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Die Burg Friedstrom, früher oft auch Schloss Friedestrom genannt, ist eine ehemalige kurkölnische Landesburg im Dormagener Stadtteil Zons. Die einstige Wasserburg liegt an der linken Rheinseite und sollte unter anderem den in Zons erhobenen Rheinzoll sichern. Sie zählt deshalb zum Typus der Zollburg. Des Weiteren kam ihr die Sicherung des kurkölnischen Territoriums gegen die Grafen und späteren Herzöge von Berg zu.[1]
Durch den Erzbischof Friedrich III. von Saarwerden in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts errichtet, hatte die Burg ihre Blütezeit im 15. und 16. Jahrhundert. Im 17. Jahrhundert setzte ihr allmählicher Niedergang ein, der durch Beschädigungen während des Dreißigjährigen Krieges beschleunigt wurde. Nach der Besetzung der linksrheinischen Gebiete durch französische Truppen wurde die Anlage konfisziert. Sie gelangte 1803 durch Versteigerung in private Hand und wurde nachfolgend als Gutshof genutzt. 1972 übernahm der damalige Kreis Neuss die Burg und richtete dort ein Kulturzentrum ein.
Das Burgareal steht sowohl als Baudenkmal als auch als Bodendenkmal unter Denkmalschutz.
Schriftquellen belegen in Zons mindesten seit dem 12. Jahrhundert einen Fronhof des Kölner Erzstifts, der zuvor ein fränkisches Königsgut gewesen war.[3] Der Hof war eines der zwölf Tafelgüter des Kölner Erzbischofs[4] und wurde im 13. Jahrhundert wahrscheinlich unter Konrad von Hochstaden[5] zu einem castrum ausgebaut.[6] Ausschlaggebend für dessen Errichtung waren wohl die Auseinandersetzungen zwischen Kurköln als Grundherrn und den Jülicher Grafen,[5] die dort das Vogteirecht besaßen. Die genaue Lage der damaligen Anlage konnte bisher aber nicht mit Sicherheit ermittelt werden. Nachdem Erzbischof Siegfried von Westerburg in der Schlacht von Worringen 1288 unterlegen gewesen war, wurde seine Zonser Burg von den siegreichen Kölner Bürgern geschleift und deren Steine beim Bau der Kölner Stadtmauer verwendet.
An der Stelle der zerstörten Anlage ließ Friedrich III. von Saarwerden ab 1373 eine neue Burg errichten. Sie sollte den ein Jahr zuvor von Neuss nach Zons verlegten Rheinzoll sichern und als Landesburg zudem eine wichtige Funktion bei der Ausbreitung und Sicherung des Kölner Territorialbesitzes am Niederrhein ausüben. Burg Friedestrom war damit ein wichtiges Glied im kurkölnischen Burgengürtel und entwickelte sich zum Sitz eines Amtmanns, der dort die kurkölnischen Interessen vertrat.[8] Immerhin warf die Zollburg jährlich etwa 5000 Gulden ab.[9] Zeitgleich zum Burgbau ließ der Erzbischof die Siedlung befestigen, weshalb die Zonser Stadtbefestigung eine identische Bauweise und auch gleiche Baumaterialien wie Friedstrom aufweist. Für die Burg wurde eine auf dem Areal schon existierende Steinkirche bis auf den Turm abgerissen und durch Anbauten zu einem Wohnturm umgestaltet. Es folgten der Bau eines Torturms sowie einer inneren und anschließend einer äußeren Wehrmauer, die gemeinsam die Kernburg bildeten. 1377 war die Burganlage fertiggestellt. 1388 waren auch die Arbeiten an der Feste Zons beendet und Burg Friedestrom in die Stadtbefestigung integriert. Der Kernburg wurde Ende des 14. bis Anfang des 15. Jahrhunderts im Westen und Norden eine Zwingermauer vorgesetzt. Gleichzeitig erfolgte eine Verbreiterung des Torturms und nördlich davon die Errichtung eines repräsentativen Wohnbaus. Vermutlich zu Beginn 16. Jahrhunderts wurde dann der Nordflügel der Burg errichtet.
Im späteren 16. und beginnenden 17. Jahrhundert nahm der allmähliche Niedergang der Burg Friedestrom seinen Anfang. Der Wohnturm im Hauptburgbereich wurde zwischen 1650 und der Mitte des 18. Jahrhunderts niedergelegt. Auch den Westflügel der Kernburg ließ man vermutlich in jener Zeit abbrechen.[10] Ihre Aufgaben übernahmen Gebäude in der Vorburg: das aus dem 17. Jahrhundert stammende sogenannte Herrenhaus und der Marstall.
