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Festung Hohenasperg
von Wagner Tobias (Eigenes Werk) [CC-BY-SA-3.0-de], via Wikimedia Commons
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Die Festung Hohenasperg war von 1535 bis 1693 eine aktive Festung des Landes Württemberg auf dem Berg Hohenasperg, oberhalb der Stadt Asperg bei Ludwigsburg und Stuttgart. Sie dient seit Anfang des 18. Jahrhunderts als Gefängnis, in dem bis 1945 auch viele prominente „politische Gefangene“ inhaftiert waren. Seit 1968 ist es Vollzugskrankenhaus der baden-württembergischen Justiz.

In vorchristlicher Zeit, um 500 v. Chr., war der Hohenasperg keltischer Fürstensitz mit einer Fluchtburg. Zahlreiche keltische Grabstätten in der näheren Umgebung sind so ausgerichtet, dass sie freie Sicht auf den Hohenasperg bieten, beispielsweise das große Hügelgrab bei Hochdorf oder die Grabstätte an der Katharinenlinde bei Schwieberdingen. Einen ganz besonders guten Blick auf den Hohenasperg bietet das am südlichen Rand von Asperg liegende Kleinaspergle, von dem seit einer Grabung im Jahre 1879 bekannt ist, dass es sich um ein keltisches Hügelgrab handelt.

Um 500, nach dem Sieg der Franken über die Alemannen, wurde der Hohenasperg fränkischer Herrensitz und Thingstätte. Der damalige Name war „Ascisberg“.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Asperg bereits 819, als der Gaugraf Gozberg seinen dortigen Besitz dem Kloster Weißenburg im Elsass schenkt. Größere Bedeutung erlangte der Ort aber erst im 13. Jahrhundert mit der Gründung der bis 1909 selbstständigen Stadt Hohenasperg. 1510 erhält auch Asperg das Stadtrecht. 1519 kommt es durch Truppen des Schwäbischen Bundes unter Georg von Frundsberg zur Belagerung des Hohenaspergs, wo sich Herzog Ulrich von Württemberg aufhält.

Am 12. Mai 1525 wurde der Bauernführer Jäcklein Rohrbach vom Burgvogt des Aspergs gefangen genommen und dort bis zur Auslieferung an den Truchsess von Waldburg festgesetzt. Ab 1535 wurde der Berg als Festung ausgebaut, die Bewohner wurden an den Fuß des Berges umgesiedelt.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg 1634 bis 1635 von einer württembergisch-protestantischen Besatzung, verstärkt durch schwedische Truppen, gegen eine Belagerung durch kaiserliche Truppen verteidigt. Die Belagerung endete mit der Übergabe an die kaiserlichen Truppen.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg ging die Festung wieder in württembergischen Besitz über. Im Jahr 1675 ließ Herzog Wilhelm Ludwig das Eingangsportal zur Festung, das Löwentor, im Stil des Frühbarock als einzigen Zugang zur Festung errichten. Über dem Torbogen befindet sich eine Inschrift, die Jahreszahl und das vierteilige herzogliche Wappen.[1] 1688 und 1693 wurde der Hohenasperg durch französische Truppen besetzt, danach verlor die Anlage ihre Bedeutung für die Landesverteidigung und wurde Garnison und Staatsgefängnis. 1718 wurde Asperg in das Oberamt Ludwigsburg eingegliedert, aber bereits 17 Jahre später wieder Sitz eines eigenen Amtes. 1781 erfolgte dann die endgültige Eingliederung in das Oberamt Ludwigsburg.

Bereits seit mehreren Jahrhunderten wird die Festung Hohenasperg als Haftanstalt genutzt. Heute befinden sich dort das Justizvollzugskrankenhaus Hohenasperg sowie die Sozialtherapeutische Anstalt Baden-Württemberg.

Der Hohenasperg wurde vom späten Mittelalter bis in das 20. Jahrhundert nahezu ununterbrochen als Gefängnis für rechtmäßig verurteilte Straftäter als auch für „politische Gefangene“ verwandt.

Diese Nutzung ist dafür verantwortlich, dass der Asperg einem Bonmot zufolge „Württembergs höchster Berg“ ist: Es dauere nur fünf Minuten um hinauf zu kommen, aber Jahre um wieder herunter zu gelangen. Aufgrund der vielen, teilweise auch politisch aktiven, inhaftierten Intellektuellen vom 18. bis ins 20. Jahrhundert nannte der Volksmund die Festung auch „Hausberg der schwäbischen Intelligenz“. Andere zur politischen Funktion der Festung typische Bezeichnungen des Volkes waren mitunter Demokratenbuckel, Tränenberg, und der Satz „Auf den Bergen wohnt die Freiheit, auf dem Asperg aber nicht“.[2]

Einer der ersten Gefangenen war Hartmann I. von Grüningen. Nach seiner Gefangennahme am 6. April 1280 wurde er auf dem Hohenasperg inhaftiert wo er nach einem halben Jahr Haft verstarb.

