Hämelschenburg
By Bernd Schwabe in Hannover (Own work) [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons
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Das Schloss Hämelschenburg in Emmerthal im Weserbergland zwischen Hameln und Bad Pyrmont gilt als ein Hauptwerk der Weserrenaissance und bildet mit seinen Kunstsammlungen, Gartenanlagen, Wassermühle, Wirtschaftsgebäuden und der Kirche eine der schönsten Renaissanceanlagen Deutschlands. Es ist wesentlicher Bestandteil der Straße der Weserrenaissance und liegt am Niedersachsenweg.

 

Zwischen 1409 und 1414 erbauten die Grafen von Everstein auf dem Berg Woldau über dem Tal der Emmer die Burg Hemersen, die ab 1437 in den Besitz der Ritterfamilie Klencke überging, die aus Thedinghausen stammt und dort bis in das Jahr 1260 zurückverfolgt werden kann. 1487 geriet die Burg in die Große Stadtfehde und damit in die Gegenpartei der Welfen. Sie wurde unter Herzog Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg zerstört. Danach ließ die Ritterfamilie Klencke die Burg Hemersen wieder aufbauen. Der ab dann geführte Name Hämelschenburg entstand aus Dialektveränderungen des ursprünglichen Namens Hemersenburg, der wiederum aus dem Herrmann sin Burg nach Herrmann von Everstein entstanden war. 1544 brannte die gesamte Anlage, einschließlich der tiefer gelegenen Schlosskirche, vollständig nieder.

Die wirtschaftliche Blüte zwischen 1520 und 1620 brachte dem Weserbergland eine rege Bautätigkeit. Beiderseits der Weser wurden vom Adel und den Landesherren viele Schlösser neu erbaut oder alte wesentlich umgestaltet. Der Wesersandstein (gelb und gut zu behauen von rechts der Weser, rot und deutlich härter von links der Weser) war ein begehrter Baustoff für Fassaden, Fußböden und Dacheindeckungen in ganz Nordwest- und Nordeuropa. 1588 ließen Jürgen Klencke (1551–1609; gedient am Grafenhof zu Nienburg/Weser und als Söldner zum Rittmeister empor gestiegen) und seine Frau Anna von Holle, hochgebildete Nichte des Lübecker Bischofs Eberhard von Holle aus Verden und des Oberst Georg von Holle, die Hämelschenburg als Wasserschloss im Stil der Weserrenaissance an neuem Standort unmittelbar am Flusslauf der Emmer neu erbauen. Die Mittel hierzu kamen einerseits durch die an der das Anwesen querenden Straße erhobenen Zölle und andererseits aus enormen Gewinnen eines regen Kornhandels zusammen.

In dreißigjähriger Bauzeit diente der bereits vom Onkel Jürgen Klenckes, Ludolf Klencke, errichtete umfriedete Wirtschaftshof unmittelbar an der Emmer dem Bauherren und seiner Frau als bescheidene Wohnstatt, bis der Nordflügel der als Dreiflügelbau durchgängig geplanten Anlage fertiggestellt war. Der Mittel- und der Südflügel mitsamt zweier im italienischen Renaissancestil erbauten achteckigen Treppentürme folgten nach und nach. Die Vollendung des Schlosses erlebte Jürgen Klencke nicht, er starb 1609.

Jürgen Klencke und Anna von Holle hatten zusammen 14 Kinder, von denen 12 erwachsen wurden, für die damalige Zeit mit hoher Kindersterblichkeit eine außergewöhnliche Zahl. Der älteste Sohn übernahm das Schloss nach dem Tod seines Vaters und ließ zusammen mit seiner Mutter den Bau fertigstellen.

Im Dreißigjährigen Krieg gelang es Anna von Holle, Schloss Hämelschenburg nebst zugehöriger St. Marienkapelle durch Allianzen zu schützen. Die couragierte Schlossherrin fuhr den anrückenden Truppen unter Tilly entgegen und handelte mit dem General einen Schutzvertrag aus, der es seinen Soldaten unter Androhung der Todesstrafe verbot, Hämelschenburg zu betreten. Sie rettete somit die gesamte Anlage vor Plünderung und Zerstörung.

