Ruine Lichtenstein (Neufra)
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Die Ruine Lichtenstein ist die Ruine einer Höhenburg bei Neufra im Landkreis Sigmaringen in Baden-Württemberg, Deutschland. Die Doppelburg gliedert sich in die Vorderlichtenstein, auch Bubenhofen genannt, und die Hinterlichtenstein.

 

Die Geschichte der Vorder- und Hinterlichtenstein ist stark mit der Geschichte von Neufra verbunden. Sie war Herrschaftssitz der Herren von Lichtenstein. Ihre Residenz auf der heutigen Burgruine Lichtenstein ist zumindest in den Jahren von 1332 bis 1447 bezeugt.

Eine erste urkundliche Erwähnung Neufras als Nufiron, Besitzung der Grafen von Gammertingen, ist aus dem Jahr 1138 in der Chronik Bertholds von Zwiefalten. Stammväter der Lichtensteiner könnten die Brüder Heinrich und Milo sein, die von einem Zwiefalter Chronisten um 1140 als adlige Dienstleute des Grafen Ulrich von Gammertingen bezeichnet wurden.

Die Entstehung der Burg Vorderlichtenstein wird um 1150 bis 1180 datiert.

Im Jahr 1182 erfolgte die erstmalige Erwähnung der Herren von Lichtenstein in Neufra. Es wird ein Gerhard von Lichtenstein, als Dienstmann (Ministeriale) des Markgrafen Heinrich von Ronsberg, den Erben der Grafen von Gammertingen, erwähnt, welcher Güter in Altingen bei Herrenberg dem Kloster Ottobeuren schenkt. Markgraf Heinrich von Ronsperg kam über die Erbtochter Udilhild von Gammertingen in den Besitz der Herrschaft. Seine Gemahlin ist Adelheid von Achalm-Gammertingen.

Die Entstehung der Burg Hinterlichtenstein wird um 1200 datiert.

Zu den beiden Burgen in Neufra gehörte ein relativ großer Besitz: Der abgegangene Weiler Unterlichtenstein, das Dorf Bitz, Güter und das Gericht in Mägerkingen und Hausen a. L. Unterhalb der Burgen lag auch ein Fischweiher, das „Seelein unter Lichtenstein“, welcher im 16. Jahrhundert aufgegeben wurde.

Nach dem Aussterben der Ronsperger wurden die Lichtensteiner Dienstleute der Grafen von Württemberg. Zwischen den Ronspergern und Württemberger war noch kurz ein Graf Ulrich I. von Berg (bei Ehingen, circa 1160-1210) im Besitz der Herrschaft. Dieser war mit einer Tochter des Grafen von Ronsperg Namens Udilhild verheiratet.

Der schon erwähnte Gebhard von Lichtenstein war vermutlich der Vater oder Großvater der Brüder Gero, Gebhard, Swenger und Ludwig von Lichtenstein, die 1243 genannt wurden. Einer dieser Brüder (oder ein Nachkomme) hat wohl die Burg Lichtenstein (nicht die heutige Burg) bei Honau erbaut. Diese wurde jeweils um 1310 und 1377 von den Reutlingern zerstört.

Ein Heinrich von Lichtenstein wird 1251, ein Ludwig von Lichtenstein 1262 erwähnt. In derselben Urkunde wird auch ein Gero von Lichtenstein, Sohn des Swenger von Lichtenstein, erwähnt. Zu spärlich sind die Nachrichten über die Lichtensteiner, um einen zusammenhängenden Stammbaum zu erstellen.

Im Jahr 1332 stifte ein Swenger von Lichtenstein die Nikolauskapelle auf dem damaligen Friedhof von Neufra. Sie befindet sich in der heutigen Ortsmitte und ist im südlichen Teil der Zehntscheuer aus dem Jahre 1534 erhalten. Bei der Schlacht bei Sempach am 9. Juli 1386 fiel ein Hans von Lichtenstein. 1386 verkaufte Schweikhart der Junge, Herr von Lichtenstein das Dorf Bitz an die Stadt Ebingen. Dieser ist wohl identisch mit dem zuvor erwähnten Swenger. Je nach Datierung 1392 oder 1396 ist ein Swenger von Lichtenstein Siegler in einer Verkaufsurkunde für die Heiligenpfleger Auberlin Frech und Kun Eberhards Sohn zu Melchingen.

Im 14. bis 15. Jahrhundert kam es zum Abgang des Weilers Unterlichtenstein.

Aus dem Jahr 1407 wird ein Hans von Lichtenstein als Eigentümer der Vorderlichtenstein und halb Neufra genannt. Heinrich von Rechberg besitzt eine Hälfte der Hinterlichtenstein, die er von seinem Onkel Graf Wölflin von Veringen geerbt hat. Hierzu im Widerspruch ist die aus dem Jahr 1411 bekannt Verpfändung. Graf Eberhard von Württemberg verpfändet Heinrich von Rechberg zu Hohenrechberg für 1000 Gulden die Burg Vorderlichtenstein, jeweils die Hälfte der Burg Hinterlichtenstein, Neufra und Mägerkingen.

Bekannt ist jedoch, dass 1420 ein Wolf von Lichtenstein die zweite Hälfte der Burg Hinterlichtenstein besitzt. Seit der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts gab es in der Gegend keine Lichtensteiner mehr. Wahrscheinlich sind sie nach dem Verkauf ihrer Besitzungen weggezogen, möglicherweise ist auch die eine oder andere Linie ausgestorben. Auch in Reutlingen selbst gab es Lichtensteiner. Am längsten überlebte die Linie der Neckarhauser Lichtensteiner. Ein Fähnrich Anton von Lichtenstein fiel als letzter seiner Familie 1688 in Oberungarn.

Bei der Landesteilung 1442 kommen die Vorderlichtenstein und halb Hinterlichtenstein an Graf Ludwig I. von Württemberg. Im Jahre 1447 verkauft Hans von Rechberg zu Hohenrechberg seine Hälfte an der bereits als „Burgstall“ bezeichneten Hinterlichtenstein für 18500 Gulden an Graf Ulrich von Württemberg, Bruder des Ludwig von Württemberg. Sie durfte also schon zu dieser Zeit nicht mehr bewohnt gewesen sein.

Württemberg ist 1454 wieder in Besitz von Vorderlichtenstein und halb Hinterlichtenstein. Zu Vorderlichtenstein gehörten damals das Gericht von Mägerkingen und Hausen. 1457 bewohnte Benz von Hausen, württembergischer Burgvogt, die Burg Vorderlichtenstein.

Im Jahr 1468 verkauft Graf Ulrich von Württemberg die Herrschaft Gammertingen mit Neufra an Hans und Konrad von Bubenhofen. Mit dem Erwerb der Herrschaft Gammertingen war die Herrschaft Gammertingen-Hettingen und eine Hälfte von Hinterlichtenstein eingeschlossen.

Aus dem Jahr 1474 kommt es je nach Quelle zu einem weiteren Widerspruch, so soll Graf Ulrich von Württemberg seinem Landhofmeister Hans Caspar von Bubenhofen die Vorderlichtenstein und den halben Hinterlichtenstein verkauft haben. Jedoch soll Graf Eberhard der Ältere von Württemberg den „Burgstall“ Vorderlichtenstein und die andere Hälfte von Hinterlichtenstein seinem Landhofmeister Hans Caspar von Bubenhofen als Lehen übergeben haben. Der Vorderlichtenstein durfte also zu dieser Zeit auch nicht mehr bewohnt gewesen sein. Hans Caspar von Bubenhofen verkauft 1507 das Lehen, die Herrschaft Gammertingen-Hettingen mit Neufra an seine Gläubiger. 1524 überlassen diese die Vorder- und Hinterlichtenstein dem württembergischen Obervogt von Urach Dietrich von Speth von Zwiefalten.

Im Jahr 1534 besetzt Ulrich von Württemberg die mit ihm verfeindete Herrschaft Gammertingen und führt die Reformation ein. 1547 kommt es zur Vertreibung der Württemberger und Beginn der Rekatholisierung.

Zwischen 1632 und 1639 kommen für Neufra die schlimmsten Jahre des Dreißigjährigen Kriegs mit Plünderungen, Hunger, Pest und Einquartierungen einer schwedische Besatzung. Diese wurden 1632 von Ortsfremden überfallen, wofür die Bewohner des Dorfes büßen mussten. 1635 wütete die Pest in Neufra, ihr fallen unter anderem auch die beiden Ortspfarrer zum Opfer.

1690 lässt Hans Dietrich von Speth das „Schlössle“ als Residenz bauen.

1827 geht die Besitzung Vorder- und Hinterlichtenstein an das Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen über.

Im Jahr 1996 wurde das Geländedenkmal Burgruine Vorderlichtenstein vom Landesdenkmalamt topographisch aufgenommen.


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