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Die Henneburg ist eine staufische Höhenburg der Schenken von Limpurg am rechten Ufer des Mains in der Gemeinde Stadtprozelten im Landkreis Miltenberg in Bayern, Deutschland.
Timo de Bratselde, 1127 Vogt des Stiftes St. Peter und Alexander zu Aschaffenburg und Verwalter deren Besitztümer im Mainviereck, zu dem auch Prozelten gehörte, gilt als der Gründer des dortigen Burgbezirks und Auftraggeber für einen Vorläuferbau der Burg Prozelten, wie die Henneburg zunächst hieß. Sicher ist, dass Conradus Colbo, einer der Schenken von Limpurg und Mundschenk Kaiser Friedrich Barbarossas, der auf der nicht weit entfernten Clingenburg saß, unmittelbarer Nachfolger des Timo de Bratselde nach dessen Tod wurde. Dies setzt voraus, dass zu dieser Zeit Bratselde (später Bradshelden, dann Prozelten) in staufischen Besitz geraten war.
Zahlreiche romanische Mauerrelikte, die in den ältesten Teilen der Burg aus dem 12. Jahrhundert, dem großen Bergfried und dem östlichen Palas zu finden sind, zeugen von der frühen Existenz eines Vorgängerbaus. Um 1260 erwähnt eine Urkunde die Brüder Albert Schenke, der später in den Deutschen Orden eintrat, und Walter Schenke, der nach seiner Heirat mit Elisabeth von Königstein-Reicheneck in den Raum Nürnberg-Hersbruck übersiedelte, als Herren von Bradshelden. Beide Brüder vermachten dem Orden Teile ihrer Prozeltener Besitzungen. 1272 hinterließ Walter bei seinem Tode zwei unmündige Söhne, Conrad und Walter. Als deren Vormund wurde Reinhart von Hanau eingesetzt, der noch 1272 Anteile der Grafen Poppo und Rudolf von Wertheim am Schloss Prozelten für 600 Heller kaufte.
Nur drei Jahre später jedoch befanden sich die Grafen von Wertheim und Hanau in gemeinschaftlichem Besitz aller Liegenschaften, wie in einer noch vorhandenen Urkunde über einen Burgfrieden für Prozelten zu lesen ist. Aufgrund dieser Vereinbarungen scheint die Erbengemeinschaft ihre Anteile vorrangig an die Töchter vermacht zu haben. Die Grafen von Hanau jedenfalls traten in der Folgezeit im Zusammenhang mit Prozelten nicht wieder in Erscheinung.
Graf Heinrich von Henneberg, der Gemahl Kunigundes von Wertheim, begann 1288 und nochmals 1291, Ansprüche an Prozelten zu stellen. Im selben Jahr andererseits verkaufte die verwitwete Elisabeth von Wertheim ihren Prozeltener Besitz an ihren Schwager Gottfried von Schlüsselburg. Die Abhängigkeit der hoch angesehenen Elisabeth vom Deutschen Orden zeigte sich, als sie 1311 zunächst die Anrechte Poppos von Eberstein und Conrads von Vehingen an Prozelten bestätigte, 1313 dann das Erbe von Gottfried von Schlüsselburgs Witwe zurückkaufte und 1317 schließlich den Ebersteinischen Anteil erwarb. 1319 gelang es ihr auch, den Anteil Conrads von Vehingen, aufzukaufen. Damit war Elisabeth alleinige Herrin über Prozelten, die dazugehörenden Ländereien und der Burg. Nur ein kleiner Teil gehörte noch Graf Ludwig von Rieneck dem Älteren.
Ein Jahr später, 1320, gab Elisabeth ihren gesamten Besitz in die Hände des Deutschen Ordens. 1329 verzichtete dann auch Graf Ludwig von Rieneck auf seine Ansprüche zugunsten der Deutschherren. Spätere Schenkungen runden das Gebiet ab, sodass nach Urkunden von 1333 und 1440 der Orden das ihm nun völlig gehörende Prozelten samt Burg dem Erzbistum Mainz unterstellte.
150 Jahre lang besaß der Deutsche Orden die Burg Prozelten und nahm in dieser Zeit den großen gotischen Umbau vor, der der Burg ihre heutige Erscheinung gab. Es entstanden der kleine Bergfried und der westliche Palas, die für Pulverwaffen eingerichteten Verteidigungsanlagen und Feuergeschütztürme, die die ganze Burg umgeben, sowie ein unterirdisch begehbarer Wehrgang an der kritischen Nordwestflanke.
Um 1480 begannen in zahllosen Niederschriften festgehaltene Verhandlungen des Deutschen Ordens mit dem Erzstift Mainz über einen Tausch diverser Besitztümer, darunter auch Ort und Burg Prozelten. Diese Verhandlungen wurden am 9. April 1483 abgeschlossen. Der Hochmeister des Ordens, Reinhard von Neipperg, erreichte schließlich im Mai 1484 den eigentlichen Tausch der Burg Prozelten gegen die in Mainzer Besitz stehenden Burganlage Scheuerberg und die Stadt mit Stadtschloss Solme (heute Neckarsulm). Letzter Komtur auf Burg Prozelten war Graf Georg von Henneberg, dem die Burg mutmaßlich den heute gängigen Namen verdankt.
Schon 1493 belegen Mainzer Rechnungen über umfangreiche Ausbesserungsarbeiten an der Henneburg den teilweisen Verfall der Anlage; einige Gebäude waren bereits baufällig und mussten aufwändig erneuert werden.
Vom Wüten des Bauernkriegs und des Dreißigjährigen Kriegs scheint die Henneburg verschont geblieben zu sein, denn es ist in den Annalen nur von Zerstörungen durch ein Unwetter die Rede, nicht von Kriegseinwirkungen. Die militärisch und strategisch nur wenig bedeutende Burg bot in den Kriegsjahren wohl kein Angriffsziel. Außerdem hatte sich Stadtprozelten, wie der Ort seit Erlangen der Stadtrechte nun hieß, im Bauernkrieg dem Aufstand angeschlossen und war dadurch einer Zerstörung entgangen, verlor aber durch diese Taktik die Stadtrechte, die erst 1528 erneut verliehen wurden. Dass 1688 die Henneburg von französischen Truppen zerstört worden sei, kann ebenso wenig belegt werden wie bei den benachbarten Collenburg und Clingenburg. Da die Burg nunmehr seit fast 200 Jahren nur mit wenigen Amtsleuten und Soldaten besetzt und ein großer Teil der Anlage ungenutzt war, kann von einem schleppenden Verfall ausgegangen werden. 1704 wird die Henneburg erstmals als ruiniert bezeichnet.
100 Jahre später begannen die Besitzverhältnisse sich in kurzen Zeitabständen zu ändern. Ab 1803 gehörten Stadtprozelten und die Henneburg zum Fürstentum Aschaffenburg, 1810 zum Großherzogtum Frankfurt und ab dem Jahr 1814 zum Königreich Bayern. König Ludwig I. von Bayern veranlasste 1840 erstmals wieder eine Ausbesserung der Ruinen, um sie vor dem völligen Niedergang zu bewahren.
Ein Teil der Fensterfront des westlichen Palas stürzte 1927 nach einem Feuerwerk ein, doch erst ein Blitzschlag am 24. Juni 1978, der drei Menschen das Leben kostete, bewirkte die Totalsanierung der Henneburg in den Jahren 1982 bis 1986. Die Türme wurden restauriert und Befestigungsanlagen ergänzt, der unterirdische Wehrgang wieder begehbar gemacht und ein abschließbares Tor am großen Turm angebracht. Nach Entfernung des starken Bewuchses legte man einen Besucherparkplatz an, der über eine schmale Straße von Stadtprozelten aus erreichbar ist.
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