1498 ließ Herzog Eberhard, der unter anderem wegen seiner Verschwendungssucht Probleme mit vielen Schichten bekam, Hans von Stetten auf dem Hohenasperg inhaftieren.

In Folge des privat motivierten Mordes Ulrich von Württembergs an seinem Stallmeister Hans von Hutten kam es zu harten Kämpfen innerhalb der adligen Führungsschichten, in dessen Folge auch der Vogt von Weinsberg, Sebastian Breuning, am 20. November 1516 verhaftet wurde. Die durch Folter erpressten Geständnisse zur Anklage einer konstruierten Majestätsbeleidigung führten zu einem Justizmord, der am 11. Dezember 1516 durch Hinrichtung besiegelt wurde.[3][4]

Im Jahr 1737 wurde Joseph Süß Oppenheimer, der Finanzberater des württembergischen Herzogs, verhaftet, sieben Monate auf dem Hohenasperg inhaftiert, und 1738 als Opfer eines auch antijudaistisch motivierten Justizmordes in Stuttgart hingerichtet.

Am 16. September 1756 ließ Herzog Carl Eugen die Kammersängerin und Vertraute seiner Ehefrau, Marianne Pirker, verhaften. Sie hatte den Fehler gemacht, Elisabeth Friederike Sophie von Brandenburg-Bayreuth zu offen von den Seitensprüngen ihres Gatten zu berichten. Nach anderthalb Monaten Haft auf der Festung Hohentwiel wurde sie auf den Hohenasperg verbracht, wo sie bis Ende 1764 inhaftiert blieb.

Der Tübinger Oberamtsmann Johann Ludwig Huber hatte in einer Versammlung die Bürger seiner Stadt dazu aufgefordert, ihre Zustimmung zu einer von Herzog Carl Eugen für militärische Zwecke geplanten Vermögenssteuer zu verweigern. Daraufhin wurde er am 21. Juni 1764 verhaftet und ohne Verhör oder eine förmliche Verurteilung auf den Hohenasperg gebracht, wo er ein halbes Jahr verblieb.[5] Über dreißig Jahre später erinnerte sich Huber an diese Zeit:
„Wir sind unschuldige Leute: aber sind als Rebellen hieher gebracht, weil wir behauptet haben und izt noch behaupten: daß das bekannte Steuer-Projekt unrechtmäßig, unmöglich und aunausführbar sei.“[6]

Weit über die Grenzen Württembergs hinaus wurde der Asperg bekannt, als der Dichter Christian Friedrich Daniel Schubart hier von 1777 bis 1787 ohne Verhör, Anklage oder Urteil inhaftiert war.[7] Zur Erinnerung an ihn fand 1939 in den Kasematten eine Ausstellung zu seinem 200. Geburtstag statt. Außerdem ist die Restaurationseinrichtung (Schubart-Stuben) auf dem Hohenasperg nach ihm benannt. Schubarts Schicksal vor Augen, verfasste Friedrich Schiller sein Drama Die Räuber - und entging selbst einer möglichen Festungshaft auf dem Hohenasperg durch Flucht nach Mannheim in der benachbarten Kurpfalz.

In der Regierungszeit des Königs Friedrich von Württemberg befanden sich vor allem Deserteure, Militärsträflinge und Separatisten (Radikaler Pietismus) aus dem Umfeld der radikalpietistischen Gruppe von Rottenacker auf dem Hohenasperg.

Weitere Inhaftierte auf dem Hohenasperg waren der Schriftsteller Berthold Auerbach, der hier in den Jahren 1837-1838 einsaß, der Nationalökonom Friedrich List (1824/1825), Friedrich Kammerer (1833), der Arzt und Dichter Theobald Kerner (1850-1851), der Theologe Karl von Hase, der Satiriker Johannes Nefflen, der Dichter Leo von Seckendorff, der Schriftsteller Theodor Griesinger und zahlreiche weitere, meist politische Häftlinge, die in der Regel wegen ihrer antimonarchistischen Haltung ins Gefängnis kamen.

Im Rahmen der Nationalbewegung von 1848/49 wurden vermehrt Personen auf dem Hohenasperg inhaftiert. Einer der ersten war der Redakteur der radikalen Heilbronner Zeitung Neckardampfschiff, Adolf Majer, der in einer öffentlichen Versammlung den gewaltsamen Umsturz der Regierung gefordert hatte. Angesichts der steigenden Anzahl nur kurzfristig festgehaltener politischer Untersuchungsgefangener installierte das Innenministerium im Oktober 1848 ein eigenes Untersuchungsgericht auf der Festung.[8]

Während des deutsch-französischen Krieges 1870/71 waren kurzfristig fast 900 französische Kriegsgefangene auf dem Hohenasperg interniert.