Im Siebenjährigen Krieg (1756–1763) wurde Hämelschenburg zwar besetzt, und es verschwanden auch Teile der Inneneinrichtung, aber durch geschicktes Taktieren der Schlossherren konnte Schlimmeres abgewendet werden. So ist der Gesamtkomplex mit seinen vier aufwendig gestalteten Giebeln, 17 Zwerchhäusern, den beiden hohen, kupfergedeckten Treppentürmen, zwei ebenerdigen, doppelgeschossigen Erkern (so genannten Ausluchten), mehreren Portalen und einer prächtigen Zugangsbrücke über den mit Karpfen besetzten Schlossteich bis heute vollständig erhalten.

In der Zeit des Nationalsozialismus stellten sich die Schlossherren ausdrücklich gegen das politische Regime, indem sie sich auf den in ihrer Ritterfamilie belegten Grundsatz der obersten Herrschaft Gottes über die weltlichen Mächte berief. Dieser Grundsatz wurde durch das Aufstellen einer Figurengruppe versinnbildlicht. Über dem Kamin des Speisezimmers im Erdgeschoss des Westflügels knien Jürgen Klencke und seine Frau Anna von Holle mit ihren 14 Kindern (heute 13, eines wurde gestohlen) unter dem Kruzifix. Erstaunlicherweise wurde diese Einstellung von der NSDAP respektiert, und auch der angrenzende Ort Hämelschenburg blieb ohne Ortsgruppenleiter. Als einzigen Affront der herrschenden Macht kann man den um 1939 verbreiterten Ausbau der Staatsstraße durch das Schlossensemble deuten, der dazu diente, die Anreise der NS-Anhänger zum Reichserntedankfest auf dem Bückeberg bei Hameln zu erleichtern.

Dementgegen öffnete man die Schlosskirche sonntags ausdrücklich für die in der umliegenden Landwirtschaft verdingten polnischen Fremdarbeiter zum Gottesdienst.

Die Finanzierung des Schlosses gelang in dieser Zeit unter anderem durch zahlende adlige „Feriengäste“, denen allerdings durch ein über der Speisetafel aufgehängtes vierseitiges Transparent unmissverständlich politische Äußerungen untersagt waren.

Im 19. und 20. Jahrhundert wurde das Schloss Hämelschenburg den Erfordernissen moderner Wohnkultur angepasst. So wurden 1845–1850 der hohe Wall an der West- und Ostseite entfernt und der Graben an der Nordseite zugeschüttet. Die Rotsandstein-Eindeckung wurde bis 1974 durch die leichtere Schieferdeckung ersetzt, und zusätzliche Dachgauben wurden eingefügt. Der originäre Verputz wurde abgeschlagen und das Bruchsteinmauerwerk sichtbar gemacht. Die ehemals außen liegende Pilgerhalle wurde nach innen verlegt und schließlich das ganze Schloss mit einer modernen Zentralheizung versehen. Diese Umbauten beeinträchtigen aber nicht das historische Erscheinungsbild.

 

An besonderen Feiertagen wird der 1604 von Anne und Georg Klencke gestiftete, reich mit Figuren aus der Glaubenslehre und Edelsteinen besetzte Abendmahlskelch und die dazugehörende schlichte Patene verwendet. Beide sind aus vergoldetem Silber.

Die St. Marienkirche kann samstags und sonntags von 15 bis 17 Uhr unter Aufsicht kostenfrei besichtigt werden. Mit der zeitlichen Einschränkung soll Diebstählen der Innenausstattung, wie sie in der Vergangenheit vorgekommen sind, vorgebeugt werden.


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Angela D.

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Kommentare zu diesem Ort



Angela D.
schrieb am 23.05.2017 um 19:24 Uhr
Hallo , ich bin Emmerthaler obwohl ich seid 2010 in Detmold wohne. Ich komme immer wieder gerne nach Emmerthal zurück und liebe die Weser und die Emmer . Schönes Weserbergland.

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