Schloss Borbeck
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Das Schloss Borbeck ist ein barockes Wasserschloss im Essener Stadtteil Borbeck. Seit dem 14. Jahrhundert war es bevorzugte Residenz der Essener Fürstäbtissinnen und erhielt seine heutige äußere Gestalt im 18. Jahrhundert. Seit den 1980er Jahren wird es als Veranstaltungsort für Weiterbildungsangebote und Kulturveranstaltungen genutzt.

 

Das Borbecker Schloss geht auf einen fränkischen Oberhof des Damenstifts Essen namens Bort(h)beki zurück, der erstmals im 9. Jahrhundert in einer Heberolle des Stifts erwähnt wurde. Eine weitere urkundliche Erwähnung fand er im Jahre 1227 durch einen Streit des damaligen Besitzers, Ritter Hermann von Borbecke, mit der Fürstäbtissin Adelheid von Wildenberg, die sich mit Unterstützung des Reichsvogts, Adolf von Gymnich, in dieser Auseinandersetzung am Ende durchsetzen konnte.

Im Laufe des 13. Jahrhunderts erfolgte ein allmählicher Aufbau einer Territorialherrschaft durch das Stift, sodass eine räumliche Trennung des Wohnsitzes der Fürstäbtissinnen von den Gebäuden mit geistlicher Nutzung angestrebt wurde, um so dem weltlichen Herrschaftsanspruch Ausdruck zu verleihen. Äbtissin Berta von Arnsberg kaufte aus diesem Grund 1288[7] den offenbar verpfändeten Oberhof Borbeck von den Rittern Hermann und Wennemar von Altendorf, um dort im Anschluss den Vorgängerbau des heutigen Schlosses errichten zu lassen. Es ist bis heute nicht geklärt, ob diese Motte auf den Grundmauern des alten Hofes erbaut wurde oder die Errichtung lediglich auf dessen Grund und Boden geschah.

Ab Beginn des 14. Jahrhunderts wurde Borbeck bevorzugte Residenz der Fürstäbtissinnen. 1372 wurde sie erstmals als castrum bezeichnet, was darauf schließen lässt, dass es sich zu jener Zeit bereits um ein festes Haus oder eine Burg gehandelt hat. Äbtissin Elisabeth von Nassau hatte im erwähnten Jahr mit Zustimmung Kaiser Karls IV. das Freigericht nach Borbeck verlegt.

Die Burganlage diente in der Folgezeit häufiger als Zufluchtsort der Essener Stiftsdamen; so zum Beispiel 1426, als es zu einem stiftsinternen Streit um die Nachfolge von Margarete von der Mark-Arensberg kam. Die Äbtissin hatte ihr Amt niedergelegt, und durch Unterstützung der männlichen Kanoniker wurde Margarethe von Limburg zur Äbtissin bestellt. Dies geschah jedoch gegen die Stimmen der übrigen zehn Stiftsdamen, welche im Grunde genommen die einzigen waren, die das Recht zur Wahl einer neuen Äbtissin besaßen. Ihre Favoritin Elisabeth Stecke-von Beeck flüchtete sich mit ihren Anhängerinnen auf die Burganlage in Borbeck und wurde dort von Mannen der Limburger belagert. Durch die Unterstützung der Familie Elisabeths aber konnten die Limburger verjagt werden. Eine zweijährige Fehde folgte, ehe der päpstliche Legat zwischen den Streitparteien vermitteln konnte und Elisabeth von Beeck durch den Papst als Äbtissin bestätigt wurde.

Ab dem 15. Jahrhundert ist eine Münze auf der damaligen Burg nachgewiesen. Äbtissin Sophia von Gleichen begann damit, eigene Münzen, den so genannten „Borbecker Gulden“ und den „Borbecker Groschen“, prägen zu lassen. 1493 brannten Torhaus und Stallungen der Anlage bei einem Überfall ab.

Während des Achtzigjährigen Krieges wurde Borbeck 1590 von spanischen Truppen weitgehend zerstört.[8] Die Gebäude wurden jedoch von Fürstäbtissin Elisabeth von Manderscheid-Blankenheim bis 1594 wiederhergestellt und sogar zu einer Sommerresidenz ausgebaut.

Im Jahr 1665[9] verlegte Äbtissin Anna Salome von Salm-Reifferscheidt ihren Wohnsitz von Essen gänzlich nach Borbeck nachdem sie um 1650[10] das Haupthaus im Stil der Renaissance auf alten Grundmauern hatte neu errichten lassen. Zugleich verwirklichte sie eine erste künstlerisch gestaltete Gartenanlage westlich des Herrenhauses mit terrassenförmigen Steingärten, Spazierwegen sowie Nussbaum- und Obstplantagen.

Seine heutige Gestalt verdankt Schloss Borbeck Umbauarbeiten der Äbtissin Franziska Christine von Pfalz-Sulzbach in den Jahren von 1744 bis 1762. Sie ließ das Gebäude nach Süden verlängern. Auch der große Schlosspark wurde unter ihrer Federführung angelegt. Die barocke Gartenanlage mit Wasserspielen besaß streng symmetrische Beete und axial auf das Schloss zufließende Kaskadenanlagen.

Die letzte Essener Fürstäbtissin Maria Kunigunde von Sachsen plante noch den kompletten Neubau ihrer Residenz, doch wurde dieser Plan niemals ausgeführt, da das Territorium des Stiftes 1802 von Preußen vereinnahmt wurde. Es bedeutete zugleich das Ende dieser souveränen Enklave auf preußischem Gebiet. Nach der Säkularisation im Jahr 1803 verkaufte die preußische Staats- und Domänenkammer Schloss Borbeck 1804 an die Grafen von der Recke-Volmarstein.[11]

1826 erwarb Reichsfreiherr Clemens von Fürstenberg die Anlage. Er ließ ihre alte Vorburg , bestehend aus Gesindehäusern und Wirtschaftsgebäuden, abreißen, und in der Zeit von 1839 bis 1842 durch den Essener Architekten Heinrich Theodor Freyse anstelle der alten Gesinde- und Wirtschaftsgebäude einen neuen, klassizistischen Bau nebst Marstall errichten, wobei ein mittelalterlicher Vierkantturm in den Neubau integriert wurde. Bis zum Umbau unter den Freiherren von Fürstenberg diente er unter anderem als Wachturm und Gefängnis. Anschließend wurde er als Bierkeller und Archiv genutzt. Clemens Sohn, Friedrich Leopold von Fürstenberg, ließ 1865 das Grabensystem der ehemaligen Vorburg einebnen,[12] sodass heute keine Spuren mehr davon sichtbar sind.

Als die Familie von Fürstenberg 1879 ihren Wohnsitz gänzlich nach Hugenpoet, dessen Schloss seit 1831 ebenfalls im Besitz der Familie war, verlegte, wurden die Räumlichkeiten von Schloss Borbeck nicht mehr genutzt.

1920 wurde der Schlosspark gegen Bezahlung zugänglich gemacht. Während des Zweiten Weltkriegs entstanden im heutigen Schlossparkareal einige kleine Bunkeranlagen, die heute noch in den Gebüschen sichtbar sind. Ihre Eingänge sind jedoch zubetoniert. Die Schlossgebäude überstanden die Kriegsjahre unversehrt.[8]

Die Stadt Essen erwarb 1941 die Anlage von den Fürstenbergs, um sie nach Umbau und Restaurierung in den 1950er und 1960er Jahren als Büroräume der Stadtverwaltung zu nutzen. Mit Ausnahme des Gewölbekellers und einiger dekorativer Innenelemente, die von Schloss Horst stammten, ging bei diesen Baumaßnahmen die historische Bausubstanz des Innenbereichs verloren.

Mit Umzug der städtischen Dienststellen in ein neues Verwaltungsgebäude in den 1970er Jahren waren die obere Etage des Schlosses und sein Nebengebäude lange Zeit ungenutzt. Anfang der 1980er Jahre wurde eine Initiative zur Nutzung der Schlossgebäude als Bürgerzentrum gegründet. Dieses Konzept wurde jedoch trotz dreijähriger Vorbereitungsarbeit nicht umgesetzt, und die Stadt Essen selbst blieb Betreiberin der Anlage.

Nachdem die Gebäude seit Februar 1985 unter Denkmalschutz stehen, wurde im Dezember 1998 auch das gesamte Schlossgelände als Bodendenkmal ausgewiesen, da unterirdisch bauliche Reste der Vorgängerbauten vermutet werden.

Seit 1983 dient Schloss Borbeck als Kultur- und Begegnungsstätte für die Essener Bürgerschaft. Neben dem Borbecker Standesamt, das im Schloss ein Trauzimmer unterhält, und der Folkwang-Musikschule beherbergt es auch einen Teil der städtischen Volkshochschule. Das ehemalige Wirtschaftsgebäude wird regelmäßig für Ausstellungen und handwerkliche VHS-Kurse genutzt. Zudem finden im Schloss Konzerte und Vorträge statt.

Im Untergeschoss befindet sich ein Restaurant, das in Anlehnung an die alte Tradition der Münzprägung auf Schloss Borbeck „Zur Münze“ heißt und im großen Saal des Schlosses regelmäßig gastronomische Events veranstaltet.

Seit dem Ende umfangreicher Renovierungsarbeiten in den Jahren 2004 bis 2006, ist im Wasserschloss die Dauerausstellung Schloss Borbeck und die Fürstäbtissinnen zu sehen. Sie bietet einen Einblick in die fast 1000-jährige Geschichte des Essener Frauenstifts. Ein Ölgemälde von Heinrich Foelix aus dem Jahr 1772, das die letzte Äbtissin Maria Kunigunde zeigt, wurde dazu bei Sotheby’s ersteigert und hängt nun im Turmzimmer des Schlosses. Dort sind auch Möbel, Ess-Services, Gobelins und ein Schachspiel aus dem 17. und 18. Jahrhundert untergebracht.


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