1887/88 wurde auf dem Areal der Festung Hohenasperg auch ein Wasserturm errichtet, der auch Antennen für den Polizeifunk trägt.

Seit 1894 befindet sich auf dem Hohenasperg ein Gefängnis für den zivilen Strafvollzug. Inzwischen ist dort das Zentralkrankenhaus für den Baden-Württembergischen Strafvollzug untergebracht.

Zu Beginn der Zeit des Nationalsozialismus im Frühjahr und Sommer 1933 wurden zahlreiche katholische, sozialdemokratische und kommunistische Hitlergegner inhaftiert, und auch gefoltert.[9] Darunter war auch der württembergische Staatspräsident Eugen Bolz[10], der 1945 während der Aktion Gitter in Berlin ermordet wurde. Mindestens 101 Gefangene, von denen 20 Namen durch die Ludwigsburger VVN ermittelt wurden, starben aufgrund des extrem harten Strafvollzugs. Ihrer wird mit einer Gedenktafel auf dem Gefangenenfriedhof gedacht.[11]

Die Festung Hohenasperg wurde zeitgleich zu den nationalsozialistischen Verbrechen auch als Ort einer Ausstellung zum 200. Geburtstag von Christian Friedrich Daniel Schubart im Jahr 1939 und als Touristenattraktion verwandt. Dazu wurde ein Vertrag zwischen der Stadt und dem Zuchthaus zwecks Überlassung des Aussichtsturms und der Kasematten für die Zwecke des Fremdenverkehrs geschlossen.[12]

Aufgrund der stark erhöhten Anzahl von Sterbefällen unter den Inhaftierten durch Tuberkulose und nationalsozialistische Morde lehnte die Stadt Asperg die Beerdigung der Toten auf dem städtischen Friedhof wegen Platzmangels ab. Deshalb wurde an der Nordseite des Berges ein anstaltseigener Festungsfriedhof angelegt.[13]

Für die ersten zentral geplanten Deportationen von Sinti und Roma aus ganz Südwestdeutschland westlich des Rheins (Mainz, Ingelheim, Worms) im Mai 1940 wurde das Gefängnis als Zwischenstation für ganze inhaftierte Familien genutzt. Die Deportation erfolgte mit einem Sonderzug, die Familien wurden unter Polizeibewachung zu Fuß vom Bahnhof durch das Dorf eskortiert. Im Gefängnis fand eine abschließende Untersuchung und Begutachtung durch die „Forschungsstelle Ritter“ statt, die über das Schicksal der Verhafteten entschied. Die weitere Deportation führte in das Generalgouvernement. Wer nicht als „Zigeuner“ klassifizierbar war, wurde nicht weiter deportiert.[14] Zumindest bis zu Anfang 1943 wurde das Gefängnis als Durchgangsstation für Sintifamilien in andere KZs genutzt. Die weitere Deportation führte ins „Zigeunerfamilienlager“ des KZ Auschwitz-Birkenau, wo die Häftlinge ermordet wurden (Vernichtungslager).[15]

In der Endphase des Krieges wurde auch vom Hohenasperg und von der Ortschaft Asperg aus Artilleriefeuer auf an der Enz liegende feindliche Stellungen gerichtet. Der Ort selber wurde von Fliegern angegriffen und mit Artilleriebeschuss belegt, wobei 12 Einwohner umkamen und einige Häuser beschädigt wurden. Der Bürgermeister versuchte vergeblich, den auf der Festung Hohenasperg residierenden Kampfführer dazu zu bewegen, mit seiner Batterie abzuziehen. Er wurde der Sabotage beschuldigt und vor ein Standgericht gestellt.

Nach dem Abzug der deutschen Verbände wurde der Hohenasperg am 21. April 1945 von einer französischen Infanteriekompanie besetzt.[16] Im Juli 1945 wurde die Festung der amerikanischen Verwaltung übergeben und bis 1947 als Internierungslager I. C. 76 zur Entnazifizierung und Umerziehung verwandt.

Am 1. April 1947 übernahmen deutsche Behörden den Hohenasperg dann als Strafanstalt und Zentralkrankenhaus für den (baden-)württembergischen Strafvollzug. 1968 wurde Hohenasperg Vollzugskrankenhaus. Eine Besichtigung des Inneren ist deshalb aus sicherheitstechnischen Gründen nicht möglich. Ein Fußweg entlang der inneren Festungsmauer erlaubt allerdings an manchen Stellen einen Blick in das Innere der Anlage.

Vom 2. bis 21. August 1995 saß Peter Graf, Vater der Tennisspielerin Steffi Graf, dort während der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Mannheim gegen ihn und (zuerst auch) seine Tochter wegen Steuerhinterziehung aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes im Vollzugskrankenhaus in Untersuchungshaft ein, bevor er in die Justizvollzugsanstalt Mannheim verlegt wurde.[17]


Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Festung Hohenasperg aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.

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