auf Haus Düsse geboren. 1889 erwarb Friedrich von Landsberg-Velen und Gemen das Gut. Am 15. August 1907 wurde Haus Düsse Provinzialgut des Provinzialverbandes der Provinz Westfalen.
1927 wurde die Viehpflege- und Melkerschule gegründet. Die Bewirtschaftung des Gutes erfolgt gemeinsam mit den Provinzialgütern und Krankenanstalten Eickelborn und Benninghausen. 1937 wurde Haus Düsse dann als Versuchsgut übernommen.
Im Zuge der Neugründungen von Melkerschulen in Preußen während der 1920er Jahre beschloss die Landwirtschaftskammer für die Provinz Westfalen, eine Viehpflege- und Melkerschule einzurichten. In der landwirtschaftlichen Praxis bestand zu dieser Zeit ein spürbarer Mangel an gut ausgebildetem Melkpersonal. Daneben sollte auch der bäuerliche Nachwuchs in Milchgewinnung und -behandlung, Fütterung, Viehpflege und -haltung gründlich ausgebildet werden. Ziele waren die Verbesserung der Milchqualität und der Wirtschaftlichkeit der Milchviehhaltung.
Am 3. Oktober 1927 beschloss der Vorstand der Landwirtschaftskammer, auf dem damaligen Provinzialgut Haus Düsse in Ostinghausen eine Viehpflege- und Melkerschule einzurichten. Der erste Lehrgang mit sechs Melkern wurde vom 2. Januar bis zum 29. Februar 1928 durchgeführt.
Nach längeren Verhandlungen kaufte die Landesbauernschaft zum 1. März 1937 das Provinzialgut Haus Düsse für 385.000 Reichsmark. Der Besitz umfasste zu dieser Zeit etwa 93 ha Land nebst Schloss, Pferdestall, Schweinestall, Kuhstall, Sauenstall und zwei Scheunen.
Bedingt durch den Zweiten Weltkrieg kamen ab 1940 die Versuchs- und Lehrtätigkeiten mehr und mehr zum Erliegen. Nach Kriegsende diente Haus Düsse einige Monate als Lager für befreite Fremdarbeiter. Die Britische Rheinarmee richtete von Februar 1946 bis August 1950 auf Haus Düsse eine landwirtschaftliche Heeresfachschule ein. Nach der Übernahme am 18. August 1950 intensivierte die Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe dem großen landwirtschaftlichen Bedarf entsprechend das Versuchswesen und die Aus- und Fortbildungstätigkeit.
Im August 1951 erfolgte die Eigentumsübertragung aller Düsser Grundstücke und Einrichtungen auf die Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe. Die Jahre des Wiederaufbaus brachten einen hohen Nahrungsmittelbedarf und gewandelte Produktionstechniken mit sich. Dies erforderte eine intensive Ausbildung und Beratung aller in der Landwirtschaft Tätigen. Zu diesem Zweck wurden neben den bereits wieder aufgenommenen Lehrgängen Beraterseminare, Fortbildungsseminare für Betriebsleiter und nach deren Einführung Speziallehrgänge für Melkmaschinen etabliert.
Umfangreiche Baumaßnahmen schufen die räumlichen Voraussetzungen für die neuen Aufgaben. Der Kuhstall im Innenhof wurde nördlich der Ahse durch ausbildungsgerechte Rindviehstallungen ersetzt: zwei Anbindeställe, Offenlaufstall, Kälberställe, Melkstand, Milchkammer, deckenlastige Heu-, Stroh- und Futterlagerung sowie Hoch- und Fahrsilos. Anstelle des alten Kuhstalls entstand das Seminargebäude mit mehreren Schulungs-, Tagungs- und Internatsräumen.
Nach einer Konsolidierungsphase wurde Anfang der 60er Jahre das Internat modernisiert und ausgebaut. Der 1938/39 erbaute Schweinemastprüfungsstall genügte weder in technischer Hinsicht noch von der Kapazität her den dynamischen Aktivitäten der Schweinezucht. Deshalb baute man zwischen 1960 und 1963 eine neue, vom Ausbildungsbetrieb abgesetzte, großzügige Mastprüfungsanstalt.