Während des Dreißigjährigen Krieges belagerte 1646 der hessische Oberst Carl von Rabenhaupt Stadt und Burg, konnte sie aber trotz heftigem Beschuss nicht einnehmen. Allerdings richteten die hessischen Geschütze schweren Schaden am Westflügel der Kernburg an,[11] sodass dieser nicht mehr bewohnbar war. Die Einnahme Friedestroms gelang erst Soldaten des Sonnenkönigs Ludwig XIV. im Verlauf des Pfälzischen Erbfolgekriegs. Sie wurden jedoch 1689 von vereinigten brandenburgischen und holländischen Truppen zum Abzug gezwungen.[12] Die Feste Zons blieb nachfolgend mitsamt der Burg Friedstrom bis 1697 von ihnen besetzt. Nachdem sie abgezogen waren, nahmen 1701 erneut französische Truppen die Burg ein und verwüsteten sie.[12]
1794 waren es wieder Franzosen, die Stadt und Burganlage mit militärischer Gewalt in ihre Hand brachten: Wie viele linksrheinische Städte wurde auch Zons von französischen Revolutionstruppen besetzt und die Burg als Kirchenbesitz 1802 konfisziert. Spätesten gegen Ende des 18. Jahrhunderts erfolgte auch die Umwidmung des Burgareals zu einem Gutshof.[13] 1802 war die Kernburg weitgehend verfallen. Die französische Regierung versteigerte die heruntergekommene Anlage 1803 an Matthias Melchior Aldenhoven,[14] der sie mit Umbauten den Erfordernissen eines Gutsbetriebes anpasste. An der Stelle des einstigen Westflügels entstand eine Scheune, während der Nordflügel umgebaut wurde. Im Jahr 1895 befand sich Burg Friedestrom im Eigentum des Freiherrn Daniel von Diergardt zu Mojawola, der sie an die Familie Aldenhoven verpachtete.
1972 übernahm der damalige Kreis Neuss die Anlage in Erbpacht, um sie bis 1994 in ein Kulturzentrum umzuwandeln. Dazu fanden nicht nur umfassende Restaurierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen an den erhaltenen Bauten statt, sondern der Kreis ließ auch neue Gebäude im Burgbereich errichten. So wurde die Scheune auf der Westseite des Hauptburgareals abgerissen und durch ein modernes Gebäude ersetzt. Der Marstall in der Vorburg erhielt 1994 nach einem Entwurf des Kölner Architekten Walter von Lom einen modernen Stahl-Glas-Anbau an der Westseite. Gemeinsam mit dem Herrenhaus und dem Marstall dient er heute als Kreismuseum, in dem unter anderem die weltweit größte Sammlung von Zinnwaren aus der Jugendstilzeit zu sehen ist. Darüber hinaus informieren Schautafeln und Exponate über die Ergebnisse dreier Ausgrabungskampagnen, die das Rheinische Amt für Bodendenkmalpflege 1980/81 sowie von 1986 bis 1988 vor der Errichtung der Neubauten im Hof der Kernburg durchführte.
In den modernen Westflügel sowie den Südflügel der Hauptburg zog das Kreisarchiv Neuss ein, das seit dem 1. Januar 2007 unter dem Namen „Archiv im Kreis Neuss“ mit dem Stadtarchiv Dormagen vereinigt ist. Ihnen angegliedert ist eine Fachbibliothek mit dem Schwerpunkt Landesgeschichte und allgemeine Kulturgeschichte.[15] In den gleichen Gebäudetrakten ist seit 1990[15] auch das Internationale Mundartarchiv „Ludwig Soumagne“ (IMA) untergebracht, das als Dokumentationsstelle für deutschsprachige Dialektliteratur mit dem Schwerpunkt Rheinland dient. Alternierend mit dem alle zwei Jahre verliehenen Friedestrompreis vergibt das IMA die Franz-Peter Kürten-Auszeichnung für Verdienste um die rheinische Mundart.
Der Nordflügel des Hochschlosses dient seit seiner Restaurierung im Jahr 1989[11] als zentraler Veranstaltungsraum für kulturelle Veranstaltungen wie zum Beispiel Konzerte und Lesungen. Ebenfalls für kulturelle Zwecke wird der östliche Teil des Zwingers genutzt. Er beherbergt eine Freilichtbühne, auf der seit 1935 eine Laienspielschar vornehmlich Märchenstücke aufführt.
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By Sir Gawain (Own work) [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons
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