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Das Haus Angerort ist eine mittelalterliche Wasserburg und Festung im Duisburger Stadtteil Hüttenheim an der Grenze zu Wanheim-Angerhausen. Das Haus Angerort gehört wie der Rittersitz Groß-Winkelhausen, das Gut Kesselsberg, die Sandmühle, das Haus Böckum, der Steinhof, die Haus Remberg und der Biegerhof zu einer Reihe von mittelalterlichen Burgen, Wasserschlössern und Gutshöfen direkt am oder in der Nähe des Angerbachs.
Der genaue geschichtliche Ursprung des Hauses Angerort ist nicht geklärt. Nach einer Sage wurde bereits im Jahr 796 an jener Stelle auf Befehl von Karl dem Großen ein Turm gebaut, der durch zu entfachende Feuer vor herannahenden Gefahren, z.B. Normannen, warnen sollte. Ferner wird vermutet, dass das Haus Angerort mindestens seit dem 11. Jahrhundert als Festes Haus mit einem angeschlossenen Wirtschaftshof Gut Medefort inkl. zugehöriger Mühle bestand. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus einer Urkunde des Klosters (Essen-)Werden aus dem Jahr 1051, in der ein Haus Angerort an der Angria erwähnt wird.
1409/10 erscheint Angerort (angeroirt) im Rechenschaftsbericht der Stadt Duisburg, da die Bürgermeister und der Schultheiß dorthin reisten, um mit Kanonikern aus Kaiserswerth zusammen zu treffen.[1] 1425 ordnete Herzog Adolf von Berg an, dass das direkt an der nördlichen Grenze des Herzogtums Berg liegende Haus Angerort zu einer Burg und Grenzfeste ausgebaut wird, um das im Jahr 1423 gerade vereinigte Herzogtum von Jülich und Berg nach Norden gegen das Herzogtum Kleve, genauer die klevische Enklave Wanheim-Angerhausen, abzusichern. Zu diesem Zweck mussten die acht Ämter des Herzogtums Berg jährlich 60 Reichsgulden aufbringen.
Verwaltungstechnisch gehörte das Haus Angerort zum Amt Angermund. Die vom Herzog von Berg belehnten Burgverwalter trugen zwar den Titel eines Amtmannes, richteten aber kein eigenes Amt ein. Erster Burgverwalter war ab 1433 Alf Quade (auch: Adolf Quadt). Sein Nachfolger war Ludger (auch: Lutter) Staël von Holstein, der Angerort zum Wohnschloss erweitern ließ. Aus jener Zeit (1441) liegt auch eine Beschwerde von Herzog Adolf von Kleve-Mark vor, dass bei Angerort ein bergisches Todesurteil vollstreckt worden sei. Der dritte Verwalter war Marshall Johann vom Haus, der am 14. März 1451 zum Amtmann ernannt wurde.
Im Krieg gegen den Herzog von Burgund gegen Ende des 15. Jahrhunderts waren Reichstruppen in Angerort stationiert. 1493 mussten Türen und Brücke repariert, sowie die Vorräte an Pulver und Blei aufgefüllt werden. Am 9. März 1514 trafen sich auf Angerort eine Reihe von hohen Herren und Würdenträgern von Jülich-Berg und Kleve, um die Ehe zwischen Karl von Geldern und Anna von Kleve zu besprechen.
Um 1520 war ein Steynhaus Amtmann. Ab 1522 waren Gerhard von Troisdorf zu Heltorf und seine Gemahlin Margarethe von Hammerstein Besitzer Angerorts. Danach wechselten die Besitzer vergleichsweise schnell. Es handelte sich u.a. um die Ghogreff, die von Binsfeld und die von Fürstenberg.
1524 wurde die Feste Angerort als Gefängnis für den Rädelsführer einer Bürgerrevolte in Emmerich genutzt.
Eine erste Zeichnung des Hauses von Arnold Mercator stammt aus dem Jahr 1571. Die Skizze zeigt eine unregelmäßige, von Mauern und Gebäuden umgebene Burganlage mit zwei großen Rundtürmen sowie einem kleineren Turm, der wohl den Zugang flankiert hat. [3]
Im Dreißigjährigen Krieg wurde Angerort 1629 durch Truppen der Republik der Sieben Vereinigten Provinzen geplündert. Sie entwendeten das gesamte Mobiliar. In den 1630er-Jahren, unter der Besatzung durch kaiserliche Truppen, wurde die Burg dann zur Festung im bastionären System ausgebaut. Auch wurden zu jener Zeit auf Angerort unter Hinzuziehung von Bischöfen Verhandlungen zur Lösung von Religionsstreitigkeiten in der Region geführt.[4] 1642 saß der ehemalige hessische General, inzwischen kaiserliche Generalfeldmarschall Peter Melander von Holzappel auf Angerort. Dies mag ein Grund für einen Angriff hessischer Truppen auf Angerort gewesen sein. Angerort wurde ausgeplündert und verwüstet.
Zwischen 1642 und 1644 herrschte auf Angerort der Truppenkommandant und kaiserliche Obristwachtmeister bzw. Obristleutnant Johann (Hans) von Fargel (auch: Vergell, Vogelius, Forgelius). Dieser diskutierte in seiner Korrespondenz mit dem kaiserlichen Feldmarschall Melchior Graf von Hatzfeld neben Truppenbewegungen in der Umgebung[5] auch bauliche Fragen zum Haus Angerort, so zum Beispiel im Oktober 1643 die Anlage einer Schleuse oder im März 1644, dass einige Befestigungsanlagen von Angerort eingestürzt waren. Im Juli 1644 verhandelte Fargel mit Hatzfeld um seine Ablösung.[6] Als Kommandant von Angerort hielt sich Fargel nicht an bestehende Verträge und plünderte regelmäßig das umliegende Land. Um weitere Truppenfestsetzungen zukünftig zu verhindern, ließ der im Krieg auf Neutralität bedachte Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm von Berg am 1. Oktober 1644 die Festung nach Abzug der kaiserlichen Truppen sprengen. Der Wiederaufbau durch den Pfandherren Gerhard von Neuland erfolgt nach 1657 als bescheidenes turmloses Haus. Das Haus blieb im Besitz dieser Familie bis die Grundherrschaft 1731 von Arnold Franz von Neuland an den jülich-bergischen Vizekanzler Johann Peter von Reiner, Herr zu Düssel und Angerort, übergeben wurde. Dieser baute die Festung aus. Zwischenzeitlich muss gemäß einem Dekret von 1719 auch Baron de Rouveroy im Besitz Angerorts gewesen sein.[7]
1740 erlitt das Haus durch Hochwasser und Eisgang auf Rhein und Angerbach schwere Schäden. Danach (1742) erneuerte Johann Peter von Reiner das Haus Angerort als dreiflügeliges barockes Schloss. Neben dem alten Hauptgebäude wurden zwei kurze Seitenarme angefügt.
Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Haus dann als Bauerngut verpachtet, womit der Niedergang des früher stattlichen Bauwerks einsetzte. Der erste Pächter Lausberg versuchte im Haus Angerort eine Brennerei anzusiedeln, aber bereits im Mai 1785 wurde das gesamte Inventar versteigert. 1787 wurde das Haus mit dem zugehörigen Hof Medefort einem neuen Pächter übergeben, Fabrikant Braselmann aus Elberfeld. Dieser ließ auf dem Gelände Türkischrot produzieren, musste den Betrieb aber schon bald aufgrund von Kriegswirren aufgeben: Ca. 1,5 km nördlich vom Haus Angerort setzten 1795 französische Truppen über den Rhein und schlugen die auf der rechten Rheinseite liegenden österreichischen Truppen. Neben den daraus resultierenden Kriegslasten musste die Bevölkerung Ende Januar 1799 ein weiteres Jahrhunderthochwasser und entsprechenden Eisgang auf Rhein und Angerbach aushalten. Auch das Haus Angerort erlitt schwere Schäden.
Nachdem zwischenzeitlich der Duisburger Großhändler Johann Hendrich Kirberg Besitzer von Haus Angerort war, ging es Anfang des 19. Jahrhunderts in den Besitz des Grafen von Spee über. Das Schloss wurde nur noch im Erdgeschoss bewohnt. 1907 erwarb die Firma Schulz-Knaudt das umliegende Gelände (ca. 50 Hektar) und damit auch das Haus Angerort vom Grafen Spee. Durch Firmenzusammenschlüsse wurden die Mannesmannröhren-Werke (1914-1988) und die Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) (seit 1988) Eigentümer.
Heute ist das Haus Angerort ein unscheinbares Gebäude auf dem HKM Firmengelände, dem man seine mittelalterliche Geschichte nicht ansieht. Von außen betrachtet handelt es sich um einen zweigeschossigen, verputzten Mauerwerksbau mit Walmdach. Nur die beiden oberen Stockwerke sind zu sehen, da die ursprünglichen Wassergräben um die Burg und damit auch das untere Stockwerk, nun Kellergeschoss, ca. 1920 mit Sand aus einem Werkhafenausbau zugeschüttet wurde. Die durch Fotos belegten barocken Seitenflügel existieren heute nicht mehr. Sie wurden um 1908 bzw. 1960 abgebrochen.
Ab etwa 1910 diente das Haus für kurze Zeit dem Stahlwerksdirektor als Wohnsitz. 1930 wurde es erneut für eine neue Nutzung als Labor und Wärmeabteilung umgebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude als Laboratorium ausgebaut.
Seit dem 10. März 2005 ist das Haus Angerort ein Bau- und Bodendenkmal der Stadt Duisburg. Seit einigen Jahren ist das Haus ohne Nutzung.
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