Kloster Hirsau
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Das Kloster Hirsau war ein Benediktinerkloster in Hirsau im Nordschwarzwald. Meist meint man damit die Anlage St. Peter und Paul. Im weiteren Sinn umfasst die Bezeichnung jedoch auch deren Vorläufer.

Hirsau war zeitweise eines der bedeutendsten Klöster Deutschlands. Es diente der cluniazensischen Reformbewegung sehr früh als deutscher Stützpunkt. Von hier ging eine Reihe von Klostergründungen aus, aber auch die Erneuerung bestehender Gemeinschaften nach der sogenannten Hirsauer Reform. Zum Zeitpunkt seiner Errichtung im späten 11.Jahrhundert war St. Peter und Paul das baulich größte Kloster im deutschsprachigen Raum. Während des Pfälzischen Erbfolgekriegs brannte die Anlage 1692 aus und verfiel dann.

Dank der als vorbildhaft empfundenen Lebensweise seiner Mönche und der Reformen des Abtes Wilhelm (ab 1069) hatte Hirsau großen Zulauf. St. Aurelius wurde daher innerhalb kurzer Zeit liturgisch und räumlich ungenügend. Häufiges Hochwasser der Nagold und möglicherweise auch der Wunsch nach Verdeutlichung des Machtanspruchs der Kirche im Investiturstreit ließen den Bau einer größeren, günstiger gelegenen Anlage geboten erscheinen.

1082 begannen die Bauarbeiten mit der Einebnung eines Plateaus auf der Aurelius gegenüber liegenden Nagoldseite. Die Weihe der Kirche erfolgte bereits 1091. Ab 1092 siedelte der Konvent vom Aurelius- ins Peter-und-Pauls-Kloster über. Die Fertigstellung aller Klausurgebäude zog sich jedoch noch bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts hin. Abt Wilhelm benutzte als architektonische Vorlage Cluny II, den sogenannten Maiolus-Bau. Dies geschah analog zur Übernahme der cluniazensischen Klosterregeln. Die Kirche war eine romanische, flachgedeckte, dreischiffige Säulenbasilika mit Querhaus und rechteckigem, mehrschiffigem Chor. Ihre Länge betrug zunächst 70 Meter. Ihr Langhaus umfasste neun Joche. Die beiden Westtürme, von denen nur noch der nördliche steht, waren ursprünglich nicht vorgesehen. Sie wurden im Jahre 1120 fertiggestellt und standen ursprünglich vor einem Atrium. Dieses erhielt in einer letzten Bauphase seine basilikale Überdachung. Das Langhaus verlängerte sich damit um 30 Meter auf 13 Joche. Südlich der Kirche schlossen sich um einen Kreuzgang herum Kapitelsaal, Kapelle, Speisesaal, Abthaus und andere Klausurgebäude an.[7][8]

Wie bei St. Aurelius entsprach auch bei St. Peter und Paul die Anordnung der Klausurgebäude weitgehend dem St. Galler Klosterplan, dem mittelalterlichen Idealbild eines Benediktinerklosters. Der Hirsauer Plan wurde im Zuge von Wilhelms Klosterreform selbst Grundlage für die sogenannte Hirsauer Bauschule mit zahlreichen Neugründungen im gesamten süddeutschen Raum.

Mitte des 15. Jahrhunderts erlebte Hirsau eine zweite wirtschaftliche und geistige Blüte. Es unterhielt Kontakte zur Melker Klosterreform und schloss sich 1458 der Bursfelder Kongregation an, einer monastischen Reformbewegung.[9][10]

1474 begann unter Erhaltung der Klosterkirche der Abriss der romanischen Klausurgebäude, die man bis 1516 durch gotische Neubauten ersetzte. Beteiligt waren u.a. die Meister Peter von Koblenz, Hans Spryß von Zaberfeld und Martin von Urach.[11]

1536 wurde im Zuge der Reformation der Konvent aufgelöst, 1556 das Kloster St. Peter und Paul in eine Evangelische Klosterschule umgewandelt. Im Dreißigjährigen Krieg kehrten noch einmal benediktinische Mönche aus Weingarten zurück. 1630–1651 wechselt der Besitz Hirsaus mehrfach zwischen katholischen und evangelischen Herren.[12]

1586–1592 ließen Württembergs Herzöge, südlich im Anschluss an die Klausur, anstelle des Abthauses ein dreiflügeliges Schloss im Renaissancestil erbauen.

Während einer Belagerung durch französische Truppen unter General Mélac im Pfälzischen Erbfolgekrieg gingen Schloss und Kloster 1692 in Flammen auf. Fehlten zunächst meist nur die Dächer, verlor die Anlage bis 1808 zunehmend auch Mauerwerk, das man u.a. für den Wiederaufbau von Calw verwendete.[13] Erhalten blieben zur Gänze nur die spätgotische Marienkapelle und der 37 Meter hohe romanische Eulenturm. Von Schloss und Kreuzgang stehen noch Umfassungsmauern. Von Kirche und Klausur sind lediglich Grundmauern geblieben. Im Ostflügel des Schlosses wuchs bis 1988 die von Ludwig Uhland besungene Ulme zu Hirsau.

Seit dem frühen 18. Jahrhundert nutzt die evangelische Kirchengemeinde Hirsaus die spätgotische Marienkapelle als Pfarrkirche. 1888–1892 überarbeitete der württembergische Oberbaurat Karl von Sauter sie im neugotischen Stil. Westwerk, Netzgewölbe und Farbgebung stammen aus dieser Zeit.[11]

Zwischen 1875 und 1988 erschlossen mehrere archäologische Grabungen das Klostergelände. Für die Münsterkirche konnten dadurch mindestens vier Bauphasen nachgewiesen werden.[14]

Von 1983 bis 1986 wurde der sichtbare Baubestand im Auftrag des Landesamts für Denkmalpflege Baden-Württemberg photogrammetrisch vermessen.[13]


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