Die Landwirtschaft wurde schließlich, ebenso wie die Industrie, von der Mechanisierungswelle erfasst. Umfangreiche Investitionen in Maschinen erforderten größere Produktionseinheiten und die Spezialisierung auf wenige Betriebszweige. Damit trotz der Beschränkungen auf effiziente Produktionseinrichtungen die Ausbildung des Nachwuchses weiterhin eine breite berufliche Dimension erhielt, wurde im Rahmen des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) 1968 die überbetriebliche Ausbildung eingeführt. Die vorhandenen Lehrwerkstätten wurden modernisiert oder neu errichtet und durch Erweiterung der Übernachtungs- und Betreuungseinrichtungen den sprunghaft angestiegenen Teilnehmer- und Besucherzahlen angepasst. Als überbetriebliche Ausbildungsstätte in der Tierproduktion für das Kammergebiet Westfalen-Lippe erhielt Haus Düsse im Rahmen von Modellvorhaben und der Bundesförderung neue Lehrwerkstätten. Vorhandene Stallungen wurden modernisiert. 1970 entstanden je ein Schweinezucht-, Schweinemast- und Bullenmaststall. Zusätzlich folgten Lehrwerkstätten für Schweinezucht (1972), Schweinemast (1974) und Bullenmast (1980). Der Milchviehoffenstall (20 Kühe) wurde 1976 zum Liegeboxen-Laufstall (56 Kühe) umgebaut. Für den Lehrgangsbetrieb entstand 1971 als spezielles Übungs- und Demonstrationsgebäude das Schulpraktikum. Dieses wurde 1980 durch einen zweiten Abschnitt ergänzt. Die sprunghaft angestiegenen Teilnehmerzahlen überforderten die bisherigen Betreuungs- und Übernachtungseinrichtungen. Deshalb wurde 1976/77 ein Wirtschaftsgebäude mit Großküche, Speisesaal, Tages- und Freizeiträumen und ein Gästehaus errichtet. Im Rahmen des Versuchs- und Prüfungswesens wurde die Schweinemastprüfungsanstalt um je einen Trakt für die Futterwertleistungsprüfung (1968) und für spezielle Fütterungsversuche (1980) erweitert.
Die bisher geschaffenen Versuchs- und Ausbildungsanlagen sowie die Betreuungs- und Übernachtungseinrichtungen unterstrichen die zentrale Nutzungsmöglichkeit von Haus Düsse für die Aus- und Fortbildung sowie zur anschaulichen Beratung. Um ein noch umfangreicheres Angebot bereitstellen zu können, wurde 1982 die Lehrschau für Bau und Technik erbaut. 1984 wurde sie dann durch ein Freigelände wesentlich erweitert. 1983 wurde die Lehr- und Versuchsanstalt für Kleintierzucht Unna-Königsborn (LVA) von Unna-Königsborn in das heutige „Landwirtschaftszentrum Haus Düsse“ nach Bad Sassendorf verlagert. In diesem Rahmen kamen Rinder- und Schweinehaltung, ein Legehennenstall und ein Junggeflügelmaststall hinzu. Für eine zeitgerechte überbetriebliche Ausbildung wurden zum Teil vorhandene Einrichtungen durch die Lehrwerkstätten Kälberaufzucht (1985) und Futterlagerung und -aufbereitung (1985) ersetzt. Die 1984 errichtete Mehrzweckhalle vervollständigte das Angebot an Übungs- und Demonstrationsräumen. Im Sommer 1987 begann die Errichtung der Lehrwerkstätten "Sauenhaltung", die 1988 abgeschlossen werden konnte. Zusätzlich erhielt Haus Düsse in Zusammenarbeit mit den westfälisch-lippischen Landesverbänden der Imker und Rassegeflügelzucht einen Versuchs- und Lehrbienenstand (1983) und einen Rassegeflügelstall (1987). Die Errichtungen wurden durch einen Waldlehrpfad und einen Pflanzenlehrgarten miteinander verbunden.
Zum 1. Januar 1990 wurde die Anstalt für Leistungsprüfungen in der Tierzucht, Eickelborn, in die Lehr- und Versuchsanstalt integriert. Im direkten Anschluss begannen umfangreiche Neu- und Umbaumaßnahmen. Dadurch sollten der Gesundheits- und Hygienestatus verbessert und die Stallungen an eine geänderte Prüfungsmethodik angepasst werden. Bereits 1991 konnte ein neuer Quarantänestall als Außenhüttenstall für Kalber in Betrieb genommen werden. Ebenfalls 1991 wurde ein weiterer ehemaliger Anbindestall fertiggestellt, der als Offenfrontstall für die Gruppenhaltung umgerüstet wurde. In den folgenden Jahren wurden Stück für Stück weitere Stallungen umgerüstet. Mit einem Außenklima-Offenfrontstall für Mastschweine und dem von Grund auf sanierten Boxenlaufstall, der ebenfalls als Offenfrontstall errichtet wurde, wurden neue Wege beschritten.
Um die Grundversorgung von Haus Düsse mit elektrischer- bzw. Wärmeenergie sicherzustellen, wurde als Pilotprojekt 1995 ein Biokraftwerk in Betrieb genommen. Auf der Basis nachwachsender Rohstoffe stellt es beide Energieformen über ein Blockheizkraftwerk bzw. die direkte Verbrennung zur Verfügung. Angeregt durch das Ministerium für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft wurde ab 1995 das "Zentrum für nachwachsende Rohstoffe" in Haus Düsse konzipiert und etabliert. Es ist seither für ganz NRW tätig. Im Rahmen des Zentrums hat ebenfalls der Hanfverein seinen Sitz. Zur Beratung, Demonstration und Information wurde 1997 ein Ausstellungspavillon mit Lehrgarten eröffnet. Gleichzeitig werden nachwachsende Rohstoffe im Feldversuchswesen bearbeitet, um Beratungsunterlagen zu dieser Thematik zu gewinnen.
Nach der Schließung der Lehr- und Versuchsanstalt für Kleintierzucht Krefeld-Großhüttenhof der Landwirtschaftskammer Rheinland wurde das Prüfungs- und Versuchswesen im Geflügelbereich für Nordrhein-Westfalen in Haus Düsse konzipiert, sodass im Jahr 1998 in einem umgebauten Stall, der alternativ für Hähnchen- und Putenmast genutzt werden kann, der erste Fütterungsversuch mit Puten abgeschlossen werden konnte.
Aufgabe des Landwirtschaftszentrums ist es, für die nordrhein-westfälische Landwirtschaft praxisnahe, kostengünstige und tiergerechte Produktionsverfahren zu erarbeiten sowie Fertigkeiten und Kenntnisse in der Aus- und Fortbildung zu vermitteln.
In den Veröffentlichungen der Wertprüfungsergebnisse des Bundessortenamtes liegt Haus Düsse mit den Getreideerträgen häufig an der Spitze. Deshalb bildet Haus Düsse für das gesamte Ruhr-Hellweg-Gebiet einen Versuchsschwerpunkt, wo hauptsächlich den Fragen des intensiven Getreidebaues nachgegangen wird.
Ein weiterer Versuchsschwerpunkt liegt in der Entwicklung von Anbautechniken bei neuen Kulturen. Hier sind Ackerbohnen, Erbsen, Sonnenblumen, Lein und neuerdings auch die Grünbrache und Chinagras zu nennen. Ebenfalls werden hier vorrangig Versuche durchgeführt, die einen sehr hohen technischen Aufwand erfordern, wie Bodenbearbeitungs-, Fruchtfolge- und Gülleversuche. In einem großen Pflanzenbau- Lehrgarten wird auch nicht-landwirtschaftlichen Besuchern die Vielfalt der auf Acker- und Grünland angebauten Fruchtarten und Varietäten demonstriert sowie der Aufbau von Hybridsorten gezeigt. Ebenfalls sind hier eine Vielzahl von Arten, die für nachwachsende Rohstoffe in Frage kommen zu sehen.
Damit wird die seit Jahren bedeutende Stellung von Haus Düsse auf dem Gebiet der Nutztierhaltung auch auf dem Gebiet der Pflanzenproduktion zum Nutzen der westfälisch-lippischen Landwirtschaft wirkungsvoll unterstrichen.
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Haus Düsse aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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