Verfasst am: 09.01.2013 23:16
Das Lagerfeuer
Ein ganz normaler Morgen auf dem Heerlager, nach einem ganz normalen Aufbau, mit einem ganz normalen Tavernenbesuch mit einer ganz normalen hochmittelalterlichen Tavernenschlägerei!
Ein ganz normaler Morgen halt.
Wir Recken leiden etwas, entweder durch die Menge des getrunkenen Kupferfarbendes, oder durch die Anzahl der Schläge, welche wir abbekommen haben.
Den Frauen und Kindern jedoch scheint es an nichts zu mangeln! Und, dass ist uns wichtig! Schließlich ist es unsere Aufgabe sie zu beschützen und dafür zu sorgen, dass es ihnen gut ergehe. Und dass uns das in der vergangenen Nacht wieder einmal gelungen war, bestätigt ein Blick in ihre glücklichen Gesichter!
Da noch keine Touris (wird ausgesprochen wie „Gäste oder Marktbesucher“) auf dem Gelände sind, trinken wir unser Wasser direkt aus der Plastikflasche.
„Um 11 Uhr ist Markteröffnung, um 12 Uhr Aufmarsch der Heerlager.“ Liest Nanette aus dem Programm vor. Das rechte Auge zugekniffen blicke ich, in der Hoffnung, die Uhrzeit durch meinen hämmernden Kopfe zu erkennen, in die Sonne. Nix passiert, außer, dass das Zukneifen beider Augen den Kopfschmerz einschränkt. „ in der Taverne gibt es Frühstück.“ ließt Nanette weiter. „Bis 11.00 Uhr.“-„Dann lass uns mal aufraffen und ein gutes Frühstück einnehmen.“ schlägt Sven vor. Essen ist gleich nach dem Trinken seine Lieblingsbeschäftigung. Gerne folgen wir seinen Aufruf, und schlürfen Richtung Taverne. Auf dem Weg entdecken wir einige Lager, die ausschauen, als ob sie in einer mitternächtlichen Nacht und Nebelaktion zusammengeflickt wurden. Keiner von uns kann sich ein Grinsen verkneifen.
Ein großer Tisch wurde gerade leer, so dass wir Siebeneinhalb zusammen sitzen und frühstücken können. Wir Männer gehen in die Taverne und kommen reich beladen mit Kaffee, Kakao, Brötchen, Butter, Eiern und was das Zeug hält heraus und die erste Mahlzeit des Tages wird zu einer waren Schmauserei.
Kleiner Alarm! Es ist 10.30 Uhr. In einer halben Stunde Öffnet der Markt seine Pforten, dann müssen die Pappbecher von den Tischen verschwunden sein. Schnell noch das letzte halbe Brötchen reingestopft und alle zusammen zurück zum Lager, um die verräterischen Spuren der letzten Nacht zu beseitigen. Plastikflaschen, Aschenbecher und Chips -Tüten haben ab jetzt nichts mehr auf dem Lagerplatz zu suchen. Ein bisschen Atmosphäre schaffen, für die Marktbesucher.
Die ersten Gäste sind bereits unterwegs, und der Olaf, unser „Erzählbär“, erklärt bereitwillig warum die Pfeilspitzen so verschieden aussehen und das eine Hellebarde bald genauso viele Funktionen zu bieten hat, wie ein Schweizer Messer. Interessiert hört ihm das Publikum zu und lässt sich gern in eine andere Zeit versetzen.
Die Schergen des Marktvogts sind unterwegs und tun kund, dass in einer viertel Stund’ Treffen der Heerlager an der Bühne sei, und um zahlreiches Erscheinen gebeten würde.
Der Freiherr war der erste von uns, der in seinem Waffenrock bereit stand, und den Rest unseres Lagers drängte, sich ebenfalls passend für den Umzug zu kleiden.
„Einer bleibt im Lager, wegen der Feuerwache!“ ordnete er an. Ein prüfender Blick sagte mir, dass noch kein Lagerfeuer brannte, und ich stellte seine Anordnung in Frage. „Warum Feuerwache, wenn keins brennt?“ erdreiste ich mich zu fragen. „Weil uns nach dem Umzug, lieber Knut, bestimmt nach einem heißen Becher köstlichen Arabertrunkes sein wird. Und dafür muss das Feuer brennen.“ Keine Frage wen er auserkor, die Brandwache zu übernehmen und das Feuer in Gang zu bekommen. Als wenn ich mich nicht auch auf den Umzug gefreut hätte…
Dienst ist Dienst!
Man wünschte mir gutes Gelingen und ich meinen Freunden Viel Spaß und wir verabschiedeten uns für eine kleine Weile.
Ich nahm mir also das Beil, und zerhackte einige Scheite Pappelholz um eine Grundlage für ein gutes Feuer zu bekommen. Das Anmachholz stellte ich spitz nach oben zusammenlaufend in die Feuerschale und wollte gerade in das Vorratszelt gehen um ein wenig Papier und Brandbeschleuniger zu holen, als ich eine kleine Gruppe bemerkte, die an meinen Bemühungen recht interessiert schien. Ein Recke, der vielleicht 30 Lenze zählte und eine Handvoll Burschen, die ich um die 8 acht Jahre schätzte. Alle trugen seltsame Uniformen. Als der Recke etwas von Fähnlein sagte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Pfadfinder!
Ich grüßte freundlich in ihre Richtung und der Mann kam gleich einige Schritte auf mich zu. „Wir üben gerade das Feuermachen in der Wildnis, ohne Feuerzeug und Streichhölzer“ erklärte er mir, „und da sind wir doch bestimmt bei euch an der Richtigen Adresse. Taschendrachen gab es doch nicht um 1300!“ Irgendwie kam es mir vor, als ob er mich hämisch angrinste.
Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn.
Mittlerweile tönten die Dudelsäcke über dem Platz. Der Umzug muss begonnen haben. Einige der Burschen blickten interessiert in Richtung Bühne, wo sich die Heerlager in Bewegung setzten. Andere blickten auf die Feuerschale um zu beobachten wie ich denn nun das Lagerfeuer in Gang bekäme. Ich jedoch schaute an allen vorbei, und hoffte, dass trotz klarem Himmel genau vor meinen Füßen der Blitz in die Feuerschale einschlüge. Aber nichts dergleichen geschah.
Der kleinste von allen, ein strohblonder Bub, kam auf mich zu und fragte, ob er es auch einmal probieren dürfe, das Feuer anzuzünden. Fragend blickte ich zu dem Recken, der nickend zustimmte. Mir fielen mehrere Steine vom Herzen, ich fühlte mich zufrieden und frei und schwor mir, wenn dem Knaben das gelänge, würde ich das Fähnlein auf eine Portion Eis einladen. Der Junge ging los, zupfte ein wenig trocknes Gras und stopfte es unter das Holz. Dann zog aus seiner Tasche ein Vergrößerungsglas, bündelte damit die Strahlen der Sonne und das Heu fing an zu qualmen. Er pustete vorsichtig in die Feuerschale und innerhalb weniger Minuten brannte es lichterloh.
Mittlerweile war der Umzug der Heerlager soweit fortgeschritten, dass sie jetzt gleich an unserem Lager vorbeikommen würden. Der Banner von „Crackashardt„ wurde von Olaf getragen. Geleitet von Michael und Sven. Die Frauen und Kinder folgten in kurzem Abstand. Ich erklärte dem Fähnleinführer kurz, dass es sich um die Bewohner unseres Lagers handeln würde, die mir so freundlich zuwinken, und das Fähnlein schloss sich dem Tross an um ihn zum Marktplatz zu geleiten.
Ich nutzte die Zeit das Kaffeewasser aufzusetzen, und stellte mich vor das Lager um eine Zigarette zu rauchen.
Im Hintergrund hörte ich der Feierlichkeit zur Markteröffnung zu.
Das Wasser war noch nicht heiß, als meine Freunde zurück zum Lager kamen. Sie hatten eine Pfadfindergruppe im Gepäck, die alle an einem großen Eis leckten.
Ich fragte den Fähnleinführer, ob es denn so was wie eine Gemeinschaftskasse gäbe, das Eis würde ich liebend gerne ausgeben.
Als wir später gemeinsam bei einem Becher Kaffee saßen und entspannten, bemerkte der Michael in die Runde, dass das Feuermachen „Kinderleicht“ ist.
Ich schätze, man lernt nie aus